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Graveyard: Ein bisschen Frieden

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Graveyard: Ein bisschen Frieden


Das kann jeder Band jederzeit passieren. Mörck ist jedoch zuversichtlich, dass zumindest Graveyard mittlerweile besser gewappnet sind. „Es gibt unfassbar viele kleine Details, die wir bis zur Auflösung einfach nicht genug beachtet haben. Und selbst wenn alles nur Kleinigkeiten sind, summieren sie sich irgendwann dennoch ganz schön. Ich meine, allein eine lange Reise in einem Tourbus kann wie ein Gang durch ein Minenfeld sein.“ Den haben sie fürs Erste erfolgreich absolviert. Und mit Oskar Bergenheim zudem einen Schlagzeuger gefunden, der die große Lücke schließen konnte. „Es ging uns nicht einfach nur darum, einen guten Schlagzeuger zu finden“, betont Mörck. „Wir wollten jemanden, der auch menschlich zu uns passt, der das repräsentiert, wofür Graveyard stehen und der begreift, was wir da eigentlich tun.“ Warum das so wichtig ist, kann der Göteborger sofort sagen: „Graveyard ist mehr als vier Menschen. Es ist eine Mentalität, ein Wesen, das auch losgelöst von uns für etwas steht. Jedes Mitglied hat einen bleibenden Eindruck in dieser Band hinterlassen. Sie sind immer noch da.“ Und ebenso wichtig ist es eben für jedes neue Mitglied, in dieses komplexe Konstrukt aus den Geistern der Vergangenheit und den Träumen der Zukunft zu passen. Ein Bart kann natürlich auch nicht schaden.

Bergenheim brachte offensichtlich all das mit: Sein Auftauchen und die regelrechte Zündung in Sachen Songwriting fielen mehr oder minder zu­­sammen. „Wir merkten eines Tages, dass sich sowohl die alten Songs als auch die ersten Skizzen der neuen Songs fantastisch mit ihm anfühlten. Das war der Punkt, an dem wir wirklich wussten, dass wir weitermachen konnten. Und ab diesem Punkt kam PEACE dann auch relativ schnell voran.“ PEACE. Ein vielsagender Name für ein Album, selbst ohne jede Hintergrundgeschichte. In diesem ganz besonderen Fall aber zweifellos auch ein Statement die eigene Karriere betreffend. „Das spielt ebenso mit rein wie so ziemlich alles andere, das man sich so vorstellen kann“, lacht Mörck, ganz der Künstler, der nur sehr ungern seine Karten offen auf den Tisch legt. „Aber ich denke, so ist das nun mal bei einem großen Titel wie diesem. Unseren Frieden gefunden haben wir aber nicht, auch wenn man das vielleicht denken kann.“ Er pausiert kurz. „Gut, ein kleines Stückchen davon vielleicht, doch um wirklich Frieden zu finden, muss man wohl erst auf dem Friedhof liegen. In einer Kiste.“ Das Album stellt also vielmehr den Versuch dar, einen wie auch immer gearteten Frieden zu erlangen. Das bezieht sich auf die Band ebenso wie auf die Weltlage. „Das ist ja das schöne an dem Titel: Er funktioniert auf zahllosen verschiedenen Ebenen. So oder so: Ein bisschen Frieden hat noch nie geschadet.“

Das kann man fast so stehen lassen. Fast, denn entgegen dieser Aussage klingt PEACE weder besonders sanftmütig noch auffällig beseelt von der Flower-Power-Ära. Wenn überhaupt, dann klingt das fünfte Album der Schweden dunkler, schwerer, kerniger, verfeinert von einer fast schon klaustrophobischen, direkten Produktion. „Musik ist immer auch ein Spiegel der Welt“, kommentiert der Bassist, der sich in einigen Stücken mal wieder als beachtenswerter Sänger hervortut. „Da ist derzeit ein etwas dunklerer, aggressiverer Ausdruck wohl nur angemessen, oder?“ Gut, das ist eine rhetorische Frage, nehmen wir jetzt mal an. „Wir haben nie über die Ausrichtung der neuen Songs gesprochen, sie ist einfach so passiert“, fährt er fort. „Das Album heißt die schlimmen wie auch die guten Dinge dieser Welt gleichermaßen Willkommen. Ich weiß, das klingt ein wenig nach esoterischem Unfug, doch was wir am Ende sagen wollen, ist: Es gibt Hoffnung!“

Das wäre wieder ein Schlusswort gewesen, das man stehen lassen kann. Truls Mörck ist aber niemand, der uns so einfach davonkommen lässt. Er setzt nach: „Aber natürlich kann man nicht nur von Frieden, Bäumen und freier Liebe singen. Man muss auch anerkennen, dass es Mord, Krieg und Terror da draußen gibt. Und dennoch weitermachen. Die Welt ist mehr denn je ein verknoteter Irrgarten. Wie alle anderen, wissen auch wir nicht, was wir dagegen ausrichten können. Ich meine, was kann eine Rock’n’Roll-Band schon tun, um die Welt zu verbessern?“ Er gibt sich selbst die Antwort: „Vielleicht nicht viel, aber immerhin ein kleines bisschen. Und bis wir wissen, was wir machen können, machen wir einfach das, was wir am besten können: Mu­­sik.“ Das kann man jetzt aber wirklich mal so stehen lassen. Und still hoffen, dass Graveyard ohne Sinnkrisen durch die nächsten Jahre kommen. Mit den großen, den zu gleichen Teilen erhebenden wie bedrückenden Songs auf ihrem bislang besten Album PEACE haben sie zumindest ein Ausrufezeichen hinter die Bedeutung ihrer Band gesetzt.

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