Künstliche Intelligenz
Trail Of Dead hatten nichts zu tun, ein Traum wird wahr. Nichts als Bücher lesen, mit dem Hund Gassi gehen, wandern in den Hügeln um Austin, zu Hause kochen und Dokumentationen gucken. Musikdokus, die das Gefühl weckten, sich wieder mit dem oft nostalgisch wahrgenommenen Goldenen Zeitalter der Rockmusik
zu verbinden. Damals, vor Autotune, vor Pro Tools, bevor Musik perfekt sein musste, um irgendwo Zugang zu erhalten. Eine vergangene analoge Ära, an die Trail Of Dead wieder anknüpfen wollten. Eine alte Scheune von Freunden in Texas brachte die Lösung, alles konnte, nichts musste. Zwei Schlagzeuge und drei Gitarren-Cabinets wurden permanent in Betrieb gehalten, nur der Platz an der Synthesizer-Wand mit der Leslie-Orgel war vergeben. Leicht haben es Trail Of Dead dem Zuhörer noch nie gemacht – nicht ihr Stil. Und so braucht es auch dieses Mal einige Durchläufe, bis man den zeitweise komplexen Strukturen folgen kann, um sie anschließend umso mehr zu lieben. Das Gros der 22 Tracks wird durch unzählige Interludes zusammen-gehalten, manche Songs driften sanft in lange Improvisationen ab (›Protest Streets‹, ›No Confidence‹), während andere als knallharte, minutenlange Memoranden (›Taken By The Hand‹) daherkommen. In ›Field Songs‹, ›Contra Mundum‹ oder ›Millennium Actress‹ demonstriert das Sextett nachhaltig, wie umwerfend sie herzschmelzende Melodien und elektrisierende Rhythmen (›Water Tower‹) kombinieren können. Moderne Musik muss nicht stumpfsinnig sein und sich einem Genre anpassen, um von Liebhabern geschätzt zu werden.
9 von 10 Punkten
…And You Will Know Us By The Trail Of Dead
XI: BLEED HERE NOW
INSIDE OUT/SONY