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The Darkness – Back in Bunt

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The Darkness – Back in Bunt

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The DarknessSie gaben dem Gitarren-Rock den Bombast, Glamour und große Gesten zurück, Theatralik, Feuerzauber, Spandexhosen. Als Zugabe gab’s ein Augenzwinkern. Nach sechs Jahren Achterbahnfahrt zwischen Reha und Reunion wollen es The Darkness nun noch einmal wissen. Und mit HOT CAKES haben sie ein verdammt leckeres Teil in der Röhre.

„That’s Horseshit“.
Unmissverständliche Ansage von Justin Hawkins, begleitet von einem Lachanfall, der einem Wiehern nicht unähnlich ist. Die voraus gegangene Frage betraf sein astrologisches Interesse inklusive hellseherischer Fähigkeiten. So sehr der voll-tätowierte Fronter sich auch wiehernd windet, die Zukunft seiner Band hat er tatsächlich beängstigend exakt voraus gesagt. „Wir machen ein sensationelles Debüt, dann einen Okay-Nachfolger, dann lösen wir uns auf und danach folgt die glorreiche Reunion.“ So orakelte er 2002, also noch vor der Veröffentlichung des Mega-Debüts PERMISSION TO LAND. Bist jetzt ist alles eingetreten. Eine Band perfekt im Zeitplan. „Stimmt“, grübelt Hawkins, „das habe ich damals zu unserem Freund Michele gesagt. Es hat sich als wahr erwiesen! Ist schon seltsam, wenn man etwas so dahin sagt – und das dann tatsächlich wahr wird.“ Nur was die weitere Zukunft betrifft, da zieht er die Achseln gen Norden.

Justin, der ältere der beiden Hawkins-Brüder, räkelt sich im Luxusleder der Berliner Hotelsuite unweit des Gendarmenmarktes. Feinste Adresse, feinstes Wetter. Auch Hawkins hat sich fein ge-macht: rotes Shirt, buntes Halstuch, quietschgelbe Hose, braune Schuhe, Pilotenbrille, Sommerhütchen. Ein Styling wie dieses – das bringen nur Briten. Mit seinen langen Locken und dem kecken Spitzbärtchen sieht er aus wie die moderne Ausgabe von Errol Flynn und könnte problemlos in jedem Mantel-und-Degen-Film mitmischen, wenn da nicht die farbenprächtig tätowierten Arme wären, die kein Fleckchen blasse Britenhaut mehr frei geben. Rock’n’Roll-Sonnenschutz, sozusagen.

Hawkins ordert Kaffee und Wasser, checkt sein Smartphone und die Möblierung der gestylten Suite. Auch er macht heute einen aufgeräumten Eindruck. Gestern ist er in Hamburg um die Alster gejoggt. Heute Morgen hat er bereits Work-outs in der Fitness-Lounge gemacht. Und doch ist der 37-Jährige spindeldürr, dass man sich Sorgen machen würde, wüsste man nicht: Hawkins ist clean, trocken und mit sich im Reinen.

Das war lange Zeit nicht so. Seit 2005 kämpft er mit seiner Gesundheit, seinem Leben, seiner Band, dem Universum und dem ganzen Rest. Die erste Weltumrundung fordert ihren Tribut. The Darkness sind ausgepowert und drohen der dunklen Seite des Rock zu verfallen. Permission to drugs. „Wir hatten nach der Tour Probleme, wieder runterzukommen“, gesteht Brüderchen Dan seinerzeit. „Wenn du vor 70.000 Menschen spielst, ist eine Menge Adrenalin im Spiel. Da ist es nicht so einfach, mit einer Tasse Tee ins Bett zu gehen.“

Justin indes geht nicht ins Bett, sondern begibt sich freiwillig in eine geschlossene Therapie-Einrichtung. Die britische Regenbogenpresse weiß von Kokain im Wert von 1.000 britischen Pfund, das er sich wöchentlich durch die Nase zieht. Andere Blätter wissen, er gebe fast das Gleiche noch einmal für Alkohol aus. Heute kann Hawkins darüber schmunzeln. „Ich war anfangs 28 Tage in einer geschlossenen Reha-Klinik, später noch einmal sechs Wochen. Bevor ich in die Klinik ging, hatte ich selbst schon die verschiedensten Sachen probiert, denn ich wusste ja, was ich da tat. Ich war bei den Anonymen Alkoholikern, war bei anderen Einrichtungen, hatte Einzeltherapien und war auch bei Leuten in der Musikindustrie, die sich mit diesen Problemen auskennen. Ich hatte das komplette Programm durch. Aber nichts half. Im Gegenteil, es machte mich nur noch paranoider und alles noch viel schlimmer. Also entschied ich, mich in eine Klinik einweisen zu lassen. Ich tat das, weil ich der Band eine echte Chance geben wollte. Also entschloss ich mich zu einer vorübergehenden Trennung, weil keiner wusste, wie lange das dauern würde. Da ist es am fairsten, wenn du deiner Band sagst, dass es vorbei ist. Ich ließ offen, ob ich zurückkommen würde. Ich wusste nicht, wann das sein würde. Sechs Monate? Sechs Jahre? Nie?“

Heute sitzt Hawkins da und plaudert mit entwaffnender Offenheit über die dunkelsten Stunden seines Lebens, wo andere Musiker längst „next question“ geraunt hätten. Auch mit seinem Bruder Dan hat er sich längst ausgesöhnt. Die Hawkins sind freundlich, unkompliziert, offen und nicht nachtragend. Da gibt’s in England ganz andere Beispiele brüderlicher Hassliebe. „Wenn wir nicht respektvoll miteinander umgehen würden, hätten wir The Darkness schon wesentlich früher aufgelöst“, sagt Justin. „Es lag nicht nur an uns, dass wir die Band aufgelöst haben. Wenn wir so weiter gemacht hätten, hätte es vermutlich zwei Tote in dieser Band gegeben. Umso schöner ist, dass wir heute wieder zum klassischen Line-up zurückkehren können. Wenn wir uns nicht getrennt hätten, wären wir vermutlich nie wieder zu dieser Formation zurückgekehrt. Wir waren ein Flugzeug im dramatischen Sinkflug und sind im letzten Moment mit dem Fallschirm ab-gesprungen. Voll im Bond-Style. Und jetzt haben wir ein neues Flugzeug und starten wieder steil nach oben.“ Was einen neuerlichen Absturz be-trifft, sagt er: „Ich weiß nicht, wie erfolgreich meine Therapie war. Bis heute klappt es jedenfalls. Dennoch kenne ich einige Leute, die große Probleme mit Alkohol haben – und leider nicht allzu viele, die trocken geblieben sind.“

Auf den Tragflächen des neuen Band-Jets steht indes „Hot Cakes“. Es ist der dritte Longplayer der Band. In Originalbesetzung, wohlgemerkt, mit Schlagzeuger Ed Graham und Bassist Frankie Poullain, dessen Suchtstatus im Logbuch heute ebenfalls als „clean“ geführt wird. The Darkness sind zurück. Dabei hatte Justin noch im Juli 2010 via Twitter gelästert, alle Gerüchte um die Reunion von The Darkness seien Bullshit. „Was ich tatsächlich gesagt habe, war: Wenn das Gerücht über unsere Reunion wahr wäre, wäre es ja kein Gerücht mehr“, korrigiert der Spitzbart spitzfindig. „Daraus hat die britische Presse die üblichen Verdrehungen gemacht, bis sie eine Schlagzeile hatten. Aber ernsthaft: Es nervte, ständig diese eine Frage gestellt zu be-kommen. Also habe ich denen gesagt: alles Bullshit. Wenn es etwas über The Darkness zu vermelden gibt, dann sagen wir das schon. Anson-sten: fuck off – and leave us alone!“

Hawkins nippt am Kaffee und ist bester Dinge. Klar, seine Karriere im Zeitraffer basiert auf Superlativen. Zwei Alben reichen, damit Britanniens Pressevertreter geschlossen Orden verteilen, auf denen unter anderem „Best British Band“, „Best Live Act“, und „Best Album“ graviert sind. Nicht allzu lang davor kurvten Dan und Justin noch in einem klapprigen blauen Volkswagen-Transporter durch England, um in Bars und Pubs zu ro-cken. „Eine coole Zeit“, findet Justin. „Wir haben den Bus damals für 500 Pfund gekauft. Ein Bekannter gab mir die Hälfte dazu. Er arbeitete als Werbemanager und zog gerade seine eigene Firma auf. Er beschriftete den Bus mit seinem Firmennamen und installierte Außenlautsprecher an den Seiten. Wenn wir mit dem Bus unterwegs waren, haben wir dann die Leute mit AC/DCs ›Stiff Upper Lip‹ beschallt.“

Vom unbekannten Kneipen-Act über den Support von Meat Loaf und den Rolling Stones zum Headliner, Brit-Award-Gewinner und Platin-Seller in nur 24 Monaten: ein Musterbeispiel für ei-nen Crash-Kurs „Rock-Biz für Senkrechtstarter.“ „Es ist ein Gefühl, als ob du als Kind ins Spielzeugparadies kommst, und der Spaß hört einfach nicht auf“, bekennt Justin 2003, als der Debütknaller PERMISSION TO LAND auch noch Pop-Diva Beyoncé ruck-zuck auf Platz 2 der UK-Charts befördert. Dabei mutet das Quartett aus dem ostenglischen Badeörtchen Lowestoft für viele bizarr und kitschig an. Zu pathetisch, protzig und peinlich sind die Bühnenshows mit putzigen Spandex-Anzügen, Konfetti, Feuerwerk und weißen Stoff-Leoparden, auf denen Justin durch die Konzerthallen schwebt. „Meinen die das wirklich ernst?“, fragt anfangs das britische Boulevardblatt mit den größten Buchstaben. Die Antwort der Band ist unmissverständlich. „Fuck off! Wenn wir das hier nicht ernst nehmen würden, würden wir keinen guten Job machen.“ Den machen die dunklen Dudes tatsächlich exzellent. Das Quartett entwickelt sich von der anfänglich belächelten Pub-Band zu einem Arenen-Act, den selbst hartnäckige Verweigerer nicht länger ignorieren können.

Nach der höflichen Anfrage auf Landeerlaubnis konsolidiert die Band mit dem zweiten Al-bum ONE WAY TICKET TO HELL …AND BACK den Erfolg. Man lässt sich die Songs von Queen-Produzent Roy Thomas Baker veredeln. Wenn schon groß, dann richtig. „Er ist ein Produzent, der nichts unversucht lässt und aus jedem Song das Optimum herausholt“, schwärmt Brüderchen Dan. Der Song ›Blind Man‹ wird ihr persönliches ›Bohemian Rhapsody‹. Die Band besitzt nun auch Songs in Stadiongröße. Schade nur, dass es The Darkness nicht mehr gibt. 2006, nur wenige Monat nach Release, berichtet The Sun den Split der Band aufgrund des unpässlichen Justin Hawkins.

Was folgt, sind halbherzige Soloprojekte der beiden Brüder. Dan gründet die Stone Gods, Justin British Whale und Hot Legs, beide Acts sind halbherzig, halbgar und werden von Kritikern und Fans gleichermaßen abgelehnt. „In beiden Bands steckte jeweils zu viel von einem von uns“, analysiert Justin, „während wir uns bei The Darkness perfekt ergänzen und in der Balance halten. Wir schätzen den Input des Anderen sehr. Ich bewundere Dinge, die ich nicht kann, die aber Dan drauf hat. Für mich ist es toll, Ideen an jemanden heranzutragen, der sie sofort versteht, einen ähnlichen Geschmack hat und doch eine andere Herangehensweise, um etwas Eigenes daraus zu machen. Ganz selten trifft man einen Menschen, mit dem so eine künstlerische Arbeit möglich ist. Und ich bin auch noch mit so jemandem verwandt!“ Liam und Noel dürften grün im Gesicht werden.

Jetzt, nach fast sechs Jahren Pause, beginnen The Darkness mit HOT CAKES bei Null. Es herrschen erschwerte Bedingungen. Die „neue Rock-Sensation“ ist nun nicht mehr neu. Der Newcomer-Bonus ist verblasst. Und natürlich backen The Darkness auch diesmal wieder aus Zutaten wie AC/DC, Queen, Kiss, Boston und Thin Lizzy ein heißes Rock-Küchlein. Ebenso selbstverständlich singt Justin die neuen Nummern wieder mit unverkennbarem Falsett und rockiger Röhre, als habe er Freddie Mercury und Steven Tyler verschluckt. Dennoch ist HOT CAKES rundherum „mehr“ geworden: mehr Melodien, mehr große Gesten, ergreifendere Balladen, griffigere Gitarren-Riffs. Selbst die Titel sind noch provokanter. ›Every Inch Of You‹ – eine phallische Anspielung, die Justin, obwohl der Song bereits seit zwölf Jahren zum Live-Repertoire der Band gehört, noch immer sichtlich Spaß macht. Noch expliziter wird es nach der ersten Strophe: „…and every man wan-na try / wants to suck my cock!“ Justin grinst von Ohr zu Ohr und ist sich sicher: „Die Fans werden das wie auch schon live lieben. Die sagen sich: cool, die albernen Kerlchen haben immer noch Arsch in der Hose, um so freche Sachen zu singen. ›Every Inch Of You‹ ist mein absoluter Lieblingssong.“

Mit ›Nothing’s Gonna Stop Us‹ befindet sich ein weiteres Stück auf dem Album, das die Band bereits seit einer Dekade live rockt. Was da vermeintlich an Queen erinnert und ein übersteigertes Selbstbewusstsein suggeriert, ist eigentlich nur die lustige Geschichte eines geklauten Fahrrads und einem damit verbundenen nächtlichen Ausflug – lange her, als Teenager in Lowestoft. „Wir haben das Fahrrad genauer gesagt geborgt, denn wir haben es wieder zurückgegeben“, berichtigt Justin. „Der Typ, der dann das animierte Video dazu gemacht hat, hatte allerdings keine Ahnung, wie mein Kumpel aussah, und nannte ihn ,Doug‘. In Wirklichkeit heißt er James, und wir sind im-mer noch Freunde. Er sitzt heute allerdings im Gefängnis. Wegen Fahrraddiebstahls…“ Und da ist es wieder, Justins Wiehern.

Egal, ob man den Falsettgesang Justins mag oder nicht: Bei keiner anderen Band gröhlen die männlichen Fans bei den Konzerten nicht nur, sondern singen tatsächlich mit – oder versuchen es zumindest. Ein Phänomen, das es seit Queen nicht mehr gegeben hat. „Wir registrieren beides, um ehrlich zu sein“, so Juror Justin. „Am Anfang animieren wir die Jungs zum Gröhlen, und später singen sie dann tatsächlich hübsch mit. Ich finde das wirklich überraschend, dass sie sich bei uns so viel Mühe geben. Und es sind wirklich auffällig viele, die mitsingen. Es sind ein paar echte Talente da draußen.“ Und klar: Da auch noch de-ren Freundinnen mitsingen, schlussfolgert Justin: „Wir sind eine Pärchenband!“

Überhaupt dreht sich auf HOT CAKES vieles um Liebe, Zuneigung, Zweisamkeit und Spaß miteinander. Etwa in ›Forbidden Love‹, in dem es „um die Tatsache geht, dass etwas Verbotenes nur dazu führt, dass man es umso mehr will. Das ist die Grundidee dieses Songs. Es geht dabei gar nicht so sehr um Tabus oder so. Einfach nur un-angemessene Liebe.“ Eine solche Steilvorlage führt natürlich unweigerlich zu den immer wieder im Internet auftauchenden Diskussionen um die sexuellen Präferenzen des Sängers. Es gibt zahlreiche Spekulationen über Justins Privatleben, ob er nun ein verheirateter Familienvater oder doch schwul sei. Der quittiert die Frage mit einem weiteren Wiehern. „Ist ja lustig! Ich werde jetzt sicherlich nicht meinen eigenen Namen googeln, aber da lache ich mich wirklich schlapp. Meine sexuelle Überzeugung ist ausschließlich meine Sache. Und ich bin sehr einfach zu überzeugen! Aber ernsthaft: An diesem Gerücht ist überhaupt nichts dran. Ich bin nicht schwul.“ Auch wenn die Brüder nicht nur Brüste, sondern auch schon mal Männerhintern signieren. Zudem hat Justin gerade eine schmerzhafte Trennung von seiner Freundin hinter sich. Geblieben sind ihm die beiden Hunde Bonnie und Buddie – während sein Bruder unlängst geheiratet hat und zweifacher Familienvater seiner Töchterchen Darcy und Mathilda ist. Vor diesem Hintergrund ergibt das Finale ›Love Is Not The Answer‹ dann auch einen Sinn. „Ich versuche immer noch herauszufinden, was genau Liebe ist und ob sie nicht überbewertet wird“, erklärt Justin. „Wir alle suchen danach, ja-gen sie, hetzen ihr hinterher. Es ist eben mal kein Jubel-Song nach dem Motto: Ey, Liebe ist geil! Ich wollte einfach mal klarstellen: Das ist die Liebe nämlich nicht!“

Abgesehen davon ist Justins Leben – abseits der Regenbogenpresse – in Lowestoft beschaulich. Das verschlafene Seebad hat gerade einmal 65.000 Einwohner und ist höchstens für seine Porzellanherstellung seit 1760 bekannt – bevor The Darkness Landerlaubnis erbaten. „In Lowestoft kennt uns jeder. Die Leute wissen, wer wir sind. Aber die lassen uns in Ruhe, bewahren eine höfliche Distanz. Das ist prima so.“ Nicht um-sonst meiden die Hawkins das hektische London so wie Justin den örtlichen Spirituosenladen.

Stattdessen dreht er lieber lustige Autofahrkurse fürs englische Fernsehen. Er ist begeisterter Rennfahrer und fährt voller Stolz einen weißen 1972er Lotus Esprit. „Ich liebe Autos“, bekennt er, „und es macht Spaß, hier zu fahren. Lowestoft ist ein Rentnerstädtchen. Die Leute haben hier eher Boote als Autos. Außerdem ist es ein Seebad, mit all den viktorianischen Häusern an der Promenade. Da darf man eh nirgends parken.“

Dass Justin jedoch nicht nur mit PS protzt, sondern auch bei diesem Thema Humor besitzt, zeigt, dass zu seiner Autosammlung auch ein „Plastic Pig“ gehört, ein alter Reliant Regal. Jenes dreirädrige Vehikel, das in der TV-Serie von Mr. Bean stetig umgeworfen, angerempelt oder aus Parklücken geschoben wird. In so ein Teil würde sich Jamiroquai nicht mal reinsetzen.

Aber bekanntlich sind The Darkness für jeden Spaß zu haben. Als Justin zum ersten Mal sein Abbild in Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett sah, reagierte er schlagfertig: „Immerhin entschädigen die überproportionalen Genitalien für meine mickrige Größe.“ Oder als ein Smartphone-Hersteller anfragt, ob The Darkness be-reit wären, in einem Werbespot zu rocken, ist die Band sofort dabei. Die Ausstrahlung des Spots beim American Superbowl dürfte zusätzliche Überzeugungskraft besessen haben. „Wir rannten zur Botschaft, um unsere Visa zu beantragen“, sagt Justin. „Meins ging problemlos durch – ich weiß bis heute nicht warum –, aber die der anderen Jungs nicht, was echt enttäuschend war. Also düste ich allein rüber und spielte in dem Clip mit. Ich vermute, mein Catsuit trug dazu bei, dass sie mich länger im Clip zeigten, als sie ursprünglich geplant hatten.“ Justins StraßenPerformance von ›I Believe In A Thing Called Love‹ in Denver, Colorado, im grell pink-weiß-gestreiften Candy-Catsuit gehört zu den Highlights auf der nach oben offenen Lustigkeitsskala der Band.

Und nicht zuletzt dürften es gerade Justins Bühnen-Outfits sein, die der Band 2004 tatsächlich zum ELLE-Style Award als „Most Stylish Band“ verhalfen. Justin wirft den Kopf in den Nacken, ballt die Faust und schreit: „Yeah!“ Eine pikante Situation, angesichts der Tatsache nämlich, dass The Darkness nun gemeinsam mit Fashion-Ikone Lady Gaga auf Tournee sind. Die Pop-Diva zierte inzwischen zwar so ziemlich jedes Frauen-Magazin – einen Award konnte sie indes nicht verbuchen. „Wir werden unsere Trophäe mit auf Tour nehmen und auf unsere Verstärker stellen“, verspricht Justin. „Wir werden goldene Schärpen über unseren Schultern tragen! Diademe im Haar! Sticker auf unseren Gi-tarren!“

Und wem die Personalunion mit der Pop-Lady auf den ersten Blick eher unpassend scheint, dem entgegnet Justin: „Ach, sie ist doch bekannt dafür, dass sie immer wieder Rock-Bands mit auf ihre Tourneen nimmt, Airborne zum Beispiel. Sie mag Rock-Acts. Und ihre Show ist ja auch ziemlich rockig. Na ja, mit elektronischen Parts, halt.“

Vielleicht gar kein schlechter Schachzug von The Darkness. Denn mehr als sechs Jahre Pause seit dem letzten Studioalbum sind eine Ewigkeit im Musikbiz. Das entspricht im Grunde einer gesamten Musikgeneration. Es dürfte durch-aus Kids geben, die HOT CAKES für das Debütwerk von The Darkness halten und noch nie zuvor von Justin, Dan und ihren lustigen Liedern gehört haben. „Selbst, wenn es Kids geben sollte, die noch nie von uns gehört haben, wird uns die Lady Gaga-Tour mit diesen Kids in Kontakt bringen“, weiß Justin. „Ich habe sowieso nicht die geringste Ahnung, warum vier Männer mittleren Alters so angesagt bei jungen Menschen sind.“

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