Endzeit-Szenarien und Progrock passen bestens zusammen, finden die Schweden Katatonia und präsentieren berauschenden Rock ohne Happy End. Es ist eines dieser „angesagten Künstlerhotels“ in Berlin-Mitte, in dem hippe junge Menschen ein- und ausgehen. Anders Nyström und Jonas Renske sitzen an einem Tisch in der Lobby und machen gute Miene zum blöden Spiel der Wichtigtuer, die durch den Empfangsraum wieseln. Dazu läuft ödes Elektro-Gedudel im Hintergrund. Die beiden Masterminds von Katatonia ignorieren die ideenlose Computermucke und blicken zurück auf ihre eigene musikalische Reise. Vokalist Renske und Gitarrist Nyström bilden den Kern der schwedischen Kapelle, die bereits über 20 Jahre existiert. „Wir begannen 1990 als junge Teenager und wollten so hart wie möglich sein. Deshalb wählten wir die extremste Musik, die wir finden konnten, Death Metal. Wir machten ein paar Alben und entwickelten uns weiter. Anfang des neuen Jahrtausends fanden wir unseren Sound“, referiert Nyström ihre musikalische Entwicklung kurz.
Seit kurzem liegt ihr jüngstes Album Dead End Kings vor, das definitiv zum Genre Progressive Rock zu zählen ist. „Wir wuchsen mit Heavy Metal auf, aber zwei Jahrzehnte Metal zu spielen, ist ziemlich eindimensional. Da wir bessere Musiker wurden, bekamen wir mehr Möglichkeiten. Wir mögen auch noch andere Stile und diese wollten wir integrieren.“ Als wichtige Einflüsse nennen Renske und Nyström die Redhouse Painters, Tori Amos und Tool. Passend dazu entdeckten sie die immensen Möglichkeiten der Keyboards. „Mit ihnen kann man von einer miauenden Katze bis zur kreischenden Gitarre alle Klänge erzeugen. Die Tasten können deinen Sound so viel reicher machen“, findet Renske. Allerdings hat alles seine Grenzen, so Nyström, „bei aller Liebe zu den Keyboards würden wir sie nie in den Vordergrund stellen, wir bleiben eine Gitarrenband.“
Dead End Kings (auf deutsch etwa: Könige ohne Ausweg) ist ein recht pessimistischer Titel, räumt Renske ein. „Aber wir finden ihn ziemlich realistisch. Die Menschheit ist wahrscheinlich das Schlimmste, was auf der Erde bislang zugestoßen ist – und zugleich das Beste! Aber wir konzentrieren uns auf die dunklere Seite. Katatonia ist unser Weg, den Menschen zu zeigen, was passiert.“ Der Vokalist ist verantwortlich für die eher pessimistischen Texte und den düsteren Albumtitel. „Man muss sich nur umgucken, keiner kümmert sich um die Natur. Diese Reflektionen passen gut zu unserer Musik. Als Rockmusiker tragen wir unseren Teil zum Desaster bei, kein Zweifel, aber wir denken darüber nach.“