Man darf unterstellen, dass die Mitglieder von Wolf, einer Metal-Band aus dem schwedischen Örebro, in etwa wussten, wie ihr Namensgeber aussieht. Einerseits, weil dort oben Exemplare dieser Gattung bis heute in freier Wildbahn existieren. Persönliche Begegnungen mochten vielleicht schon um 1999 eher selten gewesen sein, waren aber auch nicht vollkommen auszuschließen. Andererseits, weil an der Grenze zum 21. Jahrhundert zumindest Bilder von echten Wölfen auch jenen Menschen geläufig gewesen sein dürften, die den Biologieunterricht konsequent geschwänzt oder nie einen Zoo besucht hatten.
Waren die Mitglieder des Wolfsrudels denn ganz ohne jene einschlägigen und reich illustrierten Gute-NachtGeschichten aufgewachsen, in denen etwa ein gewisses Rotkäppchen traumatisierende Erfahrungen im Umgang mit Canis lupus sammelt? Tragisch! Noch tragischer: Als ihr Debütalbum
erschien, hat ihnen offenbar niemand gesteckt, dass sie aus Gründen der Stringenz entweder etwas zumindest halbwegs Wolfsähnliches aufs Artwork packen, oder ihren Bandnamen gleich in Mandrill
ändern sollten, damit die Sache rund wird. Der schweizerische Illustrator Hans Arnold hatte nämlich eine affige Bestie in wollenem Mantel erschaffen, deren Klaue in fünf grimmigen Vogelköpfen endet – so weit, so gut, so schrecklich!
Doch ein mutierter Primat ist eben ein mutierter Primat und kein Wolf, obwohl letzteres in weißen Versalien darüber steht. Ist diese Anmerkung jetzt kleinlich? Phantasielos? Entgeht dem Autor gar „die feine Ironie“ dieser Bild-Text-Kombination oder „das bewusste Konterkarieren bourgeoiser Erwartungshaltungen“? Gut möglich. Dann hätte es aber auch ein satanisches Eichhörnchen getan. Oder jene Kuh, metalmäßig modifiziert, die auf Pink Floyds ATOM HEART MOTHER so interessiert guckt.
Auch schon egal, Hauptsache Tier. Der Wolf! Die Kuh! Das Lamm! Auf der grünen Wie-hi-se! Hurz!