Robert Fripp ist ein arbeitswütiger Kerl. Ständig schraubt der Gitarrist und King Crimson-Imperator an irgendwelchen Projekten. Zuletzt, im Juni und Juli, hing der Brite im Studio seines Kumpans Steven Wilson (u.a. von Porcupine Tree und Blackfield) herum, mit dem er den Backkatalog von King Crimson sowohl in Stereo als auch für 5.1-Surround-Soundsysteme neu abmischt. Eine Mammutaufgabe, die sich inzwischen aber langsam dem Ende zuneigt, haben sich Fripp und Wilson doch kürzlich das ‘81er-Album DISCIPLINE vorgenommen.
Doch der 65-jährige Fripp arbeitet nicht nur seine Vergangenheit auf: Im Februar 2009 traf er mit dem englischen Gitarristen Jakko Jakszyk zu losen Improvisations-Sessions. Die beiden schwangen auf einer Wellenlänge, und so war schnell klar, dass mehr daraus werden würde. Spätestens als Saxofonist Mel Collins (der zuletzt 1974 mit Fripp gespielt hatte) da-zustieß, war klar: Das hier wird ein King Crimson ProjeKct. Nach den ProjeKcten 1-4 (1997-99), THE CON-STRUKCTION OF LIGHT (2000) und ProjeKct 6 (2006), bei denen Fripp mit King Crimon-Musikern und -Bekannten experimentierte, geht die Truppe und ihr Album A SCARCITY OF MIRACLES nun als ProjeKct 7 in die Annalen.
Unterstützung erhielten die drei von Bassist Tony Levin und Porcupine Tree-Schlagzeuger Gavin Harrison, die beide schon 2008 bei der zwischenzeitlichen King Crimson-Reunion an Bord waren und ihre Parts für die sechs Songs der neuen CD in ihren Heimstu-dios einspielten. „A SCARCITY OF MIRACLES ist ei-nes meiner Lieblingsalben, auf denen ich ein bestim-mendes Element bin“, schrieb Fripp in seinem Web-Tagebuch. „Es hat zwar das King Crimson-Gen, klingt aber nicht wie King Crimson.“ Wo er Recht hat: Denn mit Songlängen zwischen 4:47 und 9:02 Minuten und Collins‘ betörenden Saxofon-Soli geht die Scheibe durchaus als Extended Version von Stings ›An En-glishman In New York‹ durch. 2011 gibt‘s keinen Prog Rock von Fripp, sondern eher Prog Soul.