Der Bluesrock ist im Wesentlichen das Herz des Rock’n’Roll. Seit Albert King und Andere die Musik ihrer Ahnen mit Strom und Lautstärke aufbohrten, ist er ein wichtiger Teil des Vokabulars eines jeden Rockliebhabers. Wo Vieles in der Versenkung verschwand, hat sich Blues-rock als Subgenre durchgesetzt und immer wieder neu erfunden. Manchmal mag er einem langweilig oder gar spießig erscheinen – vor allem, wenn Künstler ihn zu einem glatten, puristischen Lehrstück degradieren. Deshalb sollten wir uns wieder daran erinnern, welch großen Reichtum musikalischer Schätze er uns zu bieten hat.
The Allman Brothers Band, ›Whipping Post‹, 1969
1969 wagten sich die Brothers live erstmals aus ihrer Südstaaten-Heimat hinaus und brauchten unbedingt Material für ihr Debütalbum. Gregg Allman hätte zu keinem besseren Zeitpunkt auf seine Songwriting-Goldader stoßen können.
Kaum ein Song brachte das Thema Ärger mit Frauen je besser auf den Punkt als dieser, auf dem der Sänger eine Teufelin ins Visier nimmt, die „all mein Geld nahm und mein Auto schrottete.“ Doch der Text war zweitrangig – das Wichtigste hier war der süchtig machende, hymnische Groove, den die Allman Brothers auf LIVE AT FILLMORE EAST von 1971 auf ganzen 23 Minuten in die Länge gejammt wurde.