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Zwölf Monate, hunderte von neuen Alben, tausende von Songs – gute, schlechte, grandiose Stücke. Wer kann da den Überblick bewahren? Gut, dass es die CLASSIC ROCK-Redaktion gibt. Wir sind in der Zeit herumgereist, haben uns für euch angestrengt erinnert, haben gesammelt, recherchiert, diskutiert, bewertet, und auch gekämpft. Das ist dabei herausgekommen: die 50 besten Alben des Jahres 2018, Platz 30-21!
Platz 10: The Temperance Movement: A DEEPER CUT (EARACHE/WARNER)
„The firts cut is the deepest“ – doch der geht sogar noch tiefer: Die Veröffentlichung des Debüts THE TEMPERANCE MOVEMENT 2013 kam einer Sensation gleich – gut, einer kleinen, die viel zu wenige Leute mitbekamen, aber erste Aufmerksamkeit war geweckt. Tourneen und Publikum wurden größer. Besetzungsturbulenzen und ein überspannter Tourbogen zehrten an der Qualität des Nachfolgers WHITE BEAR. 2018 mit A DEEPER CUT bedeutete zum Glück die Rückkehr zu anfänglichem Pep, gepaart mit gereiftem, noch souveränerem (endlich wieder wahrhaft bärenstarkem) Songwriting. Anspieltipp: ›Another Spiral‹
Platz 09: Elvis Costello & The Imposters: LOOK NOW (CONCORD/UNIVERSAL)
Fünf Jahre hat er sich seit dem Vorgänger Zeit gelassen – um in Hochform wiederzukommen. Zusammen mit seinen Imposters und dem kongenialen Burt Bacharach brilliert Costello zwischen Soulpop und Crooner-Balladen. Besser als auf Stücken wie ›Suspect My Tears‹ oder ›He’s Given Me Things‹ hat der Brite nie gesungen. Bleibt zu hoffen, dass er endlich auch mal wieder für Konzerte nach Deutschland kommt. Anspieltipp: ›Burnt Sugar Is So Bitter‹
Platz 08: Bruce Springsteen: SPRINGSTEEN ON BROADWAY (COLUMBIA/SONY)
Zurück zum kleinen Rahmen. Nach mehreren Stadiontourneen mit der E Street Band wollte Bruce Springsteen „so persönlich und intim wie möglich“ auftreten. Und so spielte er über ein Jahr lang im altehrwürdigen Walter Kerr Theatre an New Yorks Broadway – vor einigen hundert Leuten und nur an Klavier und Gitarre. Das Live-Album zur Konzertreihe kommt mit Liedern aus der ganzen Karriere des Songwriters daher. Anspieltipp: ›Land Of Hope And Dreams‹
Platz 7: Amigo The Devil: EVERYTHING IS FINE (REGIME MUSIC GROUP/MEMBRAN)
Wer zur Hölle ist dieser Typ? Warum sind alle Songs auf diesem Album gottverdammte Hits? Und was zum Teufel ist das überhaupt für ein Stilmix? So, der passende Tonfall wäre schon mal getroffen, denn von den 15 auf EVERYTHING IS FINE enthaltenen Songs sind 13 Stück mit dem Warnhinweis für ausfallende Sprache versehen. „Explicit“ heißt es da. Die etwas ungeschickte Übersetzung dafür, „explizit“, trifft es eigentlich sogar am besten, denn dieser Amigo flucht nicht pubertär in der Gegend herum, um aufmüpfig zu wirken. Seine Sprache ist dermaßen deutlich, schneidend ehrlich und mit spitzem Humor („I hope your husband dies“) gespickt, und die von ihm behandelten Abgründe des menschlichen Daseins (bis in den Tod) so düster und schonungslos dargelegt, dass es schmerzen könnte, dieses Album zu hören, wäre es eben nicht so grandios. Nun zur Klärung der oben aufgeführten, verflucht berechtigten Fragen: Amigo heißt eigentlich Danny Kiranos, ist 30 Jahre alt, stammt aus Florida und hatte bislang nur eine EP veröffentlicht. Dass sein allererstes Album gleich eine dermaßene Qualität erreichen konnte, dürfte neben Dannys brutalen Songs auch das beteiligte Personal mitverantwortet haben. Produzent Ross Robinson, der sonst für Korn, Glassjaw und At The Drive In tätig ist, brachte gleich ein Drummer-Schwergewicht namens Brad Wilk (Rage Against The Machine, Adioslave, Black Sabbath) ins urige 70er-Jahre-Studio in L.A. mit. Das Portfolio der beiden wohlverdienten Herren darf nun aber nicht täuschen, denn Amigo The Devil hat nichts mit den genannten Bands zu tun. Amigo The Devil, dieser bis auf die Finger tätowierte, langhaarige, optische Metaller ist ein brachialer Singer und Songwriter, ein rabenschwarzer Country-Berserker der Marke Johnny Cash und setzt dabei ein Instrumentarium des amerikanischen Folk in Kombination mit bitterbösen E-Gitarrensounds und geschickt gesetzten Orgel- und Synthie-Flächen ein, dass es auf unzähligen Schichten dieses Psycho-Zirkusses nur so rumpelt, kracht, wabert und zischt. Auf dem Blatt mag das überproduziert klingen, das Ergebnis aber ist das puristische und doch mächtige Gegenteil davon. Der „Monster Folk“ auf EVERYTHING IS FINE, wie Danny ihn selbst nennt, ist direkt und trocken wie das Schlagen von nacktem Knochen auf Knochen: ein „Bare-Knuckle-Fight“ von einem Album! Anspieltipp: ›Hungover In Jonestown‹ Paul Schmitz
Platz 6: Tom Petty: AN AMERICAN TREASURE (REPRISE/WARNER)
Eine nicht ganz unkomplizierte Angelegenheit: Schnell verkommt eine posthume Archiv-Stöberei zur schnöden Fledderei ohne Geschmack, Anstand oder jeglichen Mehrwert. Außerdem muss sich die Frage stellen, ob es sich bei diesem aufgetanen, bislang ungenutzten Fundus überhaupt um eines der Alben des Jahres 2018 handeln kann. Erstens, was Witwe Dana und Tochter Adria zusammengestellt haben, wird dem großen Tom Petty absolut gerecht. Zweitens, unter den insgesamt 60 Songs aus bislang unbekannten Alternativ-, Live- und Demo-Fassungen, sind es natürlich die unveröffentlichten „Outtakes“ aus viereinhalb Jahrzehnten, die den „Albumwert“ von AN AMERICAN TREASURE bestimmen. Und die setzen diesen allesamt sehr, sehr hoch. Schon der bislang ungehörte Anspieltipp (siehe unten) von 1974, der noch aus Mudcrutch-Zeiten stammt, könnte alleine so manch aktuelle Langspielerveröffentlichung der letzten zwölf Monate in ihrer Gesamtheit in den Schatten stellen. Anspieltipp: ›Lost In Your Eyes‹
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