Der Tag des Herren. Die Jüngerschaft von Ghost pilgert gen Zenith, um sich die dunkle Saat des Teufels in die Seele pflanzen zu lassen. Na gut, man bleibe bei des Pudels Kern: Bis auf einige Fundamentalisten in Ghoul-Masken gestaltet sich das Publikum überraschend heterogen, was deutlich auf die zunehmende Beliebtheit der Band hinweist. Vor okkulter Bleiglaskulisse wird mit ›Square Hammer‹ von der jüngsten POPESTAR-EP schließlich die schwarze Messe mit dem zartschmelzenden Kern eingeläutet. Zwar regen sich die Gemüter in der halbvollen Halle bereits, gelöster wird die Stimmung jedoch erst bei ›Cirice‹ und der Proto-Teufelsanrufung ›Year Zero‹. Ironischerweise spielen sich Ghost quasi rückwärts durch ihre Diskographie und vollenden die Liturgie mit ›Rituals‹.
Fast: „You want a happy ending?“, fragt il Papa das zögerliche Auditorium augenzwinkernd anzüglich und schließt den coverfreien Abend (kein ›If You Have Ghost‹!) mit dem orgiastischen ›Monstrance Clock‹. Nicht nur hier dürfte das weibliche Publikum die subtilen erotischen Vibes spüren, die Ghost durch die Mystik ihrer Maskierung aussenden. Vor allem der charmante Hohepriester leibhaftig steuert dazu bei und führt – ohne Kommentar zu den jüngsten Anschuldigungen – galant durch das Programm und die Zuschauer in Versuchung: Papa Emeritus III. ist ein dandyiesker Mephisto, der auf der Schulter sitzend mit glockenhellem Gesang diabolisches Liedgut ins Fan-Ohr säuselt.Welch Ungeheuerlichkeiten auch immer gerade hinter den Masken vorgehen mögen: Ghost füllen mit ihrem operettenhaften und eingängigen Heavy-Spectaculum eine Lücke, die in der Rockwelt viel zu lange unbesetzt blieb.