Hart an der Grenze zum unfreiwilligen Humor: fleischgewordene Spinal Tap-Epigonen auf Welteroberungszug.
Haarsträubend hautenge Klamotten, dazu zentnerweise Make-up und Tonnen von Haarspray – Amerikas Antwort auf den fantasievollen Glam Rock der Briten in den frühen siebziger Jahren kam nicht nur zehn Jahre zu spät, sondern zu allem Überfluss auch pompös, hölzern und komplett aufgeblasen da-her. Parallel zu weiteren audiovisuellen Katastrophen wie Poison, Quiet Riot und Twisted Sister sorgten vor allem die ebenfalls in Los Angeles ansässigen Mötley Crüe für verrockte Nichtigkeiten, die sich aber nichtsdestotrotz – dank permanenter Video-Clip-Bedröhnung auf MTV – weltweit rund 40 Millionen Mal absetzen ließen.
Fünf Studioalben plus Best-Of-Kopplung liegen nun digital optimiert als LPs, Mini-Vi-nyl-Replica-CDs, Standard-CDs und digitale Downloads vor. Aber auch 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung klingt das Debüt TOO FAST FOR LOVE noch immer wie eine ärmliche Hard-Rock-Farce ir-gendwo zwischen Aerosmith und New York Dolls. Dennoch avancierte das Quartett im Jahr darauf mit SHOUT AT THE DEVIL inklusive grottigem Beatles-Cover (›Helter Skelter‹) zum Bandfavoriten amerikanischer Durchschnitts-Teenager. Und sechs Monate, nachdem der wasserstoffblonde Frontmann Vince Neil im Jägermeister-Vollrausch Hanoi-Rocks-Schlagzeuger Razzle totgefahren und zwei weitere Personen schwer verletzt hatte, erschien der zy-nisch betitelte dritte Versuch THEATRE OF PAIN mitsamt dem überflüssigen Remake von Brownsville Stations fa-mosem ›Smokin’ In The Boys-room‹.
Zwei Jahre später erwies sich dann der Titeltrack von GIRLS, GIRLS, GIRLS als idealer Soundtrack für Stripper-Bars. Qualitativ in etwa gleichwertig wie der Vorgänger ge-lang Mötley Crüe 1989 mit DR. FEELGOOD ihre erste Nummer eins in den USA. Für Einstiegswillige versammelt GREATEST HITS 19 Crüe-Klassiker – so man denn hier von Klassikern reden will.
TOO FAST FOR LOVE: 2
SHOUT AT THE DEVIL: 3
THEATRE OF PAIN: 3
GIRLS GIRLS GIRLS: 4
DR. FEELGOOD: 5
GREATEST HITS: 6