Die britische Bluesgitarristin schnuppert US-Luft
Gibt es eigentlich irgendeine weibliche Bluesgitarristin, die nicht von Ruf Records entdeckt wurde und seitdem eine feste Größe im Genre darstellt? Genau: Joanne Shaw Taylor! Auf sie wurde einst Dave Stewart (Eurythmics) aufmerksam. Und danach erst Ruf Records, bei denen sie von 2009 bis 2013 vier Alben veröffentlichte. Damit man dann so richtig populär wird, fehlt eigentlich nur noch Joe Bonamassa – 2021 war es soweit. HEAVY SOUL ist nun die vierte Langrille, erschienen auf dem Label von Bluesmäzen Joe B. Der wiederum arbeitet auch gerne mit Kevin Shirley zusammen, der zum Beispiel aktuell mit Beth Hart an neuem Material herumproduziert. Die Steilvorlage für das vorgezogene Fazit dieser Platte: Shirley produzierte Taylors neue Platte auf dem Bonamassa-Label und Joanne klingt auf manchen Liedern fast wie Beth Hart mit souliger Stimme. Der Plan war wohl: Blues raus, Soul rein, kommerziell produziert. Der Titel HEAVY SOUL ist dennoch etwas irreführend, hört man hier doch vorwiegend gut gemachten, breitenkompatiblen Poprock. Taylors beachtliche Gitarrenlicks sind meist in den Hintergrund gemixt, während ein Frauenchor Backgroundgesang beisteuert. Die Musikerin begründet ihre chamäleonhafte Entwicklung übrigens damit, dass jedes Werk eine Standortbestimmung ist, wie sie sich gerade fühlt. Gebürtig im rüden Black Country (eine Art Ruhrgebiet Englands) daheim, scheint sie diesmal ordentlich US-Luft geschnuppert zu haben.
7 von 10 Punkten
Joanne Shaw Taylor
HEAVY SOUL
JOURNEYMAN RECORDS/ROUGH TRADE