Eine Band wie Anathema ist nicht so ohne Weiteres zu begreifen. Eher ist sie zu erfühlen, zu erleben. Immer schon herrschte bei den Liverpoolern Emotion über Kalkül, immer schon war der inhärente Drang nach Weiterentwicklung stärker als jede Formel. „Wir sind mittlerweile völlig furchtlos“, sagt Vincent Cavanagh über das zehnte Album DISTANT SATELLITES. Und hat sich offensichtlich damit abgefunden, niemals Perfektion zu erreichen.
Es ist schwer zu sagen, wann genau die Gebrüder Cavanagh diesen Punkt in ihrer Karriere erreicht haben. Diesen Moment, an dem sie gemerkt haben, dass ihre Band einzigartig ist. Dass sie praktisch keinerlei Einschränkungen unterliegt. Dass sie auch mit unkommerzieller, progressiver, anspruchsvoller Musik große Erfolge feiern kann. War es ALTERNATIVE 4, mit dem sie sich 1998 vom Metal verabschiedet hatten? Oder doch WE’RE HERE BECAUSE WE’RE HERE, das 2010 eine siebenjährige Pause beendete und die Band in ihrem zweiten Frühling zeigte? Was es auch ist – es macht auch DISTANT SATELLITES zu einem wunderbaren, schwerelosen, zu einem in sich ruhenden Werk. „Dieses Album ist wie ein erneutes Freischwimmen für uns.“ Vincent Cavanagh ist sichtlich zufrieden mit dem Resultat, aber wie immer zu bescheiden, um es zuzugeben. Dann drückt er sich doch lieber zurückhaltend aus. „Wir waren schon immer experimentell und hatten keine Scheu vor Weiterentwicklung, doch dieses Album ist auch für uns ein großer Schritt nach vorne.“