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Billy F. Gibbons: „Es sitzt alles in den Händen“

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Billy F. Gibbons: „Es sitzt alles in den Händen“

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Billy Gibbons Album Big Bad BluesMünchen, Ende August. Die Stadt ist ausgedörrt, der Asphalt flirrt in der Hitze…

Draußen am Redaktionsfenster ziehen gespenstisch Tumbleweeds über die sandige Fläche, wo einst sattes Grün das Naturschauspiel im hauseigenen Garten zierte. Der Glutofen Deutschland feuert aus allen Rohren, Schweißperlen bahnen sich erbarmungslos ihren Weg an der Schläfe entlang, die Zunge klebt trocken am Gaumen. Irgendwo in der Ferne quietscht eine metaphorische Saloontür.

So unangenehm die Temperaturen auch sein mögen, rein atmosphärisch betrachtet könnte es wohl kein passenderes Szenario geben, um mit Billy Gibbons zu telefonieren. Wenn sich Monaco in Texas verwandelt, sich 36 Grad durch die Fensterschlitze pressen, einem galant das Gesicht betonieren und Leitungen durchschmoren (so zumindest hört es sich an), dann ist genau die richtige Zeit, um mit dem lil’ ol’ Hound Dog aus Houston zu telefonieren. Anlässe liefert einem der Tausendsassa schließlich mannig und faltig: Sei es die Zukunft von ZZ Top, seine Zusammenarbeit mit John Fogerty oder Super Sonic Bluesmachine oder aber natürlich die jüngste frohe Kunde über seine neue Soloplatte. Direkt und unverblümt schimpft sie sich THE BIG BAD BLUES und erklärt auch den nicht so hellen Kerzen auf dem Kuchen kurz und bündig, was es zu hören gibt: satte Bläue statt flammender kubanischer Klänge.

Alle Fans von erdigen Tönen können erleichtert aufatmen nach Billys letztem und nun ja, für manche eher gewöhnungsbedürftigem Ausflug in autogetunte hispanische Tex-Mex-Gefilde auf seinem Debüt PERFECTAMUNDO. Bis auf ein paar ironische „Guacamole“-Einsprengsel, für die wir ihn alle lieben, ist THE BIG BAD BLUES knochentrocken und saftig triefend zugleich, reiht neue Kompositionen an Gibbons’sche Interpretationen alter Blueswalzen von Muddy Waters, Bo Diddley und Co. und dürfte das aufgewühlte Herz eines jeden anständigen ZZ-Top-Liebhabers sanft mit dem ach so lindernden Bluesbalsam salben…

Lass uns mit den offensichtlichen Fragen anfangen: Warum hast du dich nach deinem Exkurs Richtung Kuba und Afrika mit PERFECTAMUNDO jetzt dazu entschieden, diese sehr klassische Bluesplatte aufzunehmen?
Na ja, das war eigentlich die Idee John Burkes [von Concord Records, Anm. d. Autorin], dass wir zum Blues zurückkehren. Und ich hatte da natürlich nichts dagegen, denn so fing schließlich damals alles an. Und als wir mit den Aufnahmen begannen, aus denen jetzt THE BIG BAD BLUES geworden ist, hat sich das einfach richtig und sehr gut angefühlt.

Warum hast du dich dazu entschieden, ein Soloprojekt daraus zu machen? Die neuen Songs hätten auch gut und gerne auf einer neuen ZZ-Top-Platte sein können, oder?
Na ja, das war irgendwie spontan. Das Ganze fing an als Geplänkel im Aufnahmestudio, wir trafen uns mit einigen Musikerkollegen und spielten und so nahmen die Dinge eben ihren Lauf. Und beide meiner ZZ-Top-Partner, Dusty und Frank, waren drüben im anderen Studio und damit beschäftigt, schon mal die Grundsteine für eine neue ZZ-Top-Platte zu legen. Mit dieser Aufteilung war sozusagen jeder zufrieden. (lacht)

Matt Sorum spielt ja auch Schlagzeug auf THE BIG BAD BLUES, es gibt nun also zwei verschiedene Drummer zu hören…
Wir haben beide gleichzeitig in Texas gearbeitet und trafen uns dann auch in Kalifornien. Dort habe ich Matt in seinem Studio besucht, was dann zu einer Zusammenarbeit führte. Also habe ich sozusagen den kleinen Bonus, zwei Schlagzeuger auf meiner Platte zu haben, die beide ihre ganz eigene Persönlichkeit mitbringen und das zahlt sich meiner Meinung nach wirklich aus. Jeder Song hat so einen individuellen Anstrich je nach Spieler, vor allem da Matt und Gregg einfach tolle Drummer sind.

Und wirst du dann beide auf Tour mitnehmen?
Na ja, tatsächlich hatten wir ja zwei Drummer auf der letzten BFG-Tour, da hatten wir zwei Schlagzeugerinnen dabei. Und Matt und Gregg meinten schon: Wir können die Mädchen ohnehin nicht übertrumpfen, keiner von uns, also kannst du auch nur einen mitnehmen. (lacht)

Der Opener wurde von deiner Frau geschrieben, ist das richtig?
Ja! Wir waren im Studio in Texas und einer der Techniker sah gerade durchs Fenster hinaus in die Lounge und meinte: „Billy, Gilligan sieht sehr vertieft aus in das, was sie da gerade liest. Ist das der neue Gucci-Katalog?“ (lacht) Und sie pausierte kurz und der Techniker konnte sehen, was sie da las und er meinte: „Hey, das sieht mir nach einem guten Anfang eines schönen Songs aus. Warum schreiben wir keine Musik dazu?“ Und ich meinte nur: „Ja, das sieht tatsächlich gut aus.“ ›Missin Your Kissin‹, ich hoffe, sie schreibt das über mich. (lacht)

Kam das schon öfter vor, dass ihr euch privat zusammentut, um ge­­meinsam an Musik zu schreiben oder über deine Ideen zu sprechen?
Nicht wirklich, das war eher eine echte Überraschung und auch unser erster gemeinsamer Anlauf, um zusammenzuarbeiten. Sie hat ein wirklich bemerkenswertes fotografisches Gedächtnis. Sie erinnert sich an jedes Wort jedes einzelnen Songs, den sie jemals gehört hat. Das ist wirklich einmalig. Und sie hat sich dazu entschlossen, diese Gabe zu nutzen, um selbst etwas aufs Papier zu bringen und ich mag den Song wirklich gerne.

Du selbst bist eine lebende Legende, worin liegt für dich nach wie vor der Reiz darin, Cover-Versionen alter Blueshelden oder alte Blues-Motive nachzuspielen?
Na ja, wir wissen, dass das Vermächtnis dieser großen Künstler, die diese großartige Kunstform sozusagen er­­funden haben, lange weiterbestehen wird. Das Interessante ist ja, dass viele der Musiker zwar schon lange von uns gegangen sind, diesen einfach wirkenden drei Akkorden jedoch immer noch einen unanfechtbarer Reiz innewohnt. Ich habe darüber vor kurzem mal mit meinem Freund Jimmie Vaughan gesprochen. Wir unterhielten uns über einen unserer Helden, Jimmy Reed. Und wir hörten uns seine Aufnahmen an und obwohl wir das schon zig mal getan haben, waren wir wieder überrascht, wie wenig langweilig das wird. Man könnte ja meinen, wenn man die gleichen Elemente immer und immer wiederholt, wird es irgendwann fad, aber mit dem Blues ist das anders. Man spielt dasselbe immer wieder und lernt trotzdem dazu. Das ist ein faszinierender Prozess…

Du lernst also immer noch?
Wir lernen immer noch dazu. Einer meiner anderen Helden, Keith Ri­­chards von den Rolling Stones, hat das ganz passend zusammengefasst: Ja, es sind die selben drei Akkorde, wir müssen sie einfach nur anders anordnen. Und ich meinte dazu: Du hast wahrscheinlich Recht. Und wenn wir Glück haben, folgen wir dabei den Fußstapfen von Muddy Waters, der bis zu seinem Lebensende genau das tat, was er am meisten liebte: Den Blues spielen. (lacht)

Ist das deiner Meinung nach auch das markanteste Merkmal, das dem Blues innewohnt?
Ja, es ist fast schon mysteriös, wie diese eigentlich simplen Strukturen gleichzeitig eine fast schon dramatische Komplexität aufweisen können. Und genau diese Komplexität ermöglicht es dir, den selben Song ständig wieder zu hören und immer noch etwas Neues daraus mitzunehmen. Das ist tatsächlich ziemlich erstaunlich.
Ist das eine spezielle Eigenheit des Blues oder ist das bei anderen Genres auch möglich?
Ich denke, das ist durchaus auch bei anderen Genres möglich. Das Schlüsselwort hierbei mag wohl die „Tradition“ sein. Und mit der Zeit und mit der Herausbildung einer Tradition werden natürlich auch andere Genres einen ähnlichen mysteriösen Magnetismus entwickeln können. Der Ge­­danke, den du da hast, ist durchaus richtig.

Was ist die größte Lektion, die dich der Blues bisher gelehrt hat?
Den besten Rat hat mir bisher B.B. King erteilt als er sagte: „Lerne das zu spielen, was du hören willst.“ Als er anfing, nahm er seine Gitarre in die Hand und spielte das, was er in seinem Kopf hörte. Und so funktioniert das auch, da hat er vollkommen Recht. Und wenn dich ein Lehrer in eine Richtung drängen will, in die du nicht gehen willst, dann geh einfach nicht mit.

Warum gibt es kein Cover von B.B. King auf der neuen Platte?
(lacht) Das ist eine gute Frage! Es ist einfach nicht zu toppen, was B.B. King schon getan hat. Er hat quasi alles abgedeckt, wir folgen seinen Aufnahmen und Werken immer noch auf religiöse Weise, er hat diese Kunstform perfektioniert.

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1 Kommentar

  1. Magische Hände und die Fähigkeit gedachte Musikstrukturen damit hörbar zu machen ist das offene Geheimnis jedes guten Musikers. Billy Gibbons ist so ein Musiker. Der magische Ton den dieser Mann zelebriert hat seinen Ursprung in der Kombination aus musikalischem Talent gepaart mit der Fähigkeit sein Instrument zu benutzen um damit magische Sounds zu kreieren. Nicht die Vielzahl der gespielten Noten/Töne ist die Magie dieser Musik sondern die magische Intensität jedes gespielten Tones ist es was magische Sounds und Songs auszeichnet.
    Billy Gibbons ist ein solcher Sound-Magier.

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