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Anvil: Lips im Interview – Mehr, einfach mehr! | ungekürzt

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Anvil: Lips im Interview – Mehr, einfach mehr! | ungekürzt

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Oh, da bin ich mir absolut sicher! (lacht) Vor einigen Tagen habt ihr eure neue Single veröffentlicht. ›Ego‹ heißt das gute Stück. Wie beurteilst du die Reaktionen bisher? Liest du überhaupt Kommentare auf Facebook oder Youtube?
Oh ja, das mache ich schon und manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass die Leute echt nix kapieren. Also gar nichts. Ich finde das eigentlich echt lustig. Also einigen gefallen die Texte nicht. Ich weiß nicht, was das heißen soll. Ich verstehe nicht, was man daran jetzt nicht mögen kann, es geht einfach um jemanden mit großem Ego. Also, was ist das Problem? Das kapier ich nicht. Vielleicht reden Leute nicht gerne über Gefühle…

Naja, grundsätzlich ist „Ego“ ja ein gutes Rock- oder Metal-Erzählmotiv…
Ja, klar. Also bei mir passiert das unbewusst, das Schreiben. Um was geht des da? Es könnte um Sachen gehen, zu denen ich eigentlich keinen Kommentar abgeben will. Oder gewisse Leute, zu denen ich keinen Kommentar abgeben sollte. Und in gewisser Weise könnte ich aber auch über mich selbst sprechen. Manchmal, weißt du (lacht), sagst du Dinge und redest eigentlich über dich selbst. Also, was sind die Gründe… Also, der psychologische Aspekt des „Egos“. Was ist „Ego“ überhaupt? Und wie kommen solche Leute mit ihrem Leben zurecht? Ego kommt ja von einer tiefliegenden Unsicherheit. Leute, die tief in ihrem Herzen nicht an sich selbst glauben. Deswegen erschafft man dieses massive Übergestell…

Um zu kompensieren…
Ja und um sich dahinter zu verstecken. Und das kann so weit gehen, dass man in geschlossenen Räumen Sonnenbrillen trägt. (lacht) So weit kann das gehen.

Tust du das? (lacht)
Nein, ich nicht. (lacht) Fast nie. Schau, die Augen sind alles. In den Augen steckt die Wahrheit, Mann. Wenn man eine Sonnenbrille trägt, verbirgt man die Wahrheit, Gefühle, die Wahrheit oder einfach, wer man selbst ist. Ist ganz egal, wer das macht, so sehe ich das einfach. Worum geht’s da? Ich bin mir nicht ganz sicher. Um Unsicherheit vielleicht? Keine Ahnung, aber wahrscheinlich spielt Unsicherheit genauso eine Rolle wie das Bedürfnis nach Privatsphäre.

Naja, die perfekte Verschleierung.
Ja und ich persönlich nennen das den „Michael Schenker“. (lacht)

Warum? (lacht)
Weil er das mal bei mir gemacht hat. Ich habe auf einem Festival in Holland gespielt und die Michael Schenker Group war nach uns dran. Ich war gerade dabei, mein Zeug abzubauen. Also wollte ich einen Verstärker wegtragen und dieser Typ in Kapuzenpulli und Sonnenbrille kam zu mir her und fragte: Hey, kann ich dir damit helfen? Und ich hab irgendwie nicht aufgepasst und sagte nur: Och nein, das passt schon, danke. Danach kam Robbo zu mir und fragte, was Michael denn von mir wollte. Und ich so: Äh, wer? Und er so: Ja, das in dem Hoodie und mit der Sonnenbrille, das war Michael, der dir da helfen wollte. Und ich dachte mir so: Oh Mann!!

Du hast ihn einfach nicht erkannt?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin sofort zu ihm gerannt und rief: Michael, sorry, dass ich so komisch war, ich habe einfach nicht kapiert, dass du vor mir stehst! Und er fing an zu lachen und es war witzig. Naja, so Anekdoten eben. Aber so kann man natürlich umher-manövrieren. Ich meine, wenn du berühmt bist, hast du die Wahl: Du kannst entweder total verhüllt rumlaufen und das machst du, wenn du nicht gestört werden möchtest. Wenn ich beispielsweise vor einem Gig mein Equipment auf der Bühne checken muss, dann ziehe ich meinen Hoodie an und binde meine Haare zurück und niemand erkennt mich mehr. Noch meine doofe Brille dazu, weil ich einfach nicht gut sehen kann, und jeder so: Wer zur Hölle ist der Kerl mit der fucking Brille? Das ist doch nicht Lips, oder?

Es ist Michael Schenker! (lacht)
(lacht) Ja, ich mache dann sozusagen das gleiche. Manchmal geht es einfach nicht anders.

Damit man sein Zeug erledigen kann.
Ja, es ist halt ein Weg, um herumzumanövrieren ohne erkannt zu werden. Es ist einfach ein zwiespältiges Ding. Ich bin einfach ein Mensch, ein ganz normaler Typ, aber für ein gewisses Publikum bin ich halt der eine Typ.

Ja, ein kleines bisschen Rockstar-Mythos musst du uns schon lassen! (lacht)
Ja, aber es ist auch schön, einfach normal in den Straßen rumzulaufen, ohne erkannt zu werden.

Wie sehr hasst du eigentlich Navigationssysteme? Ich denke mal, schon ein bisschen, wenn ich mir deinen neuen Song ›Bitch In A Box‹ so anhöre.
Ja! (lacht) Dieses verdammte Ding macht ziemlich viel Ärger. Wir hatten schon Situationen, in denen die Straße umgebaut wurde und dann bist du am Arsch. Du hast keinen Schimmer, wo du hinmusst. Und das Ding sagt ständig nur: Bitte wenden! Was sollst du da machen?

Einen Song drüber schreiben! (lacht)
Ja und rechts ranfahren und nach der Richtung fragen.

Oldschool!
Ja, es geht nicht anders.

Es gibt da auch den Song auf dem Album namens ›Fake News‹. Das zeugt ja schon von einem politischen Bewusstsein. Was bedeutet dieser Begriff für dich? Wie würdest du ihn beschreiben und beurteilen?
Das ist für mich der Anfang vom Ende der Demokratie. Das ist das größte Anzeichen für das Scheitern der Demokratie, dass es so einen Begriff überhaupt gibt.

Inwiefern?
Naja, dass du diesen Eindruck hast, dass man dir Sachen erzählt, die nicht wahr sind. Weißt du, diese Vorstellung, dass ein großer Nachrichtenkanal dir Lügen erzählt. Das ist doch der Untergang der freien Welt. Ich könnte jetzt echt politisch werden und es gibt da viele Sachen, über die ich mir erst seit kurzem Gedanken mache. Eine ganz neue Perspektive, die alles in allem ziemlich alarmierend ist. Also, wir müssen uns echt Sorgen machen. Also ich meine, wir beurteilen Dinge ja. Wir Menschen sitzen hier und versuchen irgendwie das, was um uns rum geschieht, zu beurteilen und irgendwie kann man sich auf nichts mehr verlassen. Also, wie willst du ein Urteil fällen, wenn du das Gefühl hast, dich auf nichts verlassen zu können? Alles kann auf einmal zur Verschwörung werde, weil wir irgendwie total die Richtung verloren haben und nicht mehr einordnen können, was wahr und was falsch ist. Das ist ein Kontrollverlust. Ganz einfach. Das ist, als würdest du deine Hände vom Steuer nehmen und das Auto selbst weiterfahren lassen. Das ist wie im freien Fall. Wie soll man sich da noch zurecht finden oder jemanden wählen? Oh, da kommt gerade schon der nächste Anruf rein.

Oh, musst du da rangehen?
Ja, wahrscheinlich. Oder zurückrufen vielleicht. Ich weiß nicht.

Hm. Also ich habe noch ein paar Fragen. Vielleicht können wir einfach ein wenig das Tempo anziehen. Ich wollte noch fragen, zu welchem älteren Anvil-Album POUNDING THE PAVEMENT am ehesten passt deiner Meinung nach. Gibt es da eins?
Nein, nicht wirklich. Jede Platte ist anders und hat ihre eigene Zeit und ihren eigenen Platz. Ich glaube nicht, dass man das vergleichen kann. Für mich ist das ein Statement im Hier und Jetzt, also ist es echt schwer, das mit einem Statement von gestern zu vergleichen. Das wäre ja wie die Frage: Ist gestern oder heute besser? Ich habe keine Ahnung, es gibt bestimmt Dinge, die gestern besser war, aber keine Ahnung.

Also war das jetzt einfach die falsche Frage!? (lacht)
Naja, nicht notwendigerweise, ich habe sie einfach nur so gut wie möglich beantwortet.

Wird es dir manchmal zu blöd, über den Anvil-Film zu sprechen?
Nein, nicht wirklich. (zögert) Ich meine, das ist einfach das, was die Leute kennen. Mein Fuß in der Tür, ich kann mich glücklich schätzen, dass das passiert ist.

Kennst du den Film über Jon Mikl Thor? Auch ein kanadischer Heavy Metal-Typ aus den 70ern und 80ern?
Ich habe davon gehört, aber den Film nie gesehen.

Wie denkst du darüber, kopiert zu werden? Das Konzept des Films ist ja ziemlich ähnlich zu eurem…
Ja, naja. Was halte ich davon? Alles wird irgendwie kopiert. So läuft das einfach…

Da ihr ja beide aus Kanada seid und sein Zeichen der Hammer ist und eurer Zeichen der Amboss: Vielleicht könntet ihr den Support-Slot der kommenden Tour ja an ihn vergeben und eine kanadische „Anvil & Hammer“-Tour machen? Kleiner Scherz am Rande. (lacht)
Es gäbe auch noch eine kanadische Metalband namens Sword! (lacht)

Oh wow, was wäre das für ein stahlhartes Triple! (lacht)
Ja wäre es wirklich, eigentlich ziemlich clever. Aber ich kenne diese Typen nicht.

Was ist dein größter Wunsch für die Zukunft von Anvil?
Mehr!

Mehr?
Mehr! Ganz einfach, in einem Wort: Gebt mir mehr von allem!

Und die letzte Frage, die mich persönlich einfach sehr interessiert: Wie viele Vibratoren hast du auf der Bühne schon totgenudelt?
Oh Jesus, ich wechsle die alle paar Jahre. Die gehen kaputt.

Du machst sie kaputt? (lacht)
Ja, sie gehen halt kaputt. (lacht) Für gewöhnlich der Teil, mit dem man die Geschwindigkeit einstellt und das Ding an und aus macht, da gibt es irgendein Problem mit der Batterie. Dieser Metall-Clip, der da rumgeht, ich weiß auch nicht. Dieser Teil der Apparatur bricht einfach gerne und kann nicht repariert werden, deswegen musst du das ganze Ding ersetzen.

Also hast du da einige benutzt über die Jahre.
Ja und ich habe zwei oder drei Favoriten. Die halten das fünf oder sechs Jahre aus.

Und ist das ähnlich, einen Vibrator an einer Gitarre und an einer Frau zu verwenden?
(lacht) Äh, weiß ich nicht. Woher soll ich das wissen.

Klar weißt du das nicht!
Naja. Habe ich ihn an meiner Frau benutzt? Nein!

Okay. Ich frage nur, weil es ja oft Leute gibt, die Gitarren, also kurvige Gitarrenkörper, mit Frauen vergleichen. Deswegen war es für mich eine mehr als logische Konsequenz, einen Vibrator bei einer Gitarre anzuwenden. (lacht)
Ja, das stimmt tatsächlich. Und ich habe da viele Techniken und bin über die Zeit sehr künstlerisch und innovativ geworden. (lacht)

Sehr schön! (lacht) Naja, dann lasse ich dich jetzt mal deine verpassten Skype-Anrufe nachholen. Sorry, dass es länger gedauert hat und danke für deine Zeit!
Kein Problem, hat Spaß gemacht.

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