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Ozzy Osbourne: Rückkehr aus der Hölle

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Ozzy Osbourne: Rückkehr aus der Hölle

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Ozzy OsbourneNach seinem unrühmlichen Aus bei Black Sabbath fühlt sich Ozzy Osbourne wie tot. Ende der Siebziger ist der Sänger abgeschrieben, versinkt tief in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen. Doch mit Hilfe von Menschen wie seiner Managerin und späteren Ehefrau Sharon Arden oder dem Ausnahme-Gitarristen Randy Rhoads schafft er es, als Solokünstler eine zweite Welt­karriere zu starten. Ein Einblick in die seelischen Abgründe des britischen Superstars.

Sommer 1979, es ein typischer Spätnachmittag in Kalifornien. Das Thermometer steht auf 27 Grad, die Menschen in West Hollywood bereiten sich gemächlich auf einen weiteren lauen Abend vor. In einem Raum je­­doch bleibt der allmähliche Wechsel von Tag zu Nacht unbemerkt. Denn durch die zugezogenen Gardinen dringt kein Sonnenstrahl ins Innere des angemieteten Zimmers im „Le Parc“-Hotel, 733 North West Knoll Drive. Schon seit Wochen sind die Vorhänge nicht ein einziges Mal geöffnet worden, ganz so, als wäre der Gast ein Geist, kein Mensch aus Fleisch und Blut.

In der Suite sorgt das flackernde Licht des Gaskamins für eine schummrig-fahle Atmosphäre. Von der Hitze des Asphalts, die draußen auf die Lunge drückt, ist hier nichts zu spüren – die Klima-Anlage dröhnt auf höchster Stufe, wirbelt eisige Luft herum, die nach Rauch, abgestandenem Alkohol und Essensresten stinkt. Überall liegen leere Schnapsflaschen und Bierbüchsen herum. Auch zerknüllte Shirts, verschmierte Pizzakartons und überfüllte Aschenbecher fehlen nicht. Ein Stillleben des Grauens, in dessen Mitte ein Mann sitzt: Ozzy Osbourne. Meist betrunken, wahlweise auch noch zugeraucht oder überdreht vom Kokain. Die reale Welt ist weit, weit weg.

Dabei hat er noch vor wenigen Monaten gedacht, dass ihm alles gelingen kann. Osbourne ist der Sänger von Black Sabbath, einer der größten, erfolgreichsten Rockbands dieser Zeit. Die Gruppe ist seit über zehn Jahren im Geschäft, und obwohl die Kritiken zu den letzten beiden Alben TECHNICAL ECSTASY und NEVER SAY DIE nicht so euphorisch ausgefallen sind wie zu den ersten sechs Werken, verkaufen sich die Platten nach wie vor noch blendend.

Doch dann kommt der 27. April 1979. Ein warmer Frühlingstag, doch für Osbourne einer der schwärzesten seines Lebens. Die Band probt in Los Angeles. Es gilt, die Songs für die nächste Studioscheibe zurechtzufeilen. Doch nichts geht vorwärts, mal wieder. Ozzys exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum verhindert produktives Arbeiten. Er wird gefeuert.

„Ich war auch nicht schlimmer als alle anderen bei Black Sabbath“, verteidigt sich Osbourne auch heute noch, mehr als 30 Jahre später. „Zu behaupten, dass allein wegen meiner Suchtprobleme keine vernünftigen Songs zu Stande kamen, ist kompletter Blödsinn!“

Doch seine Kollegen sehen das anders. Sie treffen ihre Entscheidung – und weigern sich, diese zu revidieren. Ozzy, zu diesem Zeitpunkt gerade mal 30 Jahre alt, hat das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Er denkt, dass alles aus ist.

Don Arden, Black Sabbaths damaliger Manager, nimmt sich der traurigen Gestalt an. Ausgerechnet er, der als harter Hund im Business bekannt ist und den Spitznamen „Al Capone des Pop“ trägt, kümmert sich um den geschassten Sänger und bucht ihn im „Le Parc“-Hotel ein. Osbourne soll sich erst einmal beruhigen, seine Gedanken ordnen und dann neue Pläne schmieden. Doc

h statt mit frischem Mut neue Aufgaben anzugehen, zieht sich Ozzy mehr und mehr zurück, versteckt sich vor der Welt. Die Demütigung macht ihm schwer zu schaffen, er fällt in eine tiefe Depression. Seine Frau Thelma kann ihm nicht helfen, sie wohnt mit den beiden gemeinsamen Kindern Jessica und Louis John sowie Elliot, ihrem Sohn aus einer früheren Beziehung, in England, ist also weit weg. Osbourne wählt daher eine andere Methode, dem Schmerz zu entfliehen – die Betäubung. Darin hat er bereits Erfahrung, denn Alkohol, Kokain und Marihuana sind inzwischen zu treuen Begleitern des Sängers geworden. Und sollte die Wirkung nachlassen, darf es zur Abwechslung auch mal ein One-Night-Stand sein – der lenkt schließlich auch für einige Minuten von den Problemen ab.

Ozzy öffnet die Hotelzimmertür nur für folgende Personen: Drogendealer, Pizza-Boten, Alkohol-Lieferanten und Groupies. „Ich bin einfach den ganzen Tag herumgesessen und habe mich zugeballert“, versucht Osbourne seinen damaligen Alltag in Worte zu fassen. „Ich konnte an nichts anderes denken als an Black Sabbath. An diese große, erfolgreiche Band, zu der ich nun nicht mehr gehörte. Es war vorbei. Also beschloss ich, Abschied zu nehmen, mich noch mal richtig zuzudröhnen und so viele Ladies wie nur möglich zu vögeln. Dabei habe ich keine einzige von ihnen flachgelegt – ich war nämlich so dicht, dass gar nichts mehr ging. Und dann trat plötzlich Sharon in mein Leben.“

Sharon ist die Tochter von Don Arden. Sie arbeitet im Büro ihres Vaters in Los Angeles und kennt Ozzy bereits flüchtig – vor knapp zehn Jahren haben sich die beiden in Ipswich das erste Mal getroffen, der Kontakt ist danach jedoch eingeschlafen. Sharon, die den Großteil ihrer 27 Lebensjahre im Dunstkreis von Rockmusikern verbracht hat, teilt die Einstellung ihres Vaters, was das Geschäftliche angeht: Sie ist fleißig und lässt sich nicht auf der Nase rumtanzen – vor allem nicht von Künstlern.

Doch als sie Ozzy im „Le Parc“-Hotel besucht, ist sie schockiert: Der Sänger sieht ganz anders aus, als sie ihn in Erinnerung hat. Hinzu kommen die erbärmlichen Umstände, unter denen er haust. Sharon beschließt, sofort einzugreifen. „Er sah fürchterlich aus”, erinnert sich die heute 58-Jährige. „Ozzy hatte sich seit Wochen nicht rasiert und auch seine Klamotten nicht gewechselt. Er stank grauenvoll, und seine Hose war voller Flecken. Um es auf den Punkt zu bringen: Es brach mir fast das Herz, ihn so zu sehen. Ein wirklich trostloser Anblick.“

Sharon nimmt sich Ozzy zur Brust und stellt ihm in Aussicht, dass sie und ihr Vater Osbournes Management übernehmen – wenn sich Ozzy zusammenreißt, clean wird und seine Solokarriere energisch vorantreibt. Der abgewrackte Vokalist kann es zunächst nicht fassen – und ist zudem so am Ende, dass er kaum ein Wort herausbringt. Als Sharon ihm das Angebot unterbreitet, stammelt er. „Managen? Mich?“

Doch auch wenn er nicht überschwänglich reagieren kann: Ozzy Osbourne beißt die Zähne zusammen und arbeitet an seinem Comeback. Kaum jemand im Musikbusiness glaubt, dass er es schaffen wird. Doch es klappt – und zwar mit Hilfe von Sharon, die ihn ab 1980 als alleinige Managerin betreut und zwei Jahre später seine Frau wird. Ebenfalls an Ozzys Seite: der 23-jährige Gitarrist Randy Rhoads, der mit seinem unglaublichen Talent dafür sorgt, dass Osbournes erste Soloplatten BLIZZARD OF OZZ (1980) und DIARY OF A MADMAN (1981) zu den erfolgreichsten Hardrock-Alben der frühen Achtziger zählen.

„Randy war ein unglaublich guter Gitarrist“, lobt Osbourne seinen verstorbenen Freund, der am 19. März 1982 bei einem Flugzeugabsturz verstarb. „Noch wichtiger ist aber, dass er ein liebenswerter, lustiger Zeitgenosse war, der mir sehr viel bedeutet hat. Sein Tod ist die größte Tragödie meines bisherigen Lebens.“

Rhoads und Osbourne lernen sich wenige Wochen nach Sharons Angebot im „Le Parc“-Hotelzimmer kennen. Ozzy ist dabei, eine Band zusammenzustellen und macht sich auf die Suche nach geeigneten Musikern. Neben Randy Rhoads spielen auch deutliche bekanntere Rocker vor – unter ihnen z.B. Gary Moore, der gerade Thin Lizzy verlassen hat. „Die Chemie zwischen mir und Gary stimmte einfach nicht“, rekapituliert Osbourne die Session. Doch selbst Rhoads überzeugt seinen späteren Arbeitgeber und Freund nicht auf den ersten Blick. Ozzy liegt im Proberaum auf dem Sofa, als der Gitarrist das Zimmer betritt. Der Sänger mustert ihn von der Seite und denkt: „Was zum Teufel ist das denn für ein Kerl?“ Randy ist ein schmächtiger Kerl, der zerbrechlich rüberkommt – auf Osbourne wirkt er „fast wie ein Mädchen, weil er so klein war und noch nicht mal 50 Kilo wog“. Doch als Rhoads seine Gitarre einsteckt und loslegt, sind diese Gedanken wie weggefegt: „Ich dachte nur: ‚Entweder ich habe wirklich hervorragendes Equipment – oder der Typ ist wirklich unfassbar gut!‘“

Es stellt sich schnell heraus, dass Letzteres der Fall ist. Hinzu kommt, dass die beiden perfekt harmonieren, und zwar in mehrerlei Hinsicht. Rhoads ist acht Jahre jünger als Osbourne und lebt noch im Haus seiner Mutter. Er hat eine klassische Musikausbildung genossen, spricht nur leise und trinkt selten Alkohol. Ozzy ist das komplette Gegenteil. „Wir haben uns von Anfang an blendend verstanden. Ein bisschen wie im Film ‚The Odd Couple‘ – wir waren ja auch ein seltsames Paar, irgendwie“, rekapituliert Osbourne. „Wenn Randy mal etwas Hartes trank, dann einen ekligen Cocktails namens ‚Golden Cadillac‘. Da ist Galliano (italienischer Kräuterlikör, Anm.d.Red.), weiße Crème de Cacao und Sahne drin. Nachdem er sich ein paar davon genehmigt hatte, kicherte er die ganze Zeit albern herum. Schon komisch. Aber in Sachen Musik schwammen wir hundertprozentig auf einer Wellenlänge. Randy war der Gitarrist, der mich in meiner Arbeit unterstützte. Bei Black Sabbath lief es immer so ab: Wenn ich eine Riff-Idee nicht gut fand, aber keinen besseren Vorschlag anbringen konnte, musste ich mich geschlagen geben und dazu singen. Sie sagten dann zu mir: ‚Mach schon, leg deine Vocals über den Song und fertig.‘ Randy tat das nie – er hatte immer viel Geduld mit mir.“

Zu dem Zeitpunkt, als Rhoads bei Osbourne anheuert, ist er offiziell noch Mitglied bei den L.A.-Rockern Quiet Riot. Die ersten Rehearsals mit Ozzy finden also im Geheimen statt. Mit von der Partie sind neben dem Duo auch noch Drummer Frankie Banali und Bassist Dana Strum. Kurz nach der Proben-Premiere fliegt Osbourne nach Großbritannien, er will nach Hause zu seiner Familie. Seine Frau wartet auf ihn, und Ozzys Beziehung zu Sharon ist ausschließlich geschäftlicher Natur.

Doch das beschauliche Dasein im Kreis seiner Lieben ist Osbourne nicht genug. Er geht oft aus, genießt das Londoner Nachtleben. Im September besucht er den „Music Machine“-Club und trifft dort Bob Daisley. Der 30-Jährige ist der Prototyp des lässigen Australierers, er redet gern und feiert gern.

Zudem kann er rocken – das hat er als Bassist von Rainbow bewiesen. Er und Ozzy teilen denselben Humor, und im Lauf der Zeit freunden sie sich an. Allerdings traut Daisley dem Frieden anfangs nicht so recht – Osbourne eilt nämlich nicht gerade der beste Ruf voraus. „Ozzy flog bei Black Sabbath raus, weil er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Demzufolge zählte er nicht gerade zu den vertrauenswürdigsten Personen im Rockbusiness“, so Daisley. Dennoch willigt der Basser ein, auf Osbournes Soloalbum mitzuwirken – eine Jamsession in Ozzys Haus in Stafford hat ihn überzeugt.

Im November beginnt die heiße Phase: Randy Rhoads kommt nach London. Im Büro von Don Ardens Firma Jet Records treffen der Gitarrist und Daisley erstmals aufeinander. Und Bob geht es beim ersten Anblick von Rhoads ähnlich wie Ozzy wenige Monate zuvor: Er schätzt ihn komplett falsch ein. „Randy trug enge, auf den Leib geschneiderte Klamotten, sein Haar war perfekt gestylt, zudem hatte er lange, manikürte Fingernägel. Ich dachte daher sofort: ‚Ist der Typ schwul?‘“, gibt Daisley lachend zu Protokoll. „Doch es dauerte nicht lange, bis ich herausfand, dass das definitiv nicht der Fall war…“ Zudem findet der Bassist rasch heraus, dass er ein echtes Musik-Genie vor sich hat.

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