Vom bizarren Hippie-Duo zum Pub-Rock-Quintett: Kraftvolle Medizin für kluge Köpfe.
Dem Minimal Rock mit Lo-Fi-Charme verschrieb sich dieses britische Duo: Maultrommel-Spieler Peter Hope-Evans pflegte seinen Hippieschick mit gigantischem Rainer-Langhans-Afro, während sich der schnauzbärtige Sänger John Fiddler im Multitasking an Gitarre und Schlagzeug übte.
Gefördert vom sendungsbewussten Gegenkultur-DJ John Peel auf dessen hauseigenem Label Dandelion, versprühen die 17 Tracks von RADIO SESSIONS 1971 – 1977 auch heute noch respektable Zeitlosigkeit. Rock, Blues und Folk kulminieren zu Good-Time-Fun aus dem Pub um die Ecke. ›And (The Pictures In The Sky)‹, ›Medicine Pony‹ und ›How Does It Feel‹ verdanken viel Marc Bolans T. Rex-Konzept der ›Ride A White Swan‹-Ära. Einen Hauch Louisiana Cajun versprühen hingegen ›Rainy Day Blues‹, ›Walkin’Blues‹ und ›Slip And Slide‹. Kurze Zeit bereicherten Medicine Head sogar die Top-Five-Regionen der Charts mit Ohrwürmern wie ›One And One Is One‹ und ›Rising Sun‹ – da hatte sich der zwischenzeitlich eingestiegene Ex-Yardbirds-Frontmann Keith Relf jedoch schon wieder aus dem Staube gemacht.
Zeitweise aufgestockt zum Quintett mit Gitarrist Roger Saunders, Schlagzeuger Rob Townsend und Bassist George Ford, schepperte sich das Flower-Power-Relikt durch ›(I Ain’t Crying) Over You‹, bevor Fiddler mit ehemaligen Mott-The-Hoople-Mitgliedern 1977 zur rauen R’n’B-Band British Lions fusionierte.