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Dr. Feelgood: Die Anfänge einer Kult-Band

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Dr. Feelgood: Die Anfänge einer Kult-Band

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Im November ging der legendäre Wilko Johnson leider von uns.
Als DOWN BY THE JETTY, das Debütalbum von Dr. Feelgood, 2015 sein 40. Jubiläum feierte, blickten die damals noch lebenden Mitglieder – Wilko, Sparko, The Big Figure – sowie Manager Chris „Whitey“ Fenwick auf die Entstehung ihres Klassikers zurück. (Text: Zoë Howe)

„Vergiss nicht, das ist 40 Jahre her, da muss ich in den Erinnerungen kramen …“, warnt Dr. Feelgood- Manager Chris „Whitey“ Fenwick, als ich mich daran mache, ihn zu DOWN BY THE JETTY, dem Debüt der Band, zu befragen – jenem rauen, messerscharfen Brocken R’n’B, der im Januar 1975 aus dem Themse-Delta anstürmte wie ein gerade abgeworfenes Chakram. Doch in Vorbereitung auf unser Gespräch hat er sich die Platte natürlich noch mal angehört und „es hat Spaß gemacht, sich wieder damit zu befassen. Es hat die Aufregung der frühen Auftritte zurückgebracht – wir stiegen damals jeden Monat weiter auf … Dieses Album hat eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. 40 Jahre …“, sinniert er. „Es hat sich verdammt gut gehalten.“ Das definitive Line-up von Dr. Feelgood bestand aus Gitarrist Wilko Johnson, dem schmerzlich vermissten Lee Brilleaux am Mikro und der Mundharmonika (er erlag 1994 einem Krebsleiden), Bassist Sparko (John B. Sparks) und Schlagzeuger John „The Big Figure“ Martin. Die Spitznamen waren notwendig, weil alle Feelgoods außer Brilleaux John hießen. Lees zweiter Vorname war allerdings auch John, und als Wilko – bürgerlich John Wilkinson – 1977 ausstieg, wurde er von Gypie Mayo ersetzt, dessen tatsächlicher Vorname – Überraschung! – John lautete. Hier waren vier harte Jungs aus Canvey Island mit Stil, Attitude und besessen vom Rhythm’n’Blues. Die Begeisterung ging so weit, dass der Howlin’-Wolf-Fanatiker Brilleaux kurz nach dem Erscheinen von DOWN BY THE JETTY in der Zeitschrift Sounds sagte: „Es gibt absolut nichts Weißes, das mich inspiriert. Alles ist schwarz.“ Lee Brilleaux hieß eigentlich Lee Collinson. Der Künstlername kam auf, als er eines Tages feststellte, dass sein Haar aussah wie ein Brillo Pad, ein Topfkratzer aus Stahlwolle. Nachdem er zunächst damit herumspielte und sich als „Lee Brillo“ vorstellte, beschloss er, den Namen fest anzunehmen, allerdings mit einer anderen Schreibweise, um mehr wie ein Blueser aus Louisiana zu klingen als etwas, das man unter der Spüle findet. Schon in jungen Jahren ein selbsterklärter Musiksnob, interessierte sich Lee zunächst nicht für Rock’n’Roll, abgesehen von den Rolling Stones. „Für mich war es das Zeug, auf das die Generation vor mir stand. Ich machte mich halb lustig darüber. Mein Onkel war Elvis-Fan und hatte eine idiotische Frisur … Fucking Schrott.“

Als Lee und seine Kindheitsfreunde Whitey und Sparko auf den Straßen von Canvey Island eine Jug-Band sahen, mit einem großen, charismatischen älteren Teenager an der Gitarre, zündete Lees
Liebe zum Blues. Es sollte auch die erste schicksalhafte Begegnung von Lee, Sparko, Whitey und Wilko Johnson sein. Lee hinterließ den größten Eindruck bei Wilko: „Ich weiß noch, wie ich mit meinem Bruder Malcolm wieder nach Hause ging und meinte: ‚Fuck, der Junge ist ganz schön auf Zack!‘ Er war sehr lebhaft, er strahlte förmlich.“ Die mittlerweile hinlänglich dokumentierte Geschichte der Entstehung von Dr. Feelgood als Band kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Nach der Universität in Newcastle und der Hippie-Pilgerfahrt durch Indien kehrte der langhaarige Wilko nach Hause zurück und fand einen wesentlich erwachseneren Lee Collinson vor, der nun als Anwaltsgehilfe arbeitete und in einem Nadelstreifenanzug durch die Straßen von Canvey Island streifte („Mann, er sah so fies aus!“, sagte Wilko später, immer noch begeistert von dieser Erinnerung).

Lee hatte, inspiriert von Wilko, zunächst seine eigene Jug-Band zusammen mit Whitey, Sparko und den Schulfreunden Phil „Harry“ Ashcroft und Rico Daniels gegründet, doch über die Jahre hatten sie sich zu einer Rockgruppe entwickelt. Lee, dem es ebenfalls nicht an Präsenz mangelte, war so eingeschüchtert von Wilko, dass er es Sparko überließ, den verlorenen Sohn von Canvey zu fragen, ob er an der Gitarre einsteigen wolle – worauf der mit einem eindeutigen „Ja“ antwortete. Letztlich holte Wilko dann noch Figu-re, seinen alten Schulfreund, zeitweiligen Bandkollegen und schon halbprofessionellen Schlagzeuger, ins Boot. Es dauerte nicht lange, bis sie sich von Auftritten mit Coverversionen vor gleichgültigen Pub-Besuchern verabschiedeten („Wir spielten ›Heartbeat‹“, wetterte Wilko. „Kannst du dir vorstellen, wie Lee ›Heartbeat‹ singt?“), zu ihren Wurzeln zurückkehrten und einfach die Musik spielten, die sie liebten – was sich als gute Entscheidung erwies. „Bei einer Probe legte Lee eine Platte von Little Walter auf“, so Wilko. „Und ich sagte: ‚Oh, fick die Popmusik, lasst uns einfach dieses Zeug machen. Wir fantasierten davon, auf Tour zu sein wie die ‚Blues Brothers‘, bevor der Film überhaupt erschienen war. Wir mochten diese Idee von den Anzügen und den dummen Verbrechen, die wir unterwegs begehen würden – wir ahnten das schon voraus.“

Mit ihrer fast gewalttätig dynamischen Bühnenshow und ihrem Look griffen sie zudem schon dem Punk vor. Von spießigen Hemden keine Spur, hier gab es schmale Krawatten, lüsternes Hinterhergepfeife und resolut kurze Haarschnitte. Nach womöglich einer Frage zu viel über ihr Image ätzte Lee 1975 gegenüber Mick Gold vom Magazin Let It Rock: „Wir hatten nicht das Ziel, wie durchgedrehte Bankangestellte auszusehen.“ (Als ob das etwas Schlechtes gewesen wäre.) Bald hatte Wilko ein paar Songs für die Band geschrieben, inspiriert von der explodierenden Pubrock-Szene in London, die sie bald erobern sollten. Mit ihrer fesselnden Mischung aus Bühnenpräsenz und Klangattacke überzeugten sie das Publikum und warfen Granaten in den „groovy“ Post-Hippie-Nebel, bevor sie in die Nacht stürmten und zurück nach Essex fuhren. Ein großer Teil des Reizes von Dr. Feelgood lag in der funkensprühenden Interaktion zwischen den beiden Anzug tragenden Frontmännern: Wilko mit dem psychotischen Blick, der herumwirbelte, als sei seine Gitarre zum Leben erwacht und zerre ihn ungestüm über die Bühne; und Lee, gerissen und mörderisch, der Wilko ignorierte, unablässig rauchte und mit feurigen Augen die Faust in die Luft reckte. Natürlich alles reines Theater, doch man wollte sich so oder so nicht mit ihnen anlegen. „Lee war ziemlich rau“, so Wilko, „aber er konnte auch sehr lustig sein, und obszön. Ich glaube, er sah zu mir auf, aber er wusste wahrscheinlich nie, dass ich absoluten Respekt vor ihm hatte. Wenn wir auf der Bühne standen – sieh dir jegliche Filmaufnahmen von uns an –, schaute ich ihn die ganze Zeit an. Ich glaubte immer an ihn, als Performer, als Star, schon von Anfang an, und das änderte sich auch nie. Lee war für mich der Dreh- und Angelpunkt von Dr. Feelgood. Ich weiß noch, wie wir mal im Lord Nelson [in der Londoner Holloway Road] spielten, da gab es diese kleine abgesenkte Tanzfläche. Plötzlich brach ein Streit aus und ein paar Typen prügelten sich. Dann tauchte ein Messer auf, und Lee sprang einfach von der Bühne, schnappte sich dieses Messer und sang weiter. Die Lage war ernst, einer dieser Kerle hätte fast sein Ohr verloren, doch Lee riss das Messer einfach an sich. Auf der Bühne war er der König. So etwas habe ich nie wieder erlebt. Mit jemandem auf der Bühne zu stehen und sich ihm so nahe zu fühlen, das ist fantastisch.

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