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Elton John: Captain Fantastic

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Elton John: Captain Fantastic

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Nachdem er sich 1969 in London mit Danny Hutton von der Band Three Dog Night angefreundet hatte, arrangierte er so bald wie möglich ein Treffen mit ihm. Hutton war ein langjähriger Veteran der L.A.-Szene und hatte ihm angeboten, ihm dabei zu helfen, sich in ihren komplexen Verflechtungen Orientierung zu verschaffen. „Elton rief aus London an und sagte: ‚Ich komme in die Stadt‘“, erzählte Hutton 2019 in Music Connection. „Er kam an und der erste Ort, an den ich ihn zum Essen mitnahm, war Billy James’ Black Rabbit Inn. Dann brachte ich ihn zu mir nach Hause. Ich rief [den Musiker, Songwriter, Arrangeur und Produzenten] Van Dyke Parks an und lud ihn auch ein. Elton spielte in meinem Haus am Lookout Mountain Klavier.“ Elton war ohnehin schon benommen von dem gnadenlosen Tempo an jenem Tag, doch er musste mit noch einem Schock fertigwerden – der unfassbaren Nachricht, dass einer seiner musikalischen Helden für ihn eröffnen würde. „David Ackles war gebucht“, sagt er. „Ich meine, das war schon mal das Erste, das ich nicht fassen konnte: dass wir nach David Ackles spielen würden. Offenbar war er in England weitaus angesehener als in Amerika und hatte in jenem Jahr nur wenige Auftritte gehabt. Ich sagte: ‚Was ist mit Leuten wie Tom Paxton und Tim Buckley?‘ Und sie antworteten: ‚Oh nein, die haben nur sehr selten Arbeit‘. Und ich fand das äußerst eigenartig.“ Als Headliner nach Ackles aufzutreten, mag eine unbequeme Überraschung gewesen sein, doch die nächste Offenbarung war fast unbegreiflich. „Ich erhielt einen Anruf von meinem alten Freund David Rosner, der mit Eltons Verleger Dick James zusammenarbeitete“, erinnerte sich Neil Diamond viele Jahre später. „Ich hatte gerade eine Hitsträhne von drei Jahren hinter mir und David wollte wissen, ob ich am ersten Abend den völlig unbekannten Elton John vorstellen würde. Ich stimmte zu, nachdem mir David und [UNI-Geschäftsführer] Russ Regan ihr Wort gegeben hatten, dass Elton das Potenzial hatte, ein großer Star zu werden.“ Regans Anteil an Eltons Karrierestart in Amerika sollte nicht unterschätzt werden. „Er war überlebensgroß“, verkündete Bernie Taupin Jahre später. „Ein Rebell mit einem großen Herz, dessen Glaube an uns ein Schlüssel zu unserem Erfolg in Amerika war.“

„Wir flippten aus.“ Mit diesen Worten erinnerte sich Eltons Schlagzeuger Nigel Olsson an ihre Reaktion, als sie erfuhren, wer sie präsentieren würde. „Ich meine, Neil Diamond, um Himmels Willen!“ Regan arrangierte sogar einen Besuch von Elton zu Hause bei Diamond in Coldwater Canyon. Der war besorgt über das Verhalten seines Gasts: „Er saß in meinem Wohnzimmer und hielt seine Kappe im Schoß“, berichtete Diamond später. „Er war superstill und schüchtern. Ich dachte nur: ‚Dieser Junge wird es nie schaffen‘.“ Montag, 24. August 1970. Mit nur einem freien Tag vor dem ersten Gig im Troubadour ging Eltons Manager Ray Williams richtig in der Annahme, dass ein bisschen Ruhe und Erholung dem gesamten Team guttun würden. Und glücklicherweise bot sich ein potenzieller Tagesausflug an Das einzige Mitglied der Reisegruppe, da ablehnte, war Elton. Williams erklärt: „Elton war wirklich nervös wegen dem Auftritt. Aber ich, der uns mehr als Freunde denn als Geschäftspartner betrachtete, dachte natürlich nicht einen Moment darüber nach, dass er sich im Hotel in die Hosen machte.“

Trotz seiner anhaltenden Angst erschien Elton mit der Band an jenem Nachmittag zu einem Soundcheck über vier Songs im Troubadour. Marketing-Manager Frio, erwischte die Band bei den Proben erwischte. „Die drei Typen waren auf der Bühne, und mein erster Gedanke war, dass sie hinter ihnen die Platte abspielten“, sagte er. „Da kam so viel Musik aus diesen drei Jungs, das war unglaublich.“ Frio war sogar so beeindruckt, dass er Regan anrief, um ihm zu sagen, dass die Show gut sein würde. Doch Eltons Ängste machten sich sofort wieder bemerkbar, als er an jenem ersten Abend ins Troubadour zurückkehrte und sah, dass es „vollgepackt mit Leuten aus der Musikindustrie war, die erwarteten, dass ich mit einem 15-köpfigen Orchester komme und den Sound
des Albums reproduziere, das kurz zuvor dort erschienen war“. Nach Regans Schätzung waren „an dem Dienstagabend vielleicht 300 Leute im Club, aber alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen: ‚Yeah, ich war
auch da‘. Also müssen an jenem Abend 30.000 Leute im Troubadour gewesen sein.“

Elton war sich allzu bewusst, dass er nicht nur vor der Kritikerelite der Stadt auftreten würde, sondern auch einer ganzen Reihe ihrer talentiertesten Singer/Songwriter, und ging an jenem Dienstagabend schließlich absolut starr vor Angst auf die kleine Bühne des Clubs. Um 22:00 Uhr erschien Neil Diamond und lieferte ein sorgsam zurück-haltend formuliertes Intro ab: „Es geht mir wie euch allen, ich bin hier, weil ich Elton Johns Album gehört habe. Also werde ich jetzt meinen Platz neben euch einnehmen und mir die Show ansehen.“ Und auch wenn es im Film „Rocketman“ anders dargestellt wurde, eröffnete Elton nicht mit einer furiosen Darbietung von ›Crocodile Rock‹ – vor allem, weil der Song damals noch gar nicht geschrieben war. Seine nachdenklich introspektive erste Nummer war vielmehr ›Your Song‹. Die Reaktion darauf war wenig mehr als verhalten- höflicher Applaus.

In den Worten von Robert Hilburn von der Los Angeles Times: „Er fing an, seine Songs in einer eher distanzierten, nüchternen Art durchzugehen. Er sah ängstlich aus und wandte den Blick kaum von seinem Klavier ab.“ Eltons eigene Erzählungen von dem Abend schienen bisweilen diesen kläglichen Anfang seines Sets vergessen machen zu wollen. „Mit einer dreiköpfigen Band ist es unmöglich, einfach nur dazusitzen und die Songs wie auf der Platte zu interpretieren, denn es war ja ein orchestrales Album“, verkündete er in Tom Doyles hervorragender Biografie „Captain Fantastic“ von 2017. „Also gingen wir da raus und spielten die Songs komplett anders, verlängerten sie, improvisierten, und hauten einfach alle um.“ Das war, genau genommen, keine akkurate Beschreibung des gesamten Sets. Die Wahrheit war, dass das übercoole Publikum im Troubadour den unbekannten Briten praktisch ignorierte, bis er nach ihrer unterkühlten Reaktion auf ›Your Song‹ seine Taktik änderte.

Als er seine zweite Nummer begann, das wesentlich aggressivere ›Bad Side Of The Moon‹, wetterte er gegen die Zuschauer. „Na gut!“, schrie er. „Wenn ihr nicht zuhören wollt, dann bringt euch das hier vielleicht verdammt noch mal dazu!“ Eltons anfängliches Zögern war wie weggewischt. „Ich sprang auf das Klavier“, erinnert er sich. „Die Leute sagten: ‚Oh mein Gott!‘ Richtiger Ort, richtige Zeit, und man muss diese Gelegenheiten beim Schopfe packen.“ Als das Set dann immer mehr Fahrt aufnahm, machte er sogar Handstände auf seinem Klavier. „Irgendetwas in mir übernahm die Kontrolle“, hat Elton behauptet. „Ich wusste, das war mein großer Moment, und ich gab alles. Die Energie, die ich in meine Performance steckte, wie ich den Klavierhocker wegtrat und die Beine aufs das Piano hämmerte, überraschten alle. Es war die schiere Rock’n’Roll-Glückseligkeit. Schon bevor die Rezensionen übermittelt wurden, wussten wir, dass etwas Besonderes passiert war.“

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