Am 6. April 1974 fand der legendäre “California Jam” statt, ein Festival auf dem Ontario Motor Speedway bei Los Angeles, das mit einem hochkarätigen Line-up (u.a. Deep Purple, Emerson, Lake & Palmer, Black Sabbath, Rare Earth, die Eagles und mehr) 250.000 Menschen anzog. Und die bekamen für ihre zehn Dollar Eintritt eine wahnwitzige Darbietung, in der Ritchie Blackmores Gitarrenspiel schlichtweg perfekt war, gekrönt von einer Zerstörungsorgie auf der Bühne.
Die Band trat hier in einer neuen Inkarnation auf, dem sogenannten Mark-III-Line-up mit Frontmann David Coverdale und Bassist/Sänger Glenn Hughes anstelle von Ian Gillan respektive Roger Glover. BURN, das erste Album in dieser Aufstellung, war erst zwei Monate zuvor erschienen, und dieses neue Material dominierte die Setlist bei dieser Show.
Eine elektrisierende Version des Titelstücks eröffnete den Auftritt. Blackmore peitschte mit typischer Nonchalance durch die Riffs, Ian Paice trommelte mit beeindruckender Kraft, Jon Lord lieferte die Killer-Keyboards, während Coverdale und Hughes sich bei den Lead-Vocals abwechselten. Es war eine mächtige Chemie, ein Groove, der den neuen Songs innewohnte, vom kraftvollen Blues auf ›Mistreated‹ über Mark-II-Standards wie ›Smoke On The Water‹ bis zu einer Kombination aus beiden mit einer brillant improvisierten Version von ›You Fool No One‹.
Was ebenfalls auffiel, war das völlig unterschiedliche Auftreten der beiden Neuzugänge. Coverdale, damals spindeldürr, war noch bescheiden. Hughes dagegen, extravagant in einem weißen Satin-Anzug ohne Hemd, war völlig zugekokst – verraten durch das deutlich hörbare Nasehochziehen ins Mikro bei seiner Einleitung zu ›Mistreated‹. Doch egal, wie großspurig Hughes auch gewirkt haben mag: Dies war Blackmores Band und seine Show. Die Power in ›Mistreated‹, die delikaten Details in ›Space Truckin‘ – bei ihm sah alles so leicht aus. Im Finale dann wurde er seinem unberechenbaren Ruf gerecht, als er Gitarren zertrümmerte, dabei die Linse einer der Kameras demolierte und seine Verstärker sprengte.