Biergarten oder Metal? Klar: Metal.
München im Hochsommer, das bedeutet: Die Sonne scheint – und es herrscht Biergartenwetter. Noch dazu ist Fußball-Weltmeisterschaft. Alles in allem nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Old School Metal-Konzert in einem kleinen Club.
Dennoch: Durch die jüngst erschienene Dokumentation ANVIL – DIE GESCHICHTE EINER FREUNDSCHAFT werden heute doch einige neugierige neue Fans in das 59:1 gelockt, die überprüfen wollen, ob die tragische Geschichte der kanadischen Band wirklich stimmt. Ganz im Gegensatz dazu freuen sich die alten Fans, dass Sänger und Gitarrist Steve „Lips“ Kudlow, Schlagzeuger Robb Reiner und Bassist Glenn Five endlich mal wieder auf Tour kommen.
Die humoresken Höhepunkte der Film-Dokumentation bleiben heute zum Glück aus – genauso wie die tragischen Momente. Statt-dessen wird astreiner Thrash Metal der ganz alten Schule geboten, nicht nur von den Songs, sondern auch vom Stage Acting her. So springt Lips (und zwar gleich nachdem er auf die Bühne gekommen ist) runter in die Leute, um inmitten der gut 150 Fans das komplette Instrumental ›March Of The Crabs‹ unter tosendem Beifall durchzuspielen. Man sieht ihn inmitten der fliegenden Haarbüschel nicht mehr, aber bei seiner erneuten Rückkehr auf die Bühnenbretter hat er ein breites Grinsen auf den Lippen. Das Eis ist damit also gebrochen, und an spielerischen Fähigkeiten kann der bisherige Erfolgsmangel nun wirklich nicht liegen. Denn Anvil haben’s drauf und rocken ›666‹, ›Thumb Hang‹ und ›Forged In Fire‹ ohne große Mühe runter.
Auch die Songs vom aktuellen Album THIS IS THIRTEEN kommen gut an, aber erst bei den letzten Tracks des Abends, ›Metal On Metal‹ und der Zugabe ›Jackhammer‹, klettert die Stimmung auf den Höhepunkt. Das anschließende Bad in der kleinen Fan-Menge inklusive Fotos, Autogrammen und Küsschen für die Frau haben die Kanadier in den letzten 30 Jahren perfektioniert. Fazit: Alle, die nicht in den Biergarten gegangen sind, haben heute definitiv die richtige Entscheidung getroffen.