Manche tragen Diamanten auf der Schuhsohle: Paul Simon in Südafrika.
Großes erwächst erst aus der Niederlage: Paul Simons Meilenstein GRACELAND entwickelt sich am Ende einer mehrjährigen Karrieretalsohle. Die kennzeichnet sich in der ersten Hälfte der achtziger Jahre nicht etwa durch ein Kreativtief, sondern schlicht durch die musikalische Übermacht der rebellischen Jugendbewegung Punk, ihrem Ableger New Wave und eine neue Generation, die mit Simons vermeintlichem Hippie-Studenten-Idyll ideologische Schwierigkeiten hat. Rund 14 Millionen Einheiten verkauft das zum überwiegenden Teil in Südafrika eingespielte Comebackwerk, das Preise zuhauf aberntet und für Konsensstimmung sorgt. Doch Paul Simon erhält für die ohnehin nicht unbedingt neue Fusion aus afrikanischer Folklore und westlichen Popstrukturen – Serge Gainsbourg etwa experimentierte damit auf Couleur Café schon in den sechziger Jahren – nicht nur einhelliges Lob. Für die monatelangen Aufnahmen umgeht er schlicht das seinerzeit von der UNO empfohlene Verhalten in einem Land mit strikter Apartheidpolitik und unterdrückter Demokratie. Von seiner damals nicht ganz astreinen Political Correctness fühlt sich Simon noch heute verfolgt, wie die aktuelle DVD-Dokumentation „Under African Skies“ von Regisseur Joe Berlinger eruiert, die der opulenten 25TH ANNIVERSARY DELUXE EDITION in Hardcoverbox inklusive 80-seitigem Buch, Textheft sowie Poster beiliegt. Doch letztendlich sind es doch Duette wie ›Under African Skies‹ mit Linda Ronstadt, ›Graceland‹ mit den Everly Brothers oder die vom A cappella-Chor Ladysmith Black Mambazo verfeinerten Tracks ›Diamonds On The Sole Of Her Shoes‹ und ›Homeless‹, die sich im kollektiven Gedächtnis gespeichert haben. Aus dem Jahr 1987 stammt der Konzertmitschnitt „Graceland: The African Concert“ im Rufaro Stadium in Harare, Zimbawe, auf zweiter DVD mit den Gästen Miriam Makeba, Hugh Masekela und Ladysmith Black Mambazo.