Die Deutschen erfinden sich auf TO THE END völlig neu.
Ursprünglich sollte TO THE END im Frühjahr 2012 erscheinen. Doch Orden Ogans Perfektionismus machte den Arnsbergern einen Strich durch die Rechnung. Gut so, denn die sechsmonatige Wartezeit macht sich nun in umso frischer und vielfältiger klingenden Kompositionen bezahlt. Im Vergleich zu dem bis in den letzten Winkel mit Details gefüllten, effektreichen, progressiven EASTON HOPE (2010) präsentieren sie sich auf dem in Eigenregie modern-druckvoll produzierten TO THE END geradliniger, zugänglicher, härter und auf das Wesentliche reduziert. Will heißen: Sie werfen sackweise Ballast über Bord und drosseln bombastische Keyboardflächen zugunsten kräftigerer Gitarrenspuren.
„Wir wollten ein hartes, schnelles Album schreiben, das direkt und ohne Umwege auf die Fresse geht“, nickt Sänger und Gitarrist Seeb Levermann. „In privater Hinsicht liegen auf allen Ebenen zwei bescheidene Jahre hinter mir. Diese Erfahrungen schlugen sich extrem im Songwriting nieder. Es war eine gute Möglichkeit, mit all dem Mist umzugehen. TO THE END ist eine Art Befreiungsschlag – aufgeladen mit einer Menge positiver Energie, aber trotzdem düster und hart.“
Obwohl kein striktes Konzeptwerk, geht TO THE END einer interessanten Frage nach: Wie könnte nach dem Ende unserer Welt ein Überleben in einer Umgebung aus Eis aussehen? „Das Eiskonzept bot unzählige Möglichkeiten. Ich arbeitete viel mit metaphorischen Themen“, verrät Seeb und nennt ein Beispiel: „›The Ice Kings‹ behandelt politische Führer und Menschen, die blind folgen, ohne etwas zu ändern. Das Stück bezieht sich auf emotionale Kälte und Rücksichtslosigkeit.“ Mit seiner hymnischen Grundausrichtung und stimmungsvollen Anordnung von Akustikgitarren, Chören und Soli unterstreicht ›The Ice Kings‹, warum Orden Ogan seit Jahren mit (frühen) Blind Guardian in einem Atemzug genannt werden. „Ich empfinde die Vergleiche als große Ehre. Allerdings ist Orden Ogan eine viel düstere, rifflastigere, härtere Band, während Blind Guardian eher auf Gitarrenlicks setzen. Auch sind ihre Texte Fantasy-lastig, unsere hingegen düster, melancholisch, persönlich, metaphorisch und in den meisten Fällen auf die wahre Welt beziehbar“, zieht Seeb klare Trennlinien. „Die Gegenüberstellungen fühlen sich ein bisschen an, als vergleiche man Techno mit EBM: In beiden Fällen handelt es sich um elektronische Musik, doch die Ansätze sind völlig andere.“ Eine Gemeinsamkeit teilen Blind Guardian und Orden Ogan jedoch ganz sicher miteinander: Sie liefern stets Qualität ab. Nachzuhören auf TO THE END.