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Das letzte Wort: Beth Hart

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Das letzte Wort: Beth Hart

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Beth Hart-2019-Credit-Greg Watermann.press
by Greg Watermann

Die kalifornische Megastimme über Selbstzweifel, Vergebung, den perfekten Produzenten und die heilende Wirkung von Dankbarkeit. Wer auch nur einen Song von Beth Hart kennt, weiß, dass ungefilterte Emotion bei ihr keine Masche ist, sondern der Kern ihres Wesens. Dass ein Interview mit einem Tränenausbruch beginnt, ist aber auch für sie eher ungewöhnlich. Ihr Vater lag damals im Sterben, die Nerven lagen folglich blank, aber sie nahm sich dennoch die Zeit, um über ihre – grandiose – Platte WAR IN MY MIND zu sprechen. (2019)

Du sagtest in früheren Interviews, dass du jedes Mal denkst, du hättest völlig versagt, und dich für deine Arbeit schämst. Diesmal sei das aber erstmals nicht so gewesen…
Ja, ich denke eigentlich immer, dass ich scheiße bin. Aber ich versuche, mit steigendem Alter weniger scheiße zu sein! (lacht) Bei der ersten Platte mit Joe [Bonamassa] wollte ich beim Hören meiner Stimme nicht mehr nur noch kotzen.

Und was war bei WAR IN MY MIND so anders?
Die Antwort ist einfach: Rob Cavallo. Es geht ja nicht nur um meinen Gesang, sondern auch darum, wie die Songs aufgenommen werden. Ich habe mit tollen Produzenten gearbeitet, aber das war was ganz anderes. Rob gibt jeden Monat diese großen Dinnerpartys für Freunde und Familie, weil er so gerne kocht. Ich war bei einer dabei, und da stand dieses Klavier. Nun, irgendwann ließ ich mich dazu hinreißen, ein paar Sachen zu spielen, an denen ich gerade arbeitete. Und als er das hörte, sagte er: „Ich will das produzieren.“ Zuerst sagte ich nur für diese spezifischen Songs zu, aber die Zusammenarbeit war so unglaublich, dass es das ganze Album wurde.

Was macht ihn so außergewöhnlich?
Er zwingt einen zu nichts, ihn interessiert nur, wie du es fühlst, und das wird er dann aus dir herauszuholen versuchen. Der Prozess war ganz anders als sonst. Die meisten Songs enstanden, indem ich einfach wie bei einer Show Klavier spielte und sang. Ich musste also zu keinem Clicktrack spielen oder zu etwas, was der Schlagzeuger zuvor aufgenommen hatte. Nein, ich spielte die Sachen ganz allein so, wie ich sie fühlte, und die Band spielte dann später zu diesen Aufnahmen. Ich bin Rob so dankbar dafür, das war ein wahr gewordener Traum.

Einer der bewegendsten Songs auf WAR IN MY MIND ist ›Sister Dear‹.
Die meisten Leute glauben, es gehe darin um meine verstorbene Schwester Sharon, doch es geht um die andere, meine ältere Schwester Susan. Ich hatte viele Probleme mit ihr, in gewisser Weise gab ich ihr die Schuld an Sharons Tod, was furchtbar von mir war. Sie ist die Anführerin unserer Familie, viel stärker als ich oder irgendjemand von uns. Aber es war so weit gekommen, dass ich nicht mehr mit ihr sprechen wollte. Doch wir sind eine kleine Familie, wir haben einander das Versprechen gegeben, dass wir nie aufgeben und immer versuchen, die Dinge zu regeln. Also gingen wir zusammen zur Therapie, und als ich da über sie sprach, sagte der Therapeut, dass meine Worte von keinem liebevollen Ort kommen. Ich hatte schon immer die Befürchtung, nicht wirklich lieben zu können und nur egoistisch zu sein, also schämte ich mich sehr, als er das sagte. Ich ging sofort zu Susan und entschuldigte mich bei ihr. Seither ist unsere Beziehung besser denn je. Faszinierend ist auch, dass der Song mir sagte, was ich tun muss, nicht umgekehrt. Am Anfang war ich wie immer angepisst, du bist das Arschloch, alle anderen sind schuld, ich sag euch, wo‘s langgeht. Doch die Kunst hat ihre eigene Dynamik. Alles, was größer ist als wir, ob die Liebe, Gott oder Engel, kommt in der Kunst zu uns. Und der Song lehrte mich das: Es ging nicht darum, was ich von meiner Schwester will. Sondern darum, dass ich ihr das geben musste, was ich mir von mir erhoffte.

Eine ähnliche Erkenntnis scheint in dem Song ›Thankful‹ zu stecken.
Ja, wenn man durch die dunkelsten Zeiten geht, ist es der schwerste Moment, um dankbar zu sein. Doch das ist genau die Medizin, die du dann brauchst. Wann immer ich aufwache und alles hasse, mich selbst, die Welt, alle anderen, zwinge ich mich, die Liste der Dinge zu schreiben, für die ich dankbar bin. Und das Bemerkenswerte ist, dass alles auf dieser Liste umsonst ist. Diese Dinge kann jeder haben, egal wie viel Geld er hat, welche Hautfarbe und welchen Job. Ich musste dabei an die Mondschein-Sonate von Beethoven denken. Als ich die als Kind erstmals hörte, war das die Zeit, als mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass es da Schmerz in unserer Familie gab, zwischen meinen Eltern. Und dieses kleine Stück Musik sprach zu mir und sagte: „Ja, es ist gerade sehr dunkel. Aber ich schwöre bei Gott, dass da ein Licht ist, und dieses Licht wird dich finden.“ Immer wenn ich diesen Song singe, muss ich lächeln.

Aber gibt es nicht auch Schicksalsschläge, bei denen das nicht mehr hilft?
Durchaus, aber wir müssen uns daran erinnern, dass wir nicht alles auf dieser Daseinsebene geregelt kriegen müssen. Du kannst noch so viel vorhaben, aber das Leben hat seine eigenen Pläne. Vielleicht wird einiges erst passieren, nachdem wir von dieser Existenz weitergezogen sind. Ich sagte mal zu meinem Therapeuten: Ich liebe Gott, aber als er diese Idee hatte, dass wir sterben und uns von geliebten Menschen verabschieden müssen, was hat er sich da nur gedacht? Und er antwortete, dass wenn es den Tod nicht gäbe, unser Leben keine Bedeutung hätte, weil wir nie etwas zu verlieren hätten. Das leuchtete mir ein

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