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Die fünf Gesichter von Deep Purple: Roger Glover

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Die fünf Gesichter von Deep Purple: Roger Glover

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Letztes Jahr beendeten sie ihre „Long Goodbye“-Tournee. Doch ihre letzten drei Alben haben ihnen so viel neuen Schwung gegeben, dass die Mitglieder von Deep Purple vom Ruhestand nichts wissen wollen.

Roger Glover, in zwei Etappen von sehr unterschiedlicher Länge 39 von insgesamt 53 Jahren der Bassist von Deep Purple, ist sich des Erbes der Band durchaus bewusst. „Der Begriff ‚Legende‘ kommt auf, was seltsam ist“, sagt er. „Es ist schwer, einer solchen Verehrung gerecht zu werden. Ich fühle mich wie ein normaler Typ mit einem etwas ungewöhnlichen Beruf.“ Dieser Beruf hat sich für ihn als lukrativ erwiesen. Er ruft uns von seinem Haus in der Schweiz aus an. Zwei enge Freunde von ihm sind kürzlich gestorben, einer von ihnen war der Produzent Rupert Hine, doch Glover – laut Steve Morse „der erste Freund, den man bei Purple findet“ – scheint nicht in einer besonders nachdenklichen Stimmung zu sein. „Es ist traurig, aber wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, fängt man zwangsläufig an, Freunde zu verlieren. Und irgendwann bist du dann an der Reihe.“


Das erklärt eigentlich schon den Albumtitel, oder? WHOOSH! – in einem Augenblick ist alles vorbei.
Die Zeit lässt sich nun mal nicht anhalten, auch wenn du selbst innehältst. Ich kann immer noch kaum glauben, wie alt ich bin. Eigentlich fühle ich mich noch genauso alt, wie als ich 20 war. Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen. Aber je näher man dem Ende des eigenen Lebens kommt, desto mehr begreift man natürlich, was für ein Leben man hatte. Hat man es verschwendet? Ist man zufrieden damit?

Und, bist du zufrieden damit?
Ja. Für einen halb begabten Träumer hatte ich unglaublich viel Glück. Das kann nicht nur Glück gewesen sein. Klar, aber Glück ist das, was es ins Rollen bringt.


Was war für dich der entscheidende Moment in Sachen Glück?
In der Schule bei einer Band einzusteigen [Episode Six]. Und dann 1965 Ian Gillan zu finden, weil unser Sänger abgesprungen war. Das war Glück, obwohl wir das damals nicht erkannten. Bei Deep Purple zu landen, das war Glück. Zu einer Band zu stoßen, die eine solche Historie wie wir haben würde, das ist unglaublich. Es ist, als würde man jeden Tag im Lotto gewinnen.

Warst du nervös, als du zum ersten Mal Ian Paice, Jon Lord und Ritchie Blackmore getroffen hast?
Ja, total. Paicey und Jon und Ritchie waren Meister an ihren Instrumenten. Wir waren im Vergleich dazu
Amateure. Ich ging ins Studio, um bei einer Session für den Song ›Hallelujah‹ mitzuspielen, und wir waren in verschiedenen Welten. Es war Paicey, der den anderen zunickte und so sagte, dass ich ein guter Bassist war. An dem Abend kam Jon Lord zu mir und sagte: „Wir haben uns ein bisschen unterhalten und hätten dich gerne in der Band“. Ich sagte Nein.


Tatsächlich?
Ja, denn wir hatten in Episode Six so viel gemeinsam durchgemacht. Ich übernachtete an dem Abend in Ian Gillans Wohnung bei ihm und seiner Mutter und schlief nicht eine Sekunde. Es war eine schwere Entscheidung, meine Freunde zu verlieren, aber mir wurde klar, dass ich nie wieder die Gelegenheit bekommen würde, mit Musikern von diesem Kaliber zusammenzuarbeiten.


Hast du Ian Paice jemals für dieses Nicken gedankt?
Nein. Ich habe erst vor ein paar Jahren davon erfahren. Ich sollte mich wohl bedanken. Aber er hat es wahrscheinlich selbst schon vergessen.

Das Mk-II-Line-up machte damals in nur vier Jahren all diese Musik, die die Welt veränderte. Findest
du das erstaunlich?

Ja, absolut. Ich führte früher Tagebuch, aber als ich bei Purple einstieg, hörte ich damit auf, die 70er sind also verschwunden. Abgesehen von dem, was ich noch in Erinnerung habe, aber die ist mittlerweile auch ziemlich fragmentiert. Doch es ist ein unglaubliches Gefühl, Musik zu schreiben, die eine Band dann so beliebt macht, mit Menschen auf der ganzen Welt, die einem folgen. Man könnte eine solche Karriere nicht erfinden, selbst wenn man es wollte.


Was war besser daran, 1970 bei Deep Purple zu sein als heute?
Frauen. (lacht) Im Wesentlichen fragst du mich, was mir daran gefiel, 20 zu sein. In den 70ern in einer großen Hitband zu sein war der Traum eines jeden Schuljungen. Doch jetzt ist das alles nur noch ein
verwaschenes Bild im Rückspiegel.

Was ist besser daran, heute bei Deep Purple zu sein als 1970?
(denkt nach) Schwer zu sagen. Die Dinge verändern sich, aber manches bleibt gleich. Unsere Einstellung
zur Musik ist dieselbe, aber man entwickelt eine andere Sicht auf die Dinge. Auf jeden Fall im Songwriting. Wir schreiben nicht mehr als naive 20-Jährige. Das, was wir tun, fällt uns heute leichter. Wir sind nicht so verzweifelt. Aber man bringt etwas heraus, das von Leuten beurteilt wird, man ist also immer noch verwundbar. Auch nach all der Zeit.

Die Abstände zwischen den Alben werden kürzer. Liegt das an einem gewissen Gefühl der Dringlichkeit, noch so viel wie möglich zu tun, solange es noch geht?
Dieser Gedanke mag naheliegend sein und auf einzelne Beteiligte auch zutreffen. Aber für mich hatten wir eine Karriere, die ihre Aufs und Abs hatte. Es gab eine Zeit vor PURPENDICULAR, in der wir zu kämpfen hatten – dieses Album war ein wundervolles Licht am Ende eines dunklen Tunnels. Dann, nach RAPTURE OF THE DEEP, verloren wir den Willen, Alben zu machen. Das war keine gute Platte. Ich mag ihren Klang nicht.

Die anderen Jungs sagen alle, dass Bob Ezrin Deep Purple im Wesentlichen als kreativ aktive Formation
wiederauferstehen ließ.

Als wir uns mit Bob zusammentaten und NOW WHAT!? produzierten, gab uns das einen ganz neuen Drang, wieder Musik zu machen. Das war eine Offenbarung am Ende unserer Karriere. Eine schöne Art, abzuschließen.

Aber ist dies wirklich das Ende?
Es klingt eigentlich nicht so. Ich will nicht, dass es vorbei ist. Oder zumindest will ich das nicht verkünden. Wir sind in unseren 70ern, es passieren Dinge mit dem Körper, auf die man verzichten könnte. Aber wir sind momentan immer noch in einem Zustand, in dem es funktioniert. Ich meinerseits
würde gerne weitermachen, bis wir umkippen.

(Text: Daryl Easlea)

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