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Blues Pills: Wie neu geboren

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Blues Pills: Wie neu geboren

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In den letzten Jahren war ein wenig Sand im Getriebe der Blues Pills. Doch seit die schwedische Band sich auf ihre Wurzeln und Leidenschaft zurückbesinnt hat, fühlen sich die Pills wie neu geboren. Diesen Zustand feiern sie auf ihrem gelungenen vierten Album BIRTHDAY. Sängerin Elin Larsson und Gitarrist Zack Anderson erklären im Interview, wie die neue Platte zustande kam und wie Elins Schwangerschaft deren Entstehung positiv beeinflusst hat.

Wie erging es euch in den vier Jahren zwischen HOLY MOLY und BIRTHDAY?

E: HOLY MOLY konnten wir aufgrund der Pandemie gar nicht promoten. Durch diese Pause und der damit zusammenhängenden Reflexion kam es bei uns zu einer Art Wiedergeburt, uns wurde klar, was wichtig ist im Leben. Wir holten ein paar Konzerte nach und haben schließlich angefangen, an diesem neuen Album zu arbeiten. Als wir 2022 mit Airbourne tourten, hatten wir schon einige Songs geschrieben und fertig aufgenommen.

Was ist denn wichtig im Leben?

E: Bei HOLY MOLY gingen wir durch eine schwierige Zeit. Wir betrieben viel Aufwand für diese Platte, Mitglieder verließen die Band und wir konnten die Aufnahmen nicht genießen, weil unser Fokus auf dem ganzen Bullshit drumherum lag. HOLY MOLY war eher eine Therapiesitzung. Danach kam die Pandemie, wir saßen zuhause – da fiel uns erst wieder auf, wie viel Spaß uns Musik macht und warum wir uns für sie entschieden haben. Wir fanden zurück zu unseren Wurzeln und haben uns wieder in unsere Band verliebt.

Wann in diesem Prozess hast du von deiner Schwangerschaft erfahren?

E: Das war, als ich von der Tour mit Airbourne zurückkam, hatte aber nichts mit Airbourne zu tun. (lacht) Die letzten Songs von diesem Album nahmen wir um den Geburtstermin herum auf. Ich war 16 Tage drüber und sang hochschwanger ein. Das war sehr intensiv, man kann ja fast nicht mehr atmen. Bei einem Song meinte Zack: „Hier sollten wir ein Vocal-Solo reinmachen“ und ich dachte mir nur: „Verarscht du mich?“ (lacht)

Was hat deine Schwangerschaft mit der Band gemacht?

E: Mir war meine Schwangerschaft wichtiger als das Album, was gut war, weil man dazu neigt, solche Angelegenheiten komplett zu zerdenken. Manchmal kritisiert man sich selbst am meisten und das konnte ich einfach loslassen. Ich war im Hier und Jetzt, wir hatten Spaß! Wenn wir mit einem Song nicht weiterkamen, schrieben wir einfach einen Neuen. Wir waren richtig im Flow, keine Ahnung, ob das an der Schwangerschaft lag. (lacht)

Es gibt nicht viele Artworks, auf denen schwangere Frauen zu sehen sind. Wie habt ihr die Reaktionen darauf erlebt?

Z: Bis auf wenige Ausnahmen sehr positiv!

E: Es ist ein Fakt, dass Frauen es oft schwerer haben. Ich war halt schwanger und musste arbeiten, wir hatten dieses Album fertigzustellen. Mir ist es wichtig, all das zu normalisieren, deswegen wollten wir diese Fotos auch machen, als ich einen Babybauch hatte. Ich finde, durch die Schwangerschaft gehen zu dürfen, hat etwas Göttliches an sich. Für mich war es der richtige Weg, das zu zeigen, denn das ist nun mal, was passierte. Wir arbeiteten an einer Platte und ich wurde schwanger. Ich kann rocken und schwanger sein. Ich kann ein Rockstar und eine Mutter sein.

Definitiv! Ich bin froh, dass es keine blöden Reaktionen gab. Ich erinnere mich noch an die sexistischen Kommentare zu eurem Song Proud Woman.

Z: Ich denke, diese Fans haben wir inzwischen verloren und das ist auch gut so.

Zack, wie ist es für dich, zu sehen, wie Elin es als Frau im Rock’n’Roll oft echt schwer hat?

Z: Das rückt die Dinge in Perspektive. Wir sind schon lange in dieser Band, da bekommt man vieles mit. Ich war auch schon nur mit Männern in einer Band und es fällt wirklich auf, dass Frauen doppelt so hart beurteilt werden. Ein Mädchen muss fünfmal so gut singen wie ein Typ, sonst ist sie scheiße, während Typen sich auf eine Bühne stellen und schrecklich singen dürfen, ohne dass sich jemand großartig beschwert. Frauen in der Rock-Szene müssen besser als alle Männer sein, sonst zollen ihnen die Leute keinen Respekt.

Apropos. Der Titeltrack klingt fröhlich, ist aber eine Abrechnung. Mit wem genau?

E: (lacht) Wir waren auf Tour und wollten meinen Geburtstag groß in einem Restaurant in Mexico feiern, doch ein Kellner dort hat mich sexuell belästigt und der ganze Geburtstag war völlig im Arsch. Mir ist wichtig, zu betonen, dass es um dieses eine Arschloch im Speziellen geht. Wir fuhren heim und schrieben einen Song darüber.

Wie ist das wunderschöne Top Of The Sky entstanden?

Z: Eine Youtube-Doku hat mich dazu inspiriert. Es ging um einen Influencer, der auf hohe Gebäude kletterte und sich dabei filmte. Eines Tages stürzte er ab und starb. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Es ließ mich auf Social Media blicken, auf unsere Smartphone-Abhängigkeit. Darauf, wie die Menschen Likes nachjagen. Es ist schon eine harte Perspektive, wenn jemand etwas für seine Follower tut und dabei stirbt. Wenn man den Song hört, denkt man vielleicht erst, dass es sich um ein Liebeslied handelt, doch eigentlich bettelt das erzählende Ich um Anerkennung.

E: Ein Spiegel für unsere oberflächliche Gesellschaft. Soundtechnisch sollte ›Top Of The Sky‹ sehr luftig klingen, ein wenig nach Bowie.

Ihr seid seit 12 Jahren in dieser Band. Wie hat sich eure Beziehung über die Jahre entwickelt?

E: Ich hatte schon immer sehr viel Respekt vor Zack, auch wenn wir unsere Meinungsverschiedenheiten hatten. Es gab auch mal Drama, wir konzentrierten uns nicht auf die Musik, sondern auf das falsche Umfeld, die falschen Leute. Doch der Respekt ist immer geblieben und seit wir uns kennengelernt haben, ist er als Person gewachsen. Er ist einer meiner besten Freunde. Auch wenn es die Band irgendwann nicht mehr geben sollte, werden wir befreundet sein.

Z: Wir haben alles zusammen durchgemacht, was man durchmachen kann. Das hat unsere Beziehung nur gestärkt.

Was lässt eure künstlerische Flamme weiterhin brennen?

Z: Es wird immer unendlich viel Musik zu entdecken geben, die einen inspiriert. Für mich ist es wichtig, mich selbst weiter zu pushen. Einen besseren Song als letztes Mal zu schreiben, mein Instrument besser zu spielen. Das hält mich am Laufen.

E: Es ist wichtig, interessiert zu bleiben. Am Instrument oder auch an meiner Stimme. Ich glaube nicht, dass ich schon die beste Version meiner selbst bin, was Gesang und Performance betrifft. Wir sind heute viel offener als früher, das ist sehr inspirierend. Die Aufnahmen zu BIRTHDAY waren ein tolles Erlebnis. Es macht einen großen Unterschied, ob dein Umfeld dir Energie raubt oder spendet.

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