Das letzte Handtuch
2013, noch während Nathaniel Rateliff mit früheren Solo- und Gruppenprojekten auftrat und tolle, aber leider auch sträflich vernachlässigte Alben machte, begann der in St. Louis geborene Sänger und Gitarrist mit seinem langjährigen Mitstreiter Joseph Pope III auf Konzerten, einen souligeren Sound zu entwickeln. Gut zwei Jahre später stand mit dem selbstbetitelten Debüt das erste Album der Night Sweats in den Startlöchern. Eine EP mit Leftovers aus den Sessions erschien ein Jahr später, LIVE AT RED ROCKS, das wohl beste Livealbum seit Ende der goldenen Ära jenes Formats, erschien noch vor Weihnachten 2017 – Gänsehaut pur, was hier passierte. Mit TEARING AT THE SEAMS folgte gute vier Monate später der ebenbürtige zweite Studiostreich und mit THE FUTURE hat das sympathische Kerlchen weitere dreieinhalb Jahre später nun endlich sein neues Opus am Start. Für die Aufnahmen zogen sich Rateliff und die Night Sweats in sein neues Studio bei Denver, Colorado zurück, der Longplayer wurde von Bradley Cook und R.M.B. produziert – jenem Produktionstrio, bestehend aus Rateliff, Patrick Meese (The Night Sweats) und James Barone (Beach House), das auch hinter Rateliffs Soloalbum AND IT’S STILL ALRIGHT von 2020 steckt. Die erste Single, ›Survivor‹, ist ein geschmeidiger Night-Sweats-Klassiker mit einem sagenhaft funky Groove und Gute-Laune-Bläsern, dessen Text sich im krassen Gegensatz dazu schmerzhaft mit dem Erwachsensein auseinandersetzt.
Musikalisch fliegt hingegen weiter die Laune in Songs wie ›Love Don’t‹, bei dem sich Rateliff mal wieder gekonnt die Stimme aus dem Leib schreit, ›So Put Out‹, ›Oh I‹ und ›What If I‹. Ein bis zwei weitere Up-Tempo-Stampfer hätten THE FUTURE allerdings noch ganz gut zu Gesicht gestanden. Ganz sicher, wäre der King heutzutage noch am Leben, er würde die Night Sweats verehren und einige ihre Songs covern.
8 von 10 Punkten
Nathaniel Rateliff & The Night Sweats, THE FUTURE, STAX/VIRGIN/UNIVERSAL