Solo macht es uns der Simple-Minds-Sänger nicht immer leicht.
Jim Kerr hat sich für seinen Alleingang lange Zeit gelassen. Dennoch bleibt auch bei ihm das alte Segen-und-Fluch-Problem von Sänger-Soloalben bestehen: Die Stimme hat jeder bereits in anderem Zusammenhang verinnerlicht, und die Musik ist entweder zu nah am Stamm – oder zu weit davon entfernt.
Kerrs Kurs liegt genau dazwischen. Wie schon auf dem 2002er-Simple Minds-Album CRY flirtet Kerr mit Elektronik-Elementen und Computer-Beats, was für die „U2 des kleinen Mannes” damals schon in die Hose ging. Schlimmer ist jedoch, dass er dabei auf dieselben Effekte wie vor acht Jahren zurückgreift.
Wenn sich Kerr aber auf das Wesentliche konzentriert, beispielsweise bei ›Return Of The King‹, das The Mission, Bono und Bowie vereint, weiß er allerdings zu gefallen. Auch ›Bulletproof Heart‹ und ›Lostboy‹ presst alte Qualitäten geschickt in ein neues Gewand. Ganz übel wird es allerdings, wenn er – wie in ›Soloman Solohead‹ – seine immer noch charakteristische Stimme und seine Songschreiber-Fähigkeiten unter ekligen Gitarren- und Vokal-Verzerrern begräbt.
Das Finale aber entschädtigt dafür: ›The Wait Parts 1+2‹ hat das Zeug zum Kerr-Klassiker; es würde auf den Soundtrack eines möglichen „The Breakfast Club“-Remakes passen. Ein Drittel dieses Albums sollte man aber aufgrund der ätzenden Arrangements sofort vergessen.