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Ledfoot

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Ledfoot

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Ledfoot 1Der Teufel ist ja Traditionalist. Auch 73 Jahre nach Robert Johnson lauert er noch da, wo die Straßen sich kreuzen, egal ob in Memphis oder Oslo. Hier betreibt er seinen Handel mit Seelen, Zigaretten und Kleinartikeln, und sein liebstes Medium ist nach wie vor: der Blues.

Timothy Scott McConnell alias Ledfoot mag im Lauf seines Musikerlebens schon oft an dieser Kreuzung gestanden haben, aber die Konditionen waren offenbar beschissen. Anders lässt sich kaum erklären, dass Tim nicht längst gut von den Tantiemen seiner Bands The Rockats und The Havalinas, den Tourneen mit Dylan oder den Springsteen-Versionen seiner Songs leben kann, oder? „Erklär du‘s mir, Honey!“, schmunzelt Tim. Da sitzt er, der 53-jährige Rockabilly-Veteran aus Florida, seit den 90ern Wahl-Norweger, 200 Tage im Jahr auf Tour, sehnig, zutätowiert, die Zwölfsaitige auf den Knien, und kann nicht anders. „Vielleicht war mein Problem, dass ich mich ständig verändern und Neues probieren wollte, statt auf Nummer Sicher zu spielen. Das hat wohl gegen mich gearbeitet.“

Den Charakter seines 2005 angeschobenen ‚Gothic Blues‘-Projekt Ledfoot hat es dafür gestärkt. Wobei Tim unter Gothic nicht SM-Wurstpellen und Haarteile verstanden haben möchte, sondern den diskreten Reiz des Verfalls. „Ich mag diese großen Gemälde, diese Atmosphären“, schwärmt er. „Das Gefühl, dass etwas Intimes, einem nahe Gehendes so viel Kraft haben und so groß werden kann. Darauf konzentriere ich mich.“ Mit seinen aufs Allernötigste reduzierten Stücken, dem hypnotischen Blues-Stomp (daher der Name Ledfoot, ‚Bleifuß‘), irrlichterndem Fingerpicking und Gesang zwischen manisch und klagend zieht er alle Sumpf-Register. Man denkt an alte Farmhäuser, Fusel und Obsessionen, an Kirchen, wo sie sonntags noch in Zungen reden. Man denkt an John Lee Hooker, Leadbelly und Bukka White, an Jeffrey Lee Pierce, Johnny Dowd und – klar – 16 Horsepower. Während deren Sänger noch hartnäckig mit Gott ringt, ist Ledfoot allerdings „bekennender Atheist“: Der Plastik-Jesus auf dem Armaturenbrett (aus ›Save My Ass‹) rettet nicht, die ›Purgatory Road‹ führt ins Nichts, und Hölle, das sind die anderen, singt Tim im ›Wicked State Of Mind‹. „Jeder Mensch hat Dämonen“, sagt er. „Da ist es egal, ob man seine Probleme in einen religiösen Kontext setzt, das Ganze als Seelensuche verkauft oder ‚I‘m fucked up!‘ brüllt – im Grunde läuft es auf dasselbe hinaus.“

Kein Wunder, dass Ledfoot-Konzerte für alle Beteiligten zu Schweiß treibenden Exorzismen geraten. „Meine einzige Währung ist Ehrlichkeit“, erklärt Tim das Phänomen. „Wenn man keine Show abzieht, wird es schnell intensiv. Es ist die Essenz, auf die die Leute reagieren; das möchte ich in ihren Gesichtern sehen. Von daher spiele ich auch nie dieselbe Show zweimal! Das Publikum verschmilzt für mich zu einer einzigen Person, mit der ich kommuniziere. Und wenn das mal nicht klappt, dann gehe ich unter die Leute und schnappe sie mir am Kragen!“

Die Vorstellung bringt ihn zum Lachen – ein schönes, volles Lachen, tiefer als seine Singstimme. Es ist also nicht alles Doom & Gloom im Hause McConnell? „Nee!“, lacht er. „Und wenn mich etwas wirklich belastet, würde ich es wahrscheinlich nicht publik machen. Alles andere kann man getrost rauslassen. Katharsis ist schließlich das Thema des echten, des originären Blues. Ich habe aber auch fröhliche Songs!“ Echt jetzt? „Naja, einer unter Hundert“, druckst er. „Für einen kompulsiven Songwriter wie mich stellt das aber einen guten Schnitt dar!“

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