Im Grunde könnte alles so schön sein“, sagt Mannequin-Pussy-Frontfrau Marisa Dabice. „Wir leben in einem Paradies, in dem jede:r glücklich werden könnte. Doch leider vernichten wir diesen Himmel auf Erden jeden Tag ein Stück mehr.“ Eine scheinbar unaufhaltsame Abwärtsspirale, der sich das amerikanische Alternative-Rock-Quartett nun auf seinem neuen Album I GOT HEAVEN entgegenstellt. „Als Maxine dieses Gitarrenriff spielte, hatte ich sofort den Refrain zum Titelsong von I GOT HEA- VEN im Kopf. Daraus entwickelte sich später ein thematischer roter Faden, worum es in den neuen Stücken gehen sollte“, blickt Dabice auf die Entstehung des vierten Studiowerks der von der US-Ostküste stammenden Formation zurück. Als eine Reflexion ihrer ganz persönlichen Lebensrealität beschreiben Colins Regisford (Bass, Gesang), Kaleen Reading (Drums), Maxine Steen (Gitarre, Keyboard) und Sängerin/Gitarristin Marisa Dabice ihren neuen Longplayer, auf dem die Band einmal mehr ziemlich gekonnt zwischen Punk, Indierock und Candy-Pop balanciert. Je schlechter die Zeiten, desto aufbauender die Kunst, wie Mannequin Pussy auf Tracks wie der Noise-Kaskade ›Sometimes‹, dem psychedelischen Äther-Trip ›Nothing Like‹ oder dem hyper-aggressiven ›Aching‹ zeigen.
„Die Kunst war schon immer ein Spiegel dessen, was in der Gesellschaft passiert“, fährt Maxine fort. „Die Politik will uns vorschreiben, wie wir sein sollen. Was wir zu denken und zu tun haben. Die Musik ist unsere ganz persönliche Ausdrucksform, gegen dieses System zu rebellieren, in dem wir leben. Trotzdem würden wir uns nicht als Protestband bezeichnen. Protest ändert in meinen Augen nicht das Geringste. Unserer Regierung ist es egal, wieviele Hunderttausende von Menschen auf die Straße gehen, und auch in den Medien wird in den Staaten nicht darüber berichtet. Also müssen wir als politisch engagierte Individuen neue Wege finden, uns zu vernetzen und zu organisieren, wenn wir etwas verändern wollen.“ Veränderung – ein Begriff, der sich zwischen den Zeilen durch einen Großteil der Lieder von I GOT HEAVEN zieht. Ob zwischenmenschlich, politisch oder spirituell: Mannequin Pussy setzen auf Selbstermächtigung in allen Bereichen. „Es gibt nur zwei Ereignisse in unserem Leben, die wir nicht kontrollieren können: unsere Geburt und unser Sterben“, findet Marisa. „Alles dazwischen liegt in unserer Hand. Wir machen unsere eigenen Erfahrungen und müssen uns unseren Sinn auf diesem Planeten suchen. Auf dem neuen Albumcover ist ein Mensch neben einem Tier zu sehen. Führt er es ins Schlachthaus oder lebt er friedlich in Koexistenz mit ihm zusammen? Das ist die große Frage, die wir uns jeden Tag aufs Neue stellen müssen: Was für ein Mensch will ich sein? Will ich Hass und Gewalt verbreiten oder etwas Konstruktives zum Wohl aller beitragen?“