Keine Band ist zu beglückwünschen, die nach Kadavar auftreten muss. Selbst wenn diese Band Blues Pills heißt, auf ihrem aktuellen Album LADY IN GOLD ganz und gar überzeugende Soul-Geschichten erzählt und durch hunderte Konzerte in den letzten Jahren in bestechender Form ist. Dafür ist die entfesselte Energie, der pure Heavy-Rock-Furor von Kadavar einfach zu stark. Niemand kann ihm widerstehen, niemand kann diesem Sturm etwas entgegensetzen, den der Berliner Dreier an einem Freitagabend im Wizemann entfachen.
Kein Jahr ist das letzte Gastspiel des Trios in dieser Location her, die ursprünglich anvisierte MHP Arena in Ludwigsburg war dann wohl selbst für diese beiden Retro-Schwergewichte zu groß. Kadavar kommt das zugute, ihr druckvoller Sound pumpt tonnenweise Adrenalin durch den gut gefüllten großen Club im Wizemann, Schlagzeuger Tiger lässt gewohnt extrovertiert und überschnappend das Tier aus der „Muppet Show“ wie einen Jazzbesen-Wischer aussehen. Das ist Rock’n’Roll in seiner pursten Form, selten zu erleben in dieser unbändigen Energie. Den schweren Start der Blues Pills versteht somit jeder, es ist nun mal was anderes, eine junge Frau volltönend ihre Seele aus dem Leib singen zu hören, als diese drei Rock-Derwische alles und jeden in Grund und Boden spielen zu sehen. Nach einer anfänglichen Umgewöhnungsphase gelingt es dann aber auch den Schweden um Elin Larsson mehr und mehr, das Stuttgarter Publikum zu berauschen.
Sehr soulig und bluesig ist das neue Album ja geworden, geprägt von Gospel, Piano und Chören. Live ist da aber immer noch oft der kratzige, enthemmte Unterton in ihrer Stimme. Dass die Chöre vom Band kamen, ist schade, aber natürlich irgendwie verständlich, der raumfüllende Klangteppich der Alben blieb deswegen aber leider ein wenig auf der Strecke – zumal die Stücke der Band keineswegs auf straighte Riff-Bretter ausgelegt sind und von den vielen Zwischentönen leben. Dennoch haben Songs wie ›Lady In Gold‹, ›Little Preacher Boy‹ oder das hemmungslos zelebrierte ›Devil Man‹ eine ganz eigene beseelte Aura. Von der Bühnenpräsenz einer Elin Larsson mal ganz zu schweigen.