Narrenfreiheit muss was Schönes sein. Mark Lanegan hat sie sich in Jahrzehnten harter Arbeit verdient, als graue Eminenz des gar nicht mehr so alternativen Rock, die immer gerne von der Seite zuschaut, statt mittendrin zu sein. Doch auch er musste irgendwann mal mit der Zeit gehen. Der Mann, von dem man sich vorstellen mochte, er lebe in einer einsamen Holzhütte ohne Strom und Wasser, aber viel Whisky, hat doch glatt ein Album mit einer App gemacht. Was er daraus zaubert, ist wie immer unverwechselbar. Ob es gut ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben. Klar, Lanegan macht keine schlechten Songs. Er beschwört große Stimmungen herauf, lässt einen eigentümlich langsamen, aber doch fesselnden Widescreen-Film ablaufen. Die synthetische Natur mancher diese Klänge stört nicht, fügt aber auch nichts wirklich Relevantes hinzu. Mehr denn je aber – vor allem in den wenigen Momenten, wo die Chose kurzzeitig allen Ernstes in ziemlich banalen Pop umzukippen droht – wird hier klar, dass es diese Stimme ist, die ihn immer wieder rettet und so faszinierend macht. Man sieht ihn am Styx sitzen, wie er wortlos das Fahrgeld kassiert, tief versunken in Gedanken an seine Version von Synthiepop. Seltsam? Ja. Hörenswert? Immer wieder.