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Das letzte Wort: Phil Lanzon (Uriah Heep)

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Das letzte Wort: Phil Lanzon (Uriah Heep)

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Uriah Heep (3)-lanzon (rechts)Seit 28 Jahren ist er der Mann am Keyboard der britischen Heavy-Rock-Legende,  die auch im 45. Jahr ihrer Existenz mit einem hervorragenden neuen Album auf  Tour geht. Warum das Hier und Jetzt wichtiger ist als das Gestern, erzählte er uns  ebenso wie die Story hinter den Auftritten in der Sowjetunion. Und dann war da  noch die Sache mit den finnischen Philatelisten…

Hallo Phil, dieses Jahr erschien euer neues Album OUTSIDER. Seid ihr mit den Reaktionen darauf zufrieden?
Ja, absolut, es läuft bestens und wir haben viele tolle Kritiken dafür bekommen.

Wie schafft ihr es, dass ihr immer noch relevante neue Musik macht, während sich andere Bands eurer Generation damit begnügen, ihre alten Hits aufzutischen?
Es ging uns schon immer darum, uns nicht nur auf unseren Lorbeeren auszuruhen, sondern auch immer weiter Musik zu machen. Klar müssen wir auch die alten Sachen spielen, sonst würden wir die Fans enttäuschen, aber eigentlich interessiert uns nur der Blick nach vorne. Da muss man eben eine Balance finden. Bei WAKE THE SLEEPER gelang uns das perfekt. Da spielten wir auf Tour tatsächlich alle Lieder von dem Album, weil irgendwie jedes einzelne Stück zu einem alten passte, das man danebenstellen konnte. So ist uns das nie wieder gelungen, aber das ändert nichts daran, dass wir immer weiter unseren Weg gehen. Das tun wir, weil wir es lieben, und wenn wir es nicht mehr lieben würden, wäre es auch vorbei. Aber ich bin immer am Komponieren, und wenn Micks Riffs und meine Melodien zusammenkommen, ergibt das Uriah Heep.

Aber wie habt ihr es verhindert, zu einem sogenannten „nostalgia act“ zu verkommen? Und wieso glaubst du, dass die Medien diesen Begriff mit soviel Häme belegen?
Wie gesagt, die Liebe dazu, Musik zu erschaffen und sie nicht nur zu spielen, hat uns frisch gehalten. Es ist ja sehr einfach, da hineinzurutschen. Du kannst quasi über Nacht zu so einer Band werden, die nur noch mit altem Ruhm hausieren geht. Es ist leicht, den Anschluss zu verlieren, und es kann auch sehr bequem sein. Aber was die Medien betrifft, habe ich auch keine Antwort. Die müssen sich nun mal Schubladen überlegen, in die sich dich stecken können. Als Künstler kannst du das nur ignorieren und weitermachen. Sollen sie uns nennen, wie sie wollen, ist mir egal. Wir haben das Glück, dass wir auf die Resonanz der Fans bauen können, und da gibt es eben auch eine Menge junge Leute, die auch immer nach unserem neueren Material verlangen.

Blicken wir aber doch mal in die Vergangenheit. Das Line-up der Band war ja sehr instabil, was sich mit deinem Einstieg 1986 schlagartig zu ändern schien…
(lacht) Ja, das könnte man meinen! Mir war bewusst, wie unbeständig die Situation war, als ich dazustieß. Ursprünglich hatte ich ja nur zugestimmt, für eine Tournee mitzumachen, vielleicht noch die danach. Und da sind wir nun heute und ich bin immer noch dabei! Das hätte ich damals natürlich nie ahnen können, in diesem Business weiß man ja nie, was morgen ist. Bis heute planen wir eigentlich immer nur neun bis zwölf Monate im Voraus. Aber lustig ist es schon… Unser ehemaliger Bassist Trevor Bolder (†2013, Anm. d. Autors) erzählte mir irgendwann am Anfang meiner Zeit in der Band, dass er schon neun Jahre dabei sei, und ich dachte mir, wow, das ist unglaublich lang! (lacht)

Und dann blieb euer Line-up sehr lange unverändert…
Ja, das war erstaunlich nach den ganzen Turbulenzen. Uns selbst war das eigentlich gar nicht so bewusst, aber vor ein paar Jahren bekamen wir dann dieses verrückte Geschenk: Eine Gruppe von Fans aus Finnland hatte es irgendwie geschafft, eine Briefmarkenserie aufzulegen, zu Ehren der Tatsache, dass wir nun seit 20 Jahren keinen Besetzungswechsel mehr hatten! Und das war nicht nur ein bloßer Gag, das waren richtige, echte Postwertzeichen, die man auf der Post kaufen und auf einen Brief kleben konnte. Nur eben nicht mit dem Gesicht der Queen drauf wie bei uns, sondern mit unseren. Ziemlich rührend, aber auch ganz schön durchgeknallt…

Auf euren zahlreichen Tourneen habt ihr sicher auch viel Durchgeknalltes erlebt. Ihr wart ja 1987 als eine der ersten westlichen Bands überhaupt hinter dem Eisernen Vorhang.
Wir waren schon in über 50 Ländern zu Gast, haben unglaublich schöne Orte erlebt, tolle Menschen kennengelernt und großartige Konzerte gespielt. Warst du schon mal auf den Färöer-Inseln? Das ist, als würde man auf den Mond fahren! Unvergesslich. Aber klar, die Sache in der Sowjetunion war damals schon Wahnsinn. Ich war ja gerade erst frisch in der Band und dann ging es schon gleich auf so eine außergewöhnliche Reise. Wenn man mir das ein Jahr zuvor erzählt hätte… Aber das war lange geplant gewesen, die Verhandlungen dafür hatten ja schon lange vor meinem Einstieg begonnen. Als es dann so weit war, wussten wir alle nicht, was uns erwarten würde. Ich weiß noch, dass es bitterkalt war, und dann waren da Tausende von Menschen, die ausrasteten, als wären wir die Beatles. Viele wurden von den Sicherheitsleuten verprügelt. Der KGB war natürlich auch da. Und überall Kameras. Wir spielten zehn Shows in Moskau und es war einfach nur total verrückt.

Bis heute seid ihr in Osteuropa und vor allem Russland sehr beliebt. Ändert sich durch die aktuelle Lage irgendetwas an euren Plänen?
Wir spielen so gut wie jedes Jahr in Russland und hoffen, das auch weiterhin zu tun. Im Moment wird gerade geklärt, ob die Sanktionen uns da Probleme bereiten werden oder nicht. Die Ukraine allerdings ist vorerst leider tabu.

Ist es ernüchternd, dass ihr damals dafür gefeiert wurdet, die Tür einen Spalt weit aufzustoßen, das Ende des Kalten Kriegs mit soviel Hoffnung verbunden war – und jetzt wieder totale Eiszeit zwischen Ost und West herrscht?
Ja natürlich. Vor 20 Jahren sah es aus, als wäre das endlich vorbei. Aber wir mischen uns nicht in Politik ein. Für uns zählt nur die Musik. Das ist unser Lebensnerv, das treibt uns an, und das verbindet uns mit Menschen auf aller Welt, über alle Verschiedenheiten hinaus.

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