Rory Gallagher riskiert Leib und Leben, Ulster Hall, Belfast, 1972
Als Jimi Hendrix mal gefragt wurde, wie es sich anfühle, der beste Gitarrist der Welt zu sein, soll er angeblich geantwortet haben: „Ich weiß es nicht. Da musst du Rory Gallagher fragen.“ Wir werden nie wissen, was genau gesagt wurde, doch der irische Sänger und Gitarrist hätte solch hohes Lob auf jeden Fall verdient. Als er am Neujahrstag 1972 in der Ulster Hall in Belfast auftrat, hatte dort seit mehr als sechs Monaten kein Rockkonzert mehr stattgefunden. Was verständlich ist angesichts der Tatsache, dass dies der Höhepunkt der „Troubles“ war, jener Zeit, als fast jede Nacht mehrere Autobomben hochgingen. Doch wenn irgendjemand seinen Weg durch dieses Chaos finden würde, dann Gallagher, dessen Vater aus Derry kam, der zweitgrößten Stadt Nordirlands, während seine Mutter aus Cork stammte, der zweitgrößten Stadt der Republik Irland. Was er an jenem Abend ablieferte, war eine dringend benötigte Flucht vor den ständigen Unruhen und der stets präsenten Lebensgefahr. Mit dem Blues heilte und vereinte er eine Insel, auf der Religion und Politik die Menschen so tragisch geteilt und beherrscht hatten.