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Blues-Boom: B.B. King (Teil 1)

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Blues-Boom: B.B. King (Teil 1)

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B.B. Kings COMPLETELY WELL war ein bahnbrechender Meilenstein für die Ewigkeit. Der Nachfolger, INDIANOLA MISSISSIPPI SEEDS, stand immer in dessen Schatten, doch er ist ein vergessenes Meisterwerk, das endlich die gebührende Aufmerksamkeit erhalten sollte.

1970 war das Jahr von B.B. King. Während sein Studioalbum COMPLETELY WELL von 1969 weiter Fahrt aufnahm, schaffte es die geniale Single ›The Thrill Is Gone‹ in die Top 3 der „Billboard Best Selling Soul Singles“ und erreichte Platz 5 in den „Billboard Hot 100“. Sie war eine Neuinterpretation eines Hits von Roy Hawkins von 1951 und ihr düsteres Arrangement verhalf King zu einem Grammy in der Kategorie „Best Male R’n’B Vocal Performance“. ›The Thrill Is Gone‹ zeichnete sich durch sein Streicherorchester aus, eine Dosis ohrenschmeichelnder Zuckerguss, wie er in den 60ern auf Country- und PopPlatten gang und gäbe war, doch im Blues war das revolutionär. Dieser Crossover-Hit veränderte auch Kings Leben und wurde zu seinem großen Klassiker. Nach fast 30 Jahren des bis dato andauernden „Über Nacht-Erfolgs“ hatte der King Of The Blues endlich den Sprung vom Genre-Workaholic in den Mainstream
geschafft. Und da er nie der Typ war, der das Gras unter seinen Füßen wachsen ließ, fuhr B.B. in jenem Mai nach Los Angeles, um den Nachfolger zu COMPLETELY WELL aufzunehmen.

„INDIANOLA MISSISSIPPI SEEDS war die erste Platte von B.B., an der ich arbeitete, nachdem ich 1970 von New York nach L.A. gezogen war“, sagt Produzent Bill Szymczyk über Kings 18. Studiowerk. „Ich versuchte nicht, irgendetwas anders zu machen, sondern einfach nur, die beste mir mögliche B.B.-Platte zu erschaffen. In gewissem Sinne könnte man es als COMPLETELY WELL, aber neu und verbessert, betrachten.“ Das Artwork auf SEEDS ist gelinde gesagt ungewöhnlich. Es zeigt eine Gitarre, die aus einer Wassermelone geschnitten wurde, inklusive Hals, Brücke und Pickups, eingestöpselt in einen Verstärker, der aussieht, als sei er durch jede Spelunke der Südstaaten gezerrt worden.


Was hat es mit dem Titel INDIANOLA MISSISSIPPI SEEDS auf sich? Szymczyk erinnert sich an das Gespräch: „Bei einer der Sessions fragte ich B.B., wo er geboren wurde, und er sagte in Indianola, Mississippi. Ich fand es interessant, dass ein so großes Talent aus einem so kleinen Ort kam. Spontan fragte ich ihn, ob er eine Kopie seiner Geburtsurkunde hatte … und er hatte eine! Die verwendeten wir für das Design der Innenhülle. Und die ‚seeds‘ stehen für die Songs, die B.B. der Welt geschenkt hat“. Während die Blues-Ikone Albert King tatsächlich in Indianola, Mississippi, zur Welt kam, „adoptierte“ B.B. King die Stadt hingegen nur als seine Heimat. Tatsächlich machte er am 16. September 1925 seinen ersten Atemzug gut 30 Kilometer entfernt, auf der Berclair-Baumwollplantage in Itta Bena, einem Ort in Leflore County.

Er wurde auf den Namen Riley B. King getauft. Wenige Jahre vor seinem Tod suchte er seinen wahren Geburtsort auf, geleitet von den auf eine Kassette gesprochenen Anweisungen seines verstorbenen Vaters. Der Regisseur Jin Brewer hielt die Szene für seine Dokumentation „B.B. King: The Life Of Riley“ von 2014 fest. Heute ist Indianola wie jede andere Kleinstadt in Mississippi: an der Hauptstraße sieht man Fast-Food-Läden neben mexikanischen Restaurants, Tankstellen und Supermärkten. In der Altstadt, abseits der Leuchtreklamen und dem Lärm, sieht man aber noch die Straßen und Gebäude, die sich kaum verändert haben, seit B.B. an der Ecke Church Street/Second Street vor Passanten spielte. Am Bürgersteig befindet sich ein Wandgemälde seiner Gitarre „Lucille“, um den genauen Ort zu markieren.

1946 zog B.B. King mit seinem Cousin Bukka White nach Memphis, Tennessee, doch war schon nach nur zehn Monaten wieder zurückgekehrt. 1948 unternahm er einen zweiten Anlauf. Diesmal blieb er, tat sich mit den Bihari-Brüdern zusammen, die ein Plattenlabel besaßen, und begann seinen langsamen Aufstieg zu Starruhm.

So wurde er zum Beale Street Blues Boy, was er irgendwann zu B.B. verkürzte, oder einfach B für seine Freunde. 1975 zog er nach Las Vegas, wo er bis zu seinem Tod wohnte. Doch seine Verbindung zu Mississippi und vor allem Indianola war untrennbar. 2005 erklärten das Repräsentantenhaus und der Senat des Bundesstaats den 15. Februar zum „B.B. King Day“, und der Mann der Stunde war überwältigt von dieser Ehrung: „Ich habe nie gelernt, auch ohne Lucille gut zu sprechen“, sagte er in Bezug auf seine legendäre Gibson-Gitarre. „Aber heute versuche ich zu sagen, dass einzig Gott weiß, wie ich mich fühle. Ich bin so glücklich. Danke.“ Und er kommentierte, dass er das letzte Mal bei der Beerdigung von Ray Charles geweint hatte. „Das waren Tränen der Trauer. Heute waren es Tränen der Freude.“ Drei Jahre später eröffnete in dem restaurierten Gebäude der Baumwollentkörnungsmaschine in der Second Street 400 in Indianola das „B.B. King Museum And Delta Interpretive Center“. Als er zur großen Eröffnungsfeier erschien, verriet King, dass er in den 40er Jahren dort gearbeitet hatte.

2015 wurde er dann posthum zum „Außenminister des Blues“ erklärt. Diese Welle der Liebe und des Respekts war so weit entfernt von seinem frühen Leben in Mississippi, dass es kein Wunder war, dass er weinte. Als junger Mann hatte er bittere Armut erlitten. Mit vier Jahren wurde er von seiner Mutter verstoßen, und die Bedrohung durch Gewalt oder Schlimmerem von Rassisten war allgegenwärtig. Einmal musste er mitansehen, wie ein schwarzer Junge von einem weißen Mob gehängt wurde, dann kastriert und hinter einem Auto durch Lexington gezogen. „Wo ich herkam, hängten sie jede Woche jemanden“, sagte er 2012 im „Blues Magazine“. „Das war nichts, das ich nicht zuvor schon erlebt hatte. Das war eines der seltsamen Dinge an den Weißen in der Gegend. Weiße Familien machten einem normalerweise keinen Ärger. Aber die Typen, die Männer, sie hängten fast jede Woche irgendeinen Burschen, einen schwarzen Jungen. Ich wuchs mit der Ansage von Weißen mir gegenüber auf, dass mein einziger Name ‚boy‘ sei“, fuhr er fort. „’Come here, boy! Das ist dein Name‘. Es gab gewisse Regeln, die man schon als Kind kannte. Wenn ich damals einen weißen Mann sah, den ich nicht kannte, ging ich ihm aus dem Weg und ließ ihn vorbei.”

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