25. August 1976: Boston veröffentlichen ihr selbstbetiteltes LP-Debüt.
Ein trickreicher Schelm, dieser Tom Scholz! Gelang es doch dem studierten Pianisten und Komponisten aus Boston, Massachusetts, die Chefetage des Majorlabels Columbia/Epic auszutricksen. Zwar führte sein im eigenen Foxglove Studio zusammen mit Ausnahmesänger Brad Delp – beide gehörten mit Gitarrist Barry Goudreau zuvor der lokalen Band Mother’s Milk an – eingespieltes Demo des LP-Debüts BOSTON zur Vertragsunterzeichnung mit Epic, doch bestand die Plattefirma auf einer Bedingung: die komplette Neuaufzeichnung des Materials in Los Angeles.
Scholz, Autor von sechs der acht Songs sowie neben Delp Co-Autor eines siebten (›Smokin’‹), heuerte Produzent John Boylan als Ansprechpartner für die Label-Oberen an. Heimlich spielte Scholz im Gespann mit Delp, Goudreau, Fran Sheehan (Bass) sowie Sib Hashian und Jim Masdea (Schlagzeug) sämtliche Titel im Heimstudio in Watertown neu ein. Lediglich für Akustikpassagen ließ er Engineer Paul Grupp zu, um bei der richtigen Mikrofonjustierung zu helfen. Um die Aufzeichnung des Gesangs kümmerte sich Boylan. Lediglich die Aufnahmen von Delps Song, das LP-Finale ›Let Me Take You Home Tonight‹, entstanden an der Westküste. Auch für die Überspielung auf 24 Track sowie den Mix zeichnete Boylan verantworlich. Preiswerter ging es nun wahrlich nicht. Die Bilanz: Allein in den USA 17-faches Platin und mehr als 25 Millionen verkaufte Exemplare weltweit.
Perfekt nach Hitformel fusionierten eingängiger Pop, Blues, Boogie, Klassik und Hardrock zu einer dynamisch-infektiösen Mixtur. Auch die Auskopplungen ›More Than A Feeling‹, ›Long Time‹ und ›Peace Of Mind‹ nisteten sich welweit über Wochen auf den vorderen Charträngen ein. Spätes Nachspiel mit unseligem Ausgang: Am 9. März 2007 nahm sich Brad Delp im Alter von 55 Jahren das Leben. Ob sein Freitod nun an den ewigen Streitigkeiten mit Scholz, persönlichen Verstrickungen Delps oder dessen langjährigen Depressionen lag, blieb im Unklaren.