Opulente Werkschau der schottischen Hardrocker.
Im kollektiven Musik-Bewusstsein verankert sich zumeist nur Ansprechendes, Gefälliges, Schmuckes und allzu Liebliches. So auch im Falle von Nazareth. Aufs Stichwort erfolgt allzu häufig die stereotype Entgegnung: Ach die, ›Love Hurts‹, stimmt’s? Nazareths monumental kitschige Cover-Version eines Everly-Brothers-Hits im Breitwandformat dürfte tatsächlich die bekannteste Nummer des schottischen Quartetts um Kratzstimme Dan McCafferty sein.
Allerdings dicht gefolgt von Nazareths kongenialer Fassung von Joni Mitchells ›This Flight Tonight‹. Mädchen mochten die Triefballade ›Love Hurts‹, Jungs auch, aber nur deshalb, weil sich der Titel vor allem als Stehblues eignete, um in Tuchfühlung mit dem weiblichen Geschlecht zu kommen. Allerdings zählten die 1968 in Dunfermline gegründeten Nazareth zwar zu den späten, aber auch ziemlich erfolgreichen Nachzüglern des zweiten britischen Blues-Booms. Zumindest zeitweise betrachtete man die Nazarener als Led Zeppelin im Kilt.
Mit den Vorurteilen auf räumt die Komplett-Werkschau LOUD & PROUD SUPER DELUXE BOX, limitiert auf 5.000 Stück – wovon rare 500 Stück handsigniert sind. Zumindest die mit Gitarrenvirtuose Manny Charlton, Bassist Pete Agnew und Schlagzeuger Darrell Sweet komplettierte Urbesetzung verstand sich griffig zwischen Blues, Metal, Pop und Hardrock zu inszenieren. 23 remasterte CD-Studioalben von NAZARETH (1971) bis ROCK’N’ROLL TELEPHONE (2014), zwei Dreifach-CDs (u.a. Singles, EPs, B-Sides, Bonustracks, Rares, Unveröffentlichtes), vier Vinylalben, davon zwei im Doppel-Format inklusive Picture Disc, drei Seven-Inch-Singles, ein 52-seitiges Hardcover-Buch, diverse Memorabilia (Tour-Programme, Poster, Texte) sowie ein Metal-Pin-Badge vereint das Rundum-glücklich-Paket.
Im absoluten Kreativhoch befand sich die Truppe auf den zehn Alben von RAZAMANAZ (1973) bis THE FOOL CIRCLE (1981) – die sollten nun wirklich in keiner gutsortierten Hardrock-Sammlung fehlen.
9/10
Nazareth
LOUD & PROUD SUPER DELUXE BOX
BMG