07.10.1966: Detroits legendärer Rockclub The Grande Ballroom öffnet seine Pforten.
Nach der British Beat Invasion stand um 1966 eine weitere Revolution in der Popkultur an. Vom Epizentrum San Francisco aus breitete sich das psychedelische Hippie-Trippy-Dippy-Flower-Power-Mantra einmal rund um den Globus aus. Neue Hotspots mussten her. Auch der 1966 von Highschool-Lehrer und Lokalradio-DJ Russ Gibb übernommene Grande Ballroom in der 8952 Grand River Avenue in Detroit, ursprünglich schon 1909 eröffnet, ab 1927 Dancehall und Hangout der berüchtigten Purple Gang (auch Sugar House Gang genannt, ein Crime Mob aus Bootleggers und Hijackern in der US-Prohibitionsära), zählte dazu.
Unter Gibbs Ägide ereignete sich dort die Geburtsstunde der hartkantigen Detroit-Szene mit innovativen Protagonisten wie MC5, The Stooges, James Gang, Frijid Pink, SRC, The Frost, Ursa Major, The Bob Seger System, Ted Nugent & The Amboy Dukes, Mitch Ryder & The Detroit Wheels sowie die zeitweilig ebenfalls dort stationierte Ur-Formation der Alice Cooper Band. Vor allem die von Vokalist Rob Tyner und der Doppel-Gitarrenspitze Wayne Kramer und Fred Sonic Smith angeführten MC5 verhalfen dem am 7. Oktober 1966 eröffneten Grande Ballroom zu Legendenstatus, entstand dort doch am 30./31. Oktober 1968 das famose Debütalbum KICK OUT THE JAMS. The Who wiederum feierten dort die US-Premiere ihrer Rockoper TOMMY.
Angezogen fühlten sich ebenso Alt-Blueser wie B.B. King oder John Lee Hooker als auch die zweite britische Division mit u. a. Cream, Led Zeppelin, Jeff Beck Group, The Move, Spooky Tooth oder Pink Floyd. „Es herrschte dort eine ureigene Atmosphäre mit ungeheurer Wertschätzung seitens des Publikums – selbst kleine Bands wurden wie Könige gefeiert, das half ungemein, nicht nur bei der lokalen Szenenbildung“, erinnert sich Alice Cooper. „Alle schauten vorbei. Auch Love, Blue Cheer, The Fugs und The Velvet Underground.“
Sechs Jahre lang entfaltete der zwar heute noch existierende, aber mittlerweile zur gespenstischen Ruine verfallene Grande Ballroom sich zum anarchischen Mikrokosmos sozialer Revolutionen und hedonistische Exzesse – bis zum Niedergang im Jahre 1972. Als Hauptverursacher lässt sich die Inflation der Stadt Detroit ausmachen, selbst das Label Motown zog nach Los Angeles um.