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Live: Manic Street Preachers

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Live: Manic Street Preachers

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Zwischenbilanz: Nach zehn Studioalben die Tour zur 38-Singles-Compilation. 1991 führte ›Motown Junk‹ mit der programmatischen Zeile „I laughed when Lennon got shot“ zu einem Auf- schrei belustigter Ungläubigkeit: Vier junge Waliser, die behaupteten, sie wollten Guns N’ Roses mit Public Enemy verschmelzen, 20 Millionen Platten verkaufen, die Welt verändern und sich dann wieder auflösen. Die 20-Millionen-Marke dürften sie überschritten haben, die Welt ist zweifellos eine andere und die Manic Street Preachers die vielleicht größte Rockband der Welt.

Überraschen kann da nichts mehr, abgesehen von der Rückkehr des im Jahre 1995 verschwundenen Richey Edwards, der tatsächlich hinter James Dean Bradfield auf der Bühne zu stehen scheint. Aber nein, es ist Wayne Murray, und selbstverständlich steht er zwei Schritte abseits von der Lücke, die Richey hinterlassen hat. ›Motorcycle Emptiness‹ und ›Love’s Sweet Exile‹ tauchen zurück in die Frühzeit und sind gut gealtert. ›It’s Not War (Just The End Of Love)‹ von 2010 ist zweifellos handwerklich der bessere Song, geht aber links rein und rechts wieder raus, abgesehen von dem Gedanken, dass eine der Grundregeln dieser Band einst lautete: Keine Liebeslieder! Jetzt sind wir bei Song Nummer fünf und hatten schon dreimal „Love“ im Titel …

›The Everlasting‹ macht klar, was das hier ist: eine lebende Erinnerung, ein Band gewordenes Photoalbum. Bradfield trägt dieselbe Frisur wie 1998, Nicky Wires federboageschmückter Mikroständer ist ebenso ein Relikt wie seine routinierten Scherensprünge, äußerlich ist auch er seit 1998 nur gealtert – kann diese Band das in Würde? Ja, besser wahrscheinlich als die meisten Generationskollegen, auch wenn das undenkbar erschien, als die Coverversion des M.A.S.H.- Titelsongs ›Suicide Is Painless‹ die Manics 1992 erstmals in die britischen Top 10 brachte. „Münisch, wie geht es dir? Du bist sehr schön“, sagt Nick danach, und denkt da jemand wehmütig an Zeiten, als Wire für Skandale sorgte, indem er etwa Michael Stipe Aids wünschte? ›The Love Of Richard Nixon‹ bringt uns in die Mitte der Nuller-Jahre, als eine scheinbar tote Band mit einem toten Album scheinbar Abschied nahm. Scheinbar, denn LIFEBLOOD ist vergessen, aber die Vergangenheit lebt weiter, und so besänftigen wir die Erinnerung mit bewegtem Beifall in versöhnlich grünem Kryptonitlicht.

›A Design For Life‹ bleibt für immer der Gipfel der Manic Street Preachers; danach ermüdet die Band bei einem Restprogramm, das mit ›From Despair To Where‹ enden könnte, aber erst die zweite Hälfte erreicht. ›There By The Grace Of God‹ hätte es heute so wenig gebraucht wie 2002, ›You Love Us‹ hatte sich bereits 1993 tot- gelaufen … die 40-Minuten-Sets früher Tage hatten schon auch ihren Charme. Beim The-The- Cover ›This Is The Day‹ wird es Zeit zum Luft-schnappen, ›Some Kind Of Nothingness‹ liefert die Hintergrundbeschallung für wehmütig-fröhliche Veteranengespräche.

Das Finale: ›Little Baby Nothing‹ und ›Motown Junk‹, beide nur als Abziehbilder tauglich, aber das kann niemand verwerflich finden – zu versöhnt sind wir mit der Vergangenheit und irgendwie auch mit der Gegenwart, und die weltumarmende Herzenswärme von ›If You Tolerate This Your Children Will Be Next‹ hinterlässt am Ende ein Gefühl von Zufriedenheit und Leichtigkeit: War schön, euch mal wiederzusehen, danke für die Erinnerung.

Svevo Bandini

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