Für Axel Rudi Pell sind Verschnaufpausen ein Fremdwort. Selbst während der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Ungewissheit im Musikbusiness arbeitete der passionierte Stratocaster-Spieler aus Bochum mit seinem geschmackvollen Gespür für griffige Melodien und Hooklines an seinem neuen Werk LOST XXIII.
Seit 1989 veröffentlicht Axel Rudi Pell in regelmäßigen Abständen knackige Alben. Selbst nach der Fertig-stellung seiner 21. Studio- LP LOST XXIII kann sich der Bochumer seine dauerhafte Kreativität nicht erklären: „Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, woher meine nicht abreissende Inspiration kommt. In mir lodert seit jeher eine Flamme und Musik war für mich nie nur ein Job, sondern schon immer ein Lebensgefühl. Meine Band und ich haben auch nach all den Jahren verdammt viel Spaß daran, Platten aufzunehmen und an-schließend auf Tour zu gehen. Bisher hat mir der liebe Gott kein Ende dafür aufgezeigt oder in irgendeiner Weise Grenzen gesetzt. Lustigerweise läuft es bei mir vor und nachdem eine Scheibe fertig aufgenommen ist, immer gleich ab. Wenn mein Equipment Stück für Stück wieder zu Hause eintrudelt und ich ein meine Gitarren in die Hand nehme, fallen mir andauernd neue Songideen oder Riffs ein. Diese nehme ich anschließend mit der Voice-Memo-Funktion meines Smartphones auf und überspiele sie später auf meinen Rechner. Wenn sich aus-reichend viele Ideen angesammelt haben, gibt es einen zwanghaften Break, denn sonst ufert die Kreativ-
phase aus. Für LOST XXIII hatte ich ganze 278 Dateien auf der Festplatte. Anschließend picke ich mir meine Favoriten aus den Memos heraus und komponiere die Stücke für die kommende Scheibe. Was nicht verwendet
wird, wird schnurstracks gelöscht. Ich möchte nämlich jede neue LP mit frischen Einfällen und einem klaren Kopf angehen.“
Während dieser Sessions kreiert Axel für seine Alben klassische und enorm ausgeklügelte Hardrock-Spannungskurven zwischen treibenden Up-Tempo-Nummern, straighten Rockern und gefühlvollen Power-
Balladen. „Ein Konzept im eigentlichen Sinne gibt es dabei nicht. Ich lasse mich bei der Zusammenstellung einer Platte komplett von meinem Bauchgefühl leiten. Wenn mir irgendwann keine schnellen Tracks oder Balladen einfallen, die mir taugen, dann kommt eben kein Stück aus dieser oder jenen Kategorie auf die Scheibe. Sowas in der Art ist mir aber zum Glück noch nie passiert. Wenn ich darüber nachdenke, wäre es doch auch ziemlich langweilig, wenn man mit dem Vorsatz an eine Produktion geht, dass man beispielsweise so und so viele Songs aus einer Nische in der und der Reihenfolge auf eine LP knallt.“ Wie gewohnt war Axel Rudi Pell auch wieder für LOST XXIII der ausführende Produzent. „Bei der Produktion meiner Alben nehme ich sehr gerne im Studio auf meinem Producer-Sofa Platz. Von dort aus lasse ich den Sound, den der Toningenieur am Pult mischt, auf mich wirken. Was mir dabei total in die Karten spielt ist, dass wir alle nacheinander die einzelnen Instrumente aufnehmen. Wenn beispielsweise mein Drummer Bobby Rondinelli seine Spuren einge-tütet hat, spiele ich gleich anschließend alle Rhythmusgitarrentracks ein, bevor es dann mit den Parts meiner anderen Bandkollegen weitergeht. Warum ich selbst produziere ist auch schnell erklärt. Von LOST XXIII, genau
wie von all seinen Vorgängern, hatte ich schon vor dem Gang ins Studio ein genaues Bild im Kopf. Um diese Vorstellung mit den anderen zu teilen, fertige ich in der Pre-Production Guideline-Tapes an. Damit kann sich jeder in meiner musikalischen Gedankenwelt zurechtf in- den. Im Prinzip macht ein externer „Kapitän“ auf dem ARP-Schiff also keinen Sinn.“