Coburg, 36 Grad, die Sonne brennt unerbittlich. Die oberfränkische Vestestadt erlebt heute ihren heißesten Tag des Jahres. Dementsprechend sind kurz nach Einlass nur ein paar hartgesottene Die-hard-Fans in der vielleicht schönsten deutschen Konzert-Location anzutreffen. Die Kulisse aus Ehrenburg (einst Coburger Domizil von Queen Victoria), Landestheater, Altstadt, Arkaden und Kriegerkrypta (die unlängst als Londoner Underground Station für einen Veronica Ferres-Film herhalten durfte) hat ihre ganz eigene und sehr spezielle Atmosphäre, die in der Vergangenheit selbst Legenden wie Elton John, José Carreras, Deep Purple oder Neil Young beeindruckte.
Als die Bühne den ersten schützenden Schatten an diesem Tag wirft, ist es Zeit für Ludwig Zwo…oder besser für einen Bummel über den Schlossplatz, denn die Deutsch-Indierocker passen ungefähr so gut zur anwesenden Zielgruppe wie Senf zu Erdbeereis. Nach über einer Stunde (!) – die einem noch unsäglich viel länger erscheint – ist endlich Schluss mit dem in grüne Turnhosen gekleideten Spuk.
Danach kommen endlich die Herren, auf die alle schon den ganzen Abend sehnlichst gewartet haben. Und Toto schaffen es zum Glück schon während der ersten Sekunden von ›Only The Children‹ aus ihrem 1988er Hitalbum THE SEVENTH ONE, diese Audiostrapaze vergessen zu machen. Steve Lukather, David Paich, Steve und Mike Porcaro und Williams samt Begleitmusiker sind überaus gut gelaunt und hängen schon während des Openings die Messlatte für die kommenden 175 Minuten extrem hoch. Egal ob Interaktion mit dem 4500 Besucher starken Publikum, kleine Witzchen und Jams auf der Bühne oder schlichtweg die unglaubliche Spielleistung der Akteure – hier stimmt einfach alles. Herausragend ist allerdings zu jeder Sekunde – selbst wenn er gerade nicht im Rampenlicht steht – Steve Lukather. Songdienlich und gleichzeitig virtuos kombiniert mit einer Prise Coolness zelebriert Luke Riffs, Licks und Soli des reichhaltigen Hitrepertoires. Bei dieser Performance muss man zwangsläufig an Eddie Van Halens Antwort auf die Frage, wie es sei, der beste Gitarrist der Welt zu sein, denken: „Frag Steve Lukather“.
Das reguläre Set endet mit ›Hold The Line‹, welches im Gegensatz zur Konservenversion in einer zehnminütigen Jam Session über den Schlossplatz donnert. Mit den beiden – ebenfalls stark verlängerten – „Rausschmeißern“ ›Africa‹ beziehungsweise ›Home Of The Brave‹ und dem Versprechen „we‘ll come back“ verabschieden sich Toto in die inzwischen angenehm laue Sommernacht.