TENACIOUS D
Mitsubishi-Electric-Hall, Düsseldorf
Endlich stehen Jack Black und Kyle Gass auch auf deutschen Bühnen – allerdings recht unvorbereitet und chaotisch. Das hätte besser sein können.
Typisch Amis: Erst meiden Tenacious D. Kontinentaleuropa wie das Fegefeuer, weil sie befürchten, dass ihr Humor bei Nicht-Muttersprachlern nicht ankommt. Doch kaum spielen sie einmal bei Rock Am Ring/Rock Im Park, sehen sie sich prompt eines Besseren belehrt, erreichen Platz 5 der Albumcharts und verkaufen auf ihrer ersten Deutschlandtour gleich sämtliche Hallen aus – ohne sich aber ausreichend vorzubereiten. So ist die Vorgruppe (The Sights) lausig, die PA eher auf Clubs denn Mehrzweckhallen ausgerichtet, die Bühnendeko (der Phallus-Hahn) passt so gerade unters Dach, die Wartezeiten sind endlos und so etwas wie Videoleinwände (Standard bei jedem Mittelklasse-Act), sucht man vergebens. Was im Falle von Kyle Gass und Jack Black umso bedauerlicher ist, weil es sich bei den vollschlanken Herren mit Akustik-Gitarren ja auch um Komiker handelt. Eben ein Duo, das mit Gesichts- und Körpersprache, aber auch markigen Sprüchen glänzt. Das die 7000 Fans mit den Worten „You’re a good lookin’ crowd. OK, not so good…“ begrüßt, ein Rock Out gegen den vom Teufel besessenen Gitarristen veranstaltet, zum „Saxaboom“ (einem Spielzeugsaxofon) greift bzw. ein kommendes Album unter dem Titel „Simply Jazz“ ankündigt. Was unterhaltsam und witzig ist – aber auch etwas davon hat, als ob man sich einen Comedian im Fußballstadion ansieht. Sprich: Man ist zwar dabei, bekommt aber nicht alles mit, weil der Rahmen viel zu groß ist. Und was Black/Gass hier in 90 Minuten und 23 Songs zelebrieren, ist definitiv eine Mischung aus Slapstick und Rock’n’Roll, die eher nach Intimität verlangt. Ganz abgesehen davon, dass sie auch Längen aufweist. So besteht das erste Drittel ausschließlich aus Stücken vom aktuellen Tonträger Rize Of The Fenix, spart dabei aber Geniestreiche wie ›39‹ oder ›They Fucked Our Asses‹ aus. Dann folgen die Hits, die nie welche waren: ›Kickapoo‹, ›The Metal‹ oder ›Tribute‹, das sie den Toten Hosen widmen. Dazwischen verlässt Kyle die Band, um wenige Minuten später wieder einzusteigen, ein Roadie wird entlassen und wieder engagiert, und The Who werden mit einem Medley aus ›Pinball Wizard‹, ›There´s A Doctor‹ und ›Listening To You‹ bedacht. Fehlen noch ›Baby‹, ›Explosivo‹ und ›Fuck Her Gently‹ – schon bilden sich vor den Merchandise-Ständen ähnliche Schlangen, wie wenige Stunden zuvor vor dem Einlass. Doch zumindest da sind Tenacious D. bestens vorbereitet.
Marcel Anders
FIREWIND
Eventhalle Westpark, Ingolstadt
Haare! Gepose! Gitarren! Riffs!
Der Heavy Metal lebt. Firewind sind in der Stadt. Kaum zu glauben, dass die Formation um den Gitarristen Kostas Karamitroudis alias Gus G. vor fast 15 Jahren als Projekt startete und erst einmal nur im Studio herumbastelte. Auf der Bühne der Ingolstädter Eventhalle am Westpark wirkt die fünfköpfige Band, als sei die Bühne und nur die Bühne und nichts als die Bühne ihr Revier, das sie sich nicht gern streitig machen lässt. Gus G. und Sänger Apollo Papathanasio scheinen sich im Wettbewerb um die schönsten Plätze im Zentrum der Aufmerksamkeit einen freunschaftlichen Zweikampf zu liefern: Wer hat die Haare am schönsten? Wer bangt am breitbeinigsten? Wer tanzt das schönere Riff-Ballett? Auch Gitarrist/Keyboarder Bob Katsionis, Bassist Petros Christodoylidis und Schlagzeuger Jo Nunez rocken anständig mit, allerdings ohne die herausragende Präsenz der beiden Frontmänner. Gemeinsam stemmen sich die fünf in ihre harte, schweißtreibende Rockarbeit und inszenieren den inzwischen zur Trademark herangereiften Firewind-Power-Metal als sich ständig überlagernde Gemengelage von Lärm und Melodie, die in ihren besten Momenten als Essenz von 40 Jahren Metal durchgeht, in den schlechtesten nur laut ist. Insgesamt aber sind die besseren Momente in der Überzahl.
Markus Schwarz
RIVAL SONS
59:1, München
Randvoll und gut geschüttelt.
Waren die Rival Sons vor einem Jahr bei uns ein noch relativ unbeschriebenes Blatt, so haben sie sich in den letzten Monaten auch mit Hilfe ihres neuen Albums HEAD DOWN einen beachtlichen Ruf aufgebaut.
Um so erstaunlicher, dass die 2012er Show der Soul Rocker aus Los Angeles in einem kleineren Club als der letztjährigen Venue stattfinden soll. Bereits damals begeisterten sie das Publikum in der gut besuchten Backstage Halle. Nun machen sie also im beschaulichen 59:1 Halt. Befürchtungen, der Vorverkauf könnte schlecht gelaufen sein, werden früh zerschlagen: Der Laden ist voll, rappelvoll. Bereits die ersten beiden Songs zeigen, dass die Rival Sons mit gerade einmal drei Alben in petto auf ein extrem hochwertiges Repertoir zurückgreifen können. Schon nach der aktuellen Auskopplung ›Keep On Swinging‹ können sie es sich leisten, mit ›Burn Down Los Angeles‹ einen ihrer bekanntesten Hits zu verbraten. Trotzdem benötigen sie über das gesamte 15 Songs plus drei Zugaben umfassende Set nicht einen Lückenfüller. Alle Musiker haben seit ihrem letzten Besuch ordentlich an Star-Aura zugelegt; ihre musikalische Klasse haben sie sich erhalten. Und so bringen der stimmgewaltige, nach Räucherstäbchen duftende Jay Buchanan und Co. das kleine 59:1 beinahe zum Platzen.