Pop-TV in den Niederlanden: Verblüffende Details über Musik-Shows im Land der aufgehenden Tulpen.
YouTube macht es seit geraumer Zeit möglich, dass sich Pop-Begeisterte uralte TV-Musik-Sendungen aus dem goldenen Rock’n’Roll-Zeitalter zumindest in Teilen zu Gemüte führen können. Während eine globale Auflistung noch aussteht, liefert die 186 Seiten starke Lektüre POP TV 1960 – 1975 des AVRO-Television-Archivisten Richard Groothuizen zumindest eine superb recherchierte Bestandsaufnahme des niederländischen Fernsehens. Mit Akribie sammelte Groothuizen über Dekaden hinweg Informationen über legendäre Shows wie „Top Pop“, „Eddy Ready Go“, „Twien“, „Vjoew“, „Doebidoe“ und „Fan Fan“. Seit Jahren brennende Fragen werden ausführlich beantwortet: Wann traten T. Rex erstmals im holländischen Fernsehen auf? Lief der Promoclip von ›Straw-berry Fields Forever‹ tatsächlich auf „Fanclub Fenklup“? Stimmt es, dass die Les Humphries Singers ihre weltweite TV-Premiere bei Eddy Beckers „Eddy Ready Go“ mit ›To My Father’s House‹ hatten? Wie oft waren The Move in „Jam“ zu Gast? Trat David Bowie in „Top Pop“ mit Augenklappe auf, als er ›Rebel Rebel‹ in roter Piratenkluft samt gleichfarbiger Gitarre performte?
Die beiligende, 75-minütige Doku-DVD begleitet das satte Rundum-glücklich-Paket: Da gibt es die Beatles auf ihrer Tournee 1964 mit dem kurzfristig für den erkrankten Ringo Starr eingesprungenen Jimmy Nicol zu sehen. DJ-Legende John Peel interviewt 1967 die gerade aus Australien eingetroffenen Bee Gees in idyllischem Park-Ambiente. Schlicht beeindruckend die längst vergessene Formation Flaming Youth mit dem späteren Genesis-Mitstreiter Phil Collins am Schlagzeug, ausgesucht rare Clips von den Moody Blues, The Byrds und T. Rex ergänzen den Rundumschlag. Wer wagt sich wohl an ein vergleichbares Werk mit deutschen Show-Raritäten wie „Soeben eingetroffen“, „Beat Beat Beat“, „Hör hin, schau zu“, „4 – 3 – 2 – 1 – Hot And Sweet“ und anderen?