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Klaatu: Magical Mystery Tour

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Klaatu: Magical Mystery Tour

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„Capitol traf die Band nie“, so Davies. „Rupert [Perry, A&R] stimmte zu, weil er sie wollte. Er sagte, er müsse sie wenigstens treffen und se­­hen, wie sie unterschreiben. Ich erwiderte, dass er das nicht tun müsse, weil ich dafür bürge, dass sie bei mir unter Vertrag stehen, bei meinem Label und meiner Produktionsfirma. ‚Die Anwälte werden das regeln – meine Anwälte, ihre Anwälte. Sie unterschreiben bei dir, durch mich, und das war’s‘. Das dauerte eine Weile, vor allem, als wir damit zur Ge­­schäftsabteilung von Capitol gingen. Es war eine dieser Angelegenheiten, wo man Vertrauen in die Musik haben musste. Und das hatte ich. Island hatte schon eine Single veröffentlicht und ich wusste, dass andere Labels interessiert waren. Ich sagte: ‚Wenn ihr sie nicht zu diesen Konditionen wollt, dann nehmt sie nicht unter Vertrag‘.“

Capitol nahm das Risiko auf sich und fing an, Steve Smiths Kritik in alle Welt zu verschicken. Das machte sich bezahlt, und die Ge­­rüchte, die sich durch Smiths Artikel verbreitet hatten, entwickelten bald ein Eigenleben. „Wir waren in England im Studio“, erinnert sich Terry Draper. „Irgendjemand erzählte uns von dem Beatles-Gerücht, wir lachten alle darüber und gingen wieder an die Arbeit. Als wir dann nach Kanada zurückkehrten, wurde es verrückt. ‚Cashbox‘, ‚Billboard‘, all die Ma­­gazine, alle redeten darüber. Über die United-Press-Agentur ging es sogar um die Welt. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Frank musste die ganzen Anrufe entgegennehmen. Alle, die Geld daran verdienten – auch wir –, waren natürlich hocherfreut, dass wir Platten verkauften und man über uns sprach. Wollten wir uns also offenbaren, dem Gerücht ein Ende bereiten und so die Plattenverkäufe zerstören? Bei dem ganzen Konzept, anonym zu bleiben, war es ja darum gegangen, ein Privatleben zu haben, eine normale Person zu sein, immer noch Musik zu machen und Millionen Dollar zu verdienen. Das war das Ziel!“

Während die Story Fahrt aufnahm, kamen noch mehr Hinweise in Richtung der Fab Four ans Licht. „Jeder, der diese Story recherchierte, fand heraus, dass ich mal bei EMI Records in London gearbeitet hatte, wo die Beatles unter Vertrag waren“, so Davies. „Dann stießen sie darauf, dass Terry Brown bei den Olympic Studios in London Tontechniker gewesen war. Sie setzten all die­­se Puzzlestücke zu­­sammen, und so be­­­kam Capitol schließlich die Platte.“

Unterdessen begannen Radiosender in Providence, Songs aus dem Album zu spielen und Smith zu interviewen. Andere Sender bekamen Wind von der Ge­­­schichte und innerhalb von Wochen waren Klaatu überall in den USA zu hören. Die Band selbst hielt sich dabei komplett aus allem heraus und arbeitete einfach weiter an ihrem Zweitling HOPE. „Wir wussten damals nicht, wie sich das auf unsere Karriere auswirken würde“, so Woloschuk. „Das war ein globales Phänomen. Ich weiß nicht, wie viele Presswerke Capitol mit dem [ersten] Album beauftragt hatte, aber sie mussten in den Notfallmodus wechseln. Sie hatten nicht genug Exemplare verfügbar und verloren so viele potenzielle Verkäufe. Es wurde zu einem Monster, das außer Kontrolle geriet.“

„Alle möglichen Medien führten Interviews mit Rupert Perry“, fährt Davies fort. „Sie glaubten nicht, dass man bei Capitol nicht wusste, wer die Band war, was die Sache nur noch mehr befeuerte. ‚Diese Plattenfirma steckt Geld in eine Band, also muss sie ihr begegnet sein. Da muss also etwas dahinter sein…‘“

Diese „Klaatu – sind sie’s oder sind sie’s nicht?“-Gerüchte waren mittlerweile auch zu den Beatles und ihren Vertrauten durchgedrungen. Tony Bramwell war ein Kindheitsfreund der Briten und hatte in den 60ern eng mit ihnen und ihrem Manager Brian Epstein zusammengearbeitet. „Die Leute fingen an, zu sagen, Klaatu klängen wie die Beatles, und dass Capitol es weder bestätigen noch leugnen wollten“, so Bramwell. „Capitol in Amerika waren damals nicht besonders klug. Sie blieben verschlossen und hofften, das Publikum würde sich davon einwickeln lassen. Ich dachte nur, ‚was soll dieser Schwachsinn?‘ Ich arbeitete 1977 bei Polydor Records, aber machte immer noch Promotion für die einzelnen Beatles, also wusste ich genau, was sie taten – und dass sie nicht Klaatu waren.“

Frank Davies stammte selbst aus Großbritannien und hatte in den 60er Jahren für Parlophone gearbeitet. Nachdem die Klaatu-Story losgebrochen war, empfing er eine Postkarte von seinem einstigen EMI-Kollegen Paul McCartney, auf der der Ex-Beatle sagte, er „lache darüber, während all die Gerüchte kursieren“. Capitol gossen weiter Öl ins Feuer, als sie in den Mu­­sikblättern eine Anzeige schalteten, die die Sonne vom Klaa­tu-Albumcover zeigte und den Slogan „Klaatu is Klaatu“.
„Das war ein ziemlich schwacher Weg, das Gerücht zu verneinen“, sagt Woloschuk. „Unsererseits gab es nie die Absicht, es zu melken. Wir wollten aber weiter anonym bleiben. Wir waren jung und idealistisch und dachten, wir könnten diesen Sturm überstehen. Das erwies sich dann leider als falsch.“

Am Gipfel dieses me­­dialen Hurrikans ar­­beiteten Klaatu und Terry Brown in Großbritannien an HOPE, einem kosmischen Konzeptalbum, dessen Orchesterparts an drei Nachmittagen in den Olympic Studios mit dem London Philharmonic Orchestra aufgenommen wurden. Da sich KLAATU immer noch so gut verkaufte, wurde die Veröffentlichung von HOPE von Capitol um mehrere Monate verschoben. „Das fanden wir großartig“, sagt Draper, „denn das gab uns mehr Zeit, um es fertigzustellen.“
Mehrere Monate später hatte Steve Smith beim „Providence Journal“ endlich eine Er­­leuchtung. Er hatte weiter nachgeforscht und eine Ex-Freundin eines der Bandmitglieder ausfindig gemacht. „Sie sagte: ‚Hättest du mich vor ein paar Monaten kontaktiert, hätte ich dir die Wahrheit gesagt! Aber jetzt finde ich es einfach nur lustig‘.“

Dwight Douglas, Programmdirektor des Ra­­diosenders WWDC in Washington, D.C., ging mit einem akademischeren Ansatz an die De­­maskierung von Klaatu heran. Er besuchte die Library Of Congress und fand heraus, dass das Copyrights der Songs nicht bei Lennon, McCartney, Harrison oder Starkey lag, sondern bei Draper, Long, Woloschuk und dessen damaligem Songwriting-Partner Dino Tome.

„Als die Leute erfuhren, dass wir nicht die Beat­les waren, dachten sie, wir hätten das Gerücht in die Welt gesetzt und sie getäuscht“, erinnert sich Terry Draper. „Und das bekamen wir dann zu spüren.“
„Die ganze Welt war enttäuscht, dass wir nicht die Beatles waren“, so Woloschuk. „Der ‚Rolling Stone‘ verlieh uns den Preis für den ‚Hype des Jahres‘!“

HOPE erschien schließlich im September 1977 und war ein ehrgeiziges, reifes Werk. Es verkaufte sich respektable 400.000 mal, doch das Schicksal der Band war schon besiegelt. „Wir bekamen für HOPE tolle Kritiken“, sagt Frank Davies. „Doch auf jede dieser guten Rezensionen kam ein Zeitungsartikel, der schrie: ‚Ente!‘ oder ‚Täuschung!‘, und jede Menge negative Presse. Wir veröffentlichten ein Album und es wurde praktisch ignoriert. Egal was wir taten, niemand wollte mehr etwas von uns wissen.“ Das dritte Album SIR ARMY SUIT hatte ein Cover-Artwork des Künstlers Hugh Syme und zeigte eine Gruppe von Menschen, darunter die drei Mitglieder von Klaatu, Frank Davies, Terry Brown und dessen Frau sowie die Queen. „Wir begruben uns unter anderen Leuten“, so Draper. „Capitol baten uns nun, Interviews zu geben, also erfuhren sie unsere Namen“, fügt Woloschuk hinzu. „Mit jedem weiteren Album wollten sie die Tür noch ein bisschen weiter aufstoßen.“

Capitol sicherte sich dann die Option auf ein viertes Album unter der Bedingung, dass es in Los Angeles mit einem vom Label ausgesuchten Produzenten aufgenommen wird. Chris Bond, der ›Rich Girl‹ für Hall & Oates produziert und auch mit The Knack Erfolg gehabt hatte, wurde engagiert und ließ auf vielen der Stücke von ihm be­­vorzugte Musiker spielen statt Klaatu selbst. „Wir wehrten uns dagegen“, so Davies. „Er wollte ein Popalbum machen. Das funktionierte nicht.“

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