Ein Blues-Meister in Ekstase
Er hat seine Ankündigung wahr gemacht. Eric Clapton hatte immer gesagt, dass er nach seinem 70. Geburtstag nicht mehr auf Welttourneen gehen wolle. Und in der Tat kann man bei den fünf Konzerten, die der mittlerweile 73-Jährige in diesem Sommer spielte (neben den beiden Deutschlandshows standen nur ein Auftritt im Londoner Hyde Park und zwei im New Yorker Madison Square Garden auf dem Reiseplan) wohl kaum von einer Tour sprechen. Andererseits ist es auch nicht ganz verkehrt, doch an eine Tournee zu denken – oder zumindest an die Fortsetzung seiner letzten großen Konzertreise. Denn die Setlist ist seit der in der DVD-Dokumentation PLANES, TRAINS AND ERIC festgehaltenen Japan-Tour von 2013 nahezu unverändert geblieben, wie Clapton-Kenner bei den beiden ausverkauften Arenen-Shows in Köln und Hamburg rasch feststellten. Im Mittelpunkt der gut 100-minütigen Performance stand klar der Blues (mit gleich zwei Stücken von Claptons Idol Robert Johnson).
Wer etwa auf die Pop-Hits der 80er, mehr Songs von seinen 70er-Alben oder generell auf Überraschungen gewartet hatte, kam nicht auf seine Kosten. Aber dennoch gab es keine enttäuschten Gesichter im Publikum – im Gegenteil. Gerade bei den langen Blues-Improvisationen wie auch beim Akustik-Set brach sich pure Begeisterung Bahn (wobei entgegen dem regionalen Klischee die Hamburger noch mehr abgingen als die Kölner). Das mag auch an der an zwei zentralen Stellen umbesetzten Band gelegen haben: Statt Gitarrist Andy Fairweather-Low ist der feurige Doyle Bramhall III zurückgekehrt und statt Steve Gadd saß der eher Groove-betont spielende Sonny Emory (einst bei Earth, Wind & Fire) am Schlagzeug. Doch zuallererst war es Clapton selber, der in seinen melodisch fließenden Soli die Musik stets vorantrieb, sich nie wiederholte (auch im Tagesvergleich Köln-Hamburg nicht) und einen für ein paar ekstatische Momente glauben ließ, dass die Sprayer in den Sixties vielleicht doch Recht hatten, als sie in London an die Wand sprühten: Clapton is God