Östlich von Eden: sozialkritische Aufarbeitung des Industrieniedergangs Schottlands.
Schon das Debüt THE CROSSING des schottischen Quartetts zeigte 1983 Affinität für gigantisch aufgeplusterte Klangwände – angereichert durch folkloristische Instrumente wie Bagpipes und Fiddle. Auf dem ein Jahr später erschienenen Nachfolger STEELTOWN intensivierte Produzent Steve Lillywhite (u.a. Siouxsie & The Banshees, U2, Ultravox, Peter Gabriel) die Hall- und Dopplungseffekte bis ins Unendliche. Da lassen sich mitunter die ausgewogenen Harmonien, stilistischen Feinheiten und klugen Texte über den langsamen industriellen Zusammenbruch Schottlands am Beispiel der Stadt Corby, die Vokalist, Gitarrist und Komponist Stuart Adamson, ehemaliges Mitglied der Punk-Formation The Skids, auf seinen Home Demos so akribisch austüftelte, nurmehr erahnen. Sicherlich einer der Gründe, warum die 1981 in Dunfermline mit Sologitarrist Bruce Watson, Bassist Tony Butler, Schlagzeuger Mark Brzezicki sowie dem 2001 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Adamson aus der Taufe gehobenen Big Country zum Ende des Jahrzehnts aus dem Blickfeld verschwanden. Mit Abstand von 30 Jahren jedenfalls tönt STEELTOWN – einziges Werk von Big Country, dem es wenigstens kurzzeitig vergönnt war, die Pole Position der UK-Charts zu belegen – dank Lillywhites bombastischen Produktionsstils seltsam antiquiert. Was möglicherweise im Nachhinein noch die Chance nimmt, dass jüngere Generationen Adamsons ausgezeichnete Songs wie ›East Of Eden‹ (einzige Single-Auskopplung von STEELTOWN), ›Flame Of The West‹ und ›Belief In The Small Man‹ wieder entdecken. 17 Archivnovitäten, darunter A- und B-Seiten-Singles, Radio Edits, Rough Mixes und Work-In-Progress-Versionen, ergänzen die 2-CD-DELUXE EDITION.
Empfinde ich keinesfalls so. Die Produktion von Steeltown strahlt eine Rohheit aus, die den Songs gerecht wird und die Energie der Gruppe gut einfängt. Im Gegensatz zu dem eher sterilen Produktion des Debut Albums.
Das gleiche gilt übrigens für das (letzte) fantastische Album Sparkle in the rain von Simple Minds, das aus der gleichen Phase von Lillywhite produziert wurde.