Die größten Hits der Hard Rocker mit perfekt umgesetzter Orchestrierung.
Aus allen Teilen des Landes scheinen die Fans angereist zu sein, um am zweiten Adventssonntag in der wohl kleinsten deutschen Landeshauptstadt auf eine Legende der Rockgeschichte zu treffen: denn die Rocker von Deep Purple sind zu ihrem sechsten und letzten Deutschland-Konzert in diesem Jahr in die Sport- und Kongresshalle nach Schwerin gekommen. Doch die fünfköpfige Band ist nicht allein. Wie schon in früheren Konzerten haben sie das Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt eingeladen, die ihre Rock-Klassiker mit Streichern, Pauken und Trompeten begleiten und verstärken.
Die Verbindung zwischen klassischer Musik und Hard Rock ist für die Band dabei nicht ungewöhnlich. Schon 1969, zu Beginn ihres nunmehr 43-jährigen Schaffens, ließen Deep Purple ihren kraftvollen Rock auf Orchesterklänge treffen. Doch während diese Experimente damals eher dem galten, was aus so gegensätzlicher Musik neu entstehen mag, setzt die Band beim Brückenschlag zwischen Unterhaltungs- und Ernster Musik nun einen ganz neuen Schwerpunkt: „The Songs that built Rock!“, es geht zentral um die (Deep Purple-)Lieder, die auf einzigartigeweise Rockgeschichte gemacht, geprägt und beeinflusst haben. Ein 36-köpfiges Orchester dient dazu, diese Songs mit teilweise neuen Arrangements, vor allem aber mit unterstreichenden Klängen zu bereichern.
Und so kommen Deep Purple nach dem Auftritt ihres Supports Marc Angers, dem franko-kanadischen „Teufelsgeiger“, gegen 20 Uhr auf die Bühne, begleitet von einem Meer aus Geigenbögen. Nach einem kurzen Intro legt die Band mit ›Highway Star‹ los. Trotz ihrer mittlerweilen über 60 Jahre wirken die fünf Bandmitglieder Ian Gillan (Gesang), Roger Glover (Bass), Ian Paice (Drums), Steve Morse (Gitarre) und Don Airey (Keyboards) alles andere als müde. Mit einer stimmigen Lichtshow, viel Bewegung und einer energiegeladenen Begeisterung heizen Deep Purple den bestuhlten Saal so richtig ein.
In dessen Reihen finden sich überwiegend Fans der ersten Stunde. Sie sind mit der Band äl-ter geworden – und dennoch ihrer Musik treu ge-blieben. Fast alle singen mit oder kennen die Songs. Es gibt viel Applaus für die Darbietungen der zahlreichen Deep-Purple-Hits wie auch für die virtuosen Soli der einzelnen Bandmitglieder. Besonders der unverwechselbare Sound der Hammond-Orgel (Airey) und die eingängigen Bass- und Gitarrenriffs begeistern die Fans, von denen viele inzwischen von ihren Plätzen aufgestanden sind, um mit zu tanzen. Zeit für Gillan, seine Musiker der einst „lautesten Band der Welt“ noch einmal näher vorzustellen und das Gitarrensolo von Steve Morse anzukündigen. Der Saal verstummt, während Morse in grandioser Weise seine Gitarre zum Klingen bringt. Irgendwann setzen Streicher und Bläser ein, ein immenser Klangkörper von ungeahnter Intensität!
Nahtlos geht das Stück in ›When a blind man cries‹ über, das von einer perfekten Lichtshow abgerundet wird. Dirigent und Orchester haben alle Hände zu tun, um dem überwiegend schnellem Tempo und den kraftvollen Sound von Deep Purple auf ihre Weise zu beleben. Doch wie gut ihnen das gelingt, zeigt sich an der stimmigen gemeinsamen Bühnenpräsenz von Rockern und Symphonikern, einer Fusion zweier Welten, deren Schnittmenge an diesem Abend ein hörgewaltiges Erlebnis ist.
Es folgen zahlreiche weitere bekannte Stücke bis gegen Ende mit dem absoluten Megahit ›Smoke on the Water‹ ein unvergessliches Konzert seinen krönenden Abschluss erhält.