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Lynyrd Skynyrd: One More From The Road

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Lynyrd Skynyrd: One More From The Road

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1975. Ein Blutbad bahnt sich an. Lynyrd Skynyrd trinken – und zwar so richtig – an der Hotelbar: Pfefferminzschnaps, eiskalt in gefrorenen Gläsern. Die Südstaatenburschen haben noch nie Schnaps probiert. Whisky und Bourbon sind ihre bevorzugten Getränke, Scotch und Jack Daniel’s, jeden Tag, jeden Abend. Dagegen schmeckt Pfefferminzschnaps so süß wie Eistee. Trinkt sich leicht. Zu leicht. Was nicht so schlimm wäre, wenn sie heute Abend nicht noch ein Konzert spielen müssten. Ronnie Van Zant, ihr äußerst temperamentvoller Sänger, ist schon sturzbetrunken von dem Zeug. Und wenn er betrunken ist, macht er gerne Ärger, normalerweise mit seinen Fäusten. Heute Abend macht er da keine Ausnahme. Im Zimmer der Band geht es los. Ronnie fängt an, sich aufzuregen über irgendjemand, an den sich niemand erinnern kann, wegen irgendetwas, dessen sich niemand mehr sicher ist, und lässt die Fäuste auf die ihm nächste Person zusegeln: Skynyrds Tourmanager. Jemand versucht, ihn wegzuzerren.

Dann versucht es jemand anderes. Dann versuchen es alle. Klappt nur leider nicht. Er wird
nur noch wütender, f ieser, aggressiver, ein abgesägter Hulk mit Stetson auf dem Kopf.
Ronnie schnappt sich eine Flasche und – boom! – zertrümmert sie am Kopf des Tourmanagers (wofür man ganz schön hart zuschlagen muss). Er blickt um sich und erspäht Gary Rossington, einen der Gitarristen der Band. „Ich werde dir die Hände zerschneiden“, zischt/schreit Ronnie. „Du wirst nie wieder Gitarre spielen.“ Er greift ihn an, sticht mit der zerbrochenen Flasche zu wie mit einem Dolch und tut genau das, was er versprochen hat: Er schneidet Rossingtons Hand einmal, zweimal… neunmal, zehnmal, elfmal. Überall ist Blut. Rossington wird im Krankenhaus landen, wo deutsche Krankenschwestern seine Hände nähen und seine Karriere retten..

Gary Rossington hat einen Spruch, denn er von den Beatles oder den Stones aufgeschnappt hat, er weiß nicht mehr, von wem: „Du setzt dich in diesem Geschäft nicht zur Ruhe, es schickt dich aufs Altenteil.“ Über 55 Jahre sind vergangen, seit er Ronnie Van Zant, Allen Collins und Bob Burns aufeinem Baseballfeld kennenlernte. Niemand hätte damals ahnen können, was passieren würde. „Ich habe nie etwas anderes gekannt und wollte nie etwas anderes tun, seit ich 13 war – Gitarre spielen, in einer Band sein und all das“, so Rossington 2019. „Ich bin einfach nur irgendein dummer Gitarrist, der die Schule abbrach, um es in einer Band zu schaffen – ich und Ronnie und Allen und Bob.“

Was war dein größter Erfolg? „Durchhaltevermögen, dass wir immer noch da sind. Die
Leute lieben die Musik immer noch. Sie wuchsen auf mit ›Free Bird‹ und diesen Songs… Ronnie, Allen, Stevie und die anderen, sie lebten nicht lang genug, um zu wissen, dass wir noch weitere 30, 40 Jahre durchhalten würden, dass diese Songs immer noch im Radio laufen. Allen sprach darüber. Wir saßen oft im Auto und er sagte: ‚Kannst du es fassen, dass wir unser Zeug im Radio hören?‘ Da war ›Free Bird‹ gerade mal zwei Jahre alt. Wir wussten nicht, dass es so kommen würde. Das wusste niemand.“

Gary Rossington, der einzige Mann, der heute Skynyrds Vergangenheit und ihre Gegenwart verkörpert, der einzige, der über die gesamte verdammte Reise an Bord war. Die Frage ist: Wenn er, aus welchem Grund auch immer, die Band verlassen müsste, könnte sie ohne ihn weitermachen? Johnny Van Zant meint: nein. „Daran würde ich nicht mal denken wollen. Ich glaube nicht, dass einer von uns das wollen würde.“ Rickey Medlocke sieht es ähnlich: „Nein. Das würden wir nicht tun. Und ich würde es nicht wollen. Wenn er nicht mehr da neben mir stünde, würde ich genauso wie Johnny nicht dort sein wollen. Ich würde nicht mal daran denken.“

https://youtube.com/watch?v=BEox3DZF7u0


Gary Rossington sieht es dagegen anders: „Nun, sie sollten es aus rechtlichen Gründen nicht tun. Aber wenn Johnny und Rickey weitermachen wollen würden, hätte ich nichts dagegen. Sie spielen unsere Musik für die Leute, und die Leute würden kommen, um die Musik der Originalband zu hören. Ich weiß es nicht. Schwer zu sagen. Wenn sie es wollten und das Management dächte, es sei eine gute Idee… Aber es wäre seltsam, weil kein Gründungsmitglied mehr dabei wäre.“

Doch die Sache ist die: Lynyrd Skynyrd sind noch nicht fertig. Nicht, solange Gary Rossington noch einen Atemzug in seinen Lungen und Feuer in seiner Seele hat. Und trotz allem hat er immer noch beides. Man sagt, wenn man Gott zum Lachen bringen will, sollte man ihm seine Pläne erzählen. Vor allem, wenn man Lynyrd Skynyrd ist. Und trotzdem haben sie Pläne. Niemand – weder Rossington noch Van Zant noch Medlocke – hat einen genauen Termin für das Ende verkündet. Sie werden mit dem Touren aufhören, aber das heißt nicht, dass sie nie wieder live spielen werden. Sie könnten bei Benefizkonzerten oder für das Militär auftreten. Es könnte ein Engagement in Vegas geben, vielleicht auch an der Ostküste. Und sie sprechen definitiv darüber, ein neues Album aufzunehmen. Vielleicht mehr.

Doch eines Tages, wann auch immer er kommen mag, wird es Lynyrd Skynyrd nicht mehr geben. Und wenn das passiert, wird da ein großes Loch zurückbleiben. Sie werden nicht die erste Band sein, die aufhört, aber bei ihnen wird das anders sein. Black Sabbath sind Geschichte, aber alle noch am Leben. Led Zeppelin sind Geschichte, aber weilen größtenteils noch unter uns. Doch wenn Lynyrd Skynyrd abtreten – wenn Gary Rossington aus welchem Grund auch immer nicht mehr da draußen unterwegs ist –, nun, dann wird sich das wirklich wie das Ende einer Ära anfühlen. „Wir werden immer noch da sein“, sagt er. Er hält einen Augenblick inne, hoch über den kalten Straßen in Kanada. Ein Hauch von einem Lächeln. „Die MUSIK wird immer noch da sein.“

Falls sich jemand gefragt haben sollte: Ronnie Van Zant entschuldigte sich nie bei Gary Rossington dafür, ihm am Abend des Blutbads in Hamburg mit einer zerbrochenen Flasche die Hände zerschnitten zu haben. „Nee“, sagt der. „Er meinte nur: ‚Steig morgen in den
ersten Flieger nach Hause.‘ Ich erwiderte: ‚Nö.‘ Und das war’s. Man muss eben tun, was man tun muss.“ Und so war das immer bei Lynyrd Skynyrd. Sie taten, was sie tun mussten, komme, was wolle. (aus CLASSIC ROCK #93)

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