Opulentes Opus
Eins vorweg: Wer sich die neue Nightwish zu Gemüte führen möchte, muss viel Zeit mitbringen. Das 9. Studiowerk der finnischen Symphonic-Metaller bringt es auf schlappe 79 Minuten Spielzeit. HUMAN. :II: NATURE. besteht als Doppelalbum aus zwei Teilen: Nach den ersten neun Stücken folgen acht Instrumental-Titel. Aber hey, Nightwish-Chefdenker Tuomas Holopainen (Keyboard) war schon immer ein Mann großer Ambitionen. Bereits der Vorgänger, ENDLESS FORMS MOST BEAUTIFUL (2015), war ein Opus von erschlagender Opulenz. Und so spannt die Kitee-Connection einen weiteren Bogen von immenser stilistischer Weite, der von Rock bis Metal und von Folk bis Neoklassik reicht. Ausnahmesängerin Floor Jansen beweist eindrucksvoll, dass sie dieser Stilvielfalt gewachsen ist. Für den Metal-Faktor in der Band ist Gitarrist Emppu Vuorinen zuständig, der mit ruppigen Riffs wie bei ›Tribal‹, dem härtesten Song der Scheibe, Akzente setzt. Und das London Session Orchestra verleiht dem Werk einen majestätischen, teils märchenhaften Glanz.
Teil zwei von HUMAN. :II: NATURE. nähert sich stimmungsvoll dem Thema Natur an und kreiert emotionale Klangvielfalten, die auch als Filmmusik laufen könnten. ›The Blue‹ etwa erinnert an die orchestralen Kompositionen aus „Game of Thrones“. Die immense Detailverliebtheit kann mitunter überfordern und geht auf Kosten der Eingängigkeit. Die treuen Fans der Band bringen indes bestimmt genug Muße auf, um die Platte Stück für Stück zu erforschen.
8 von 10 Punkten
Nightwish, HUMAN. :II: NATURE., NUCLEAR BLAST/WARNER
Text: Matthias Bossaller