Mit den beiden Netflix-Serien „Daredevil“ und „Jessica Jones“ deutete sich vor drei Jahren an, dass man bei Marvel die Zeichen der Zeit richtig gedeutet hatte: Keine glamourösen Supermenschen standen hier im Mittelpunkt, sondern jene Figuren aus der zweiten Heldenreihe, die in Comicform von Autoren wie Brian Michael Bendis, Roger McKenzie und Frank Miller für die Exploration dunklerer, doppelbödiger Themen und experimenteller Erzählperspektiven genutzt wurden. Das Versprechen radikal neuer Blickwinkel auf Superheldentum lösten die Serien zunächst teilweise ein. Der Netflix-Strategie, vielversprechende Storyideen in überlangen Serienquark breitzutreten, fielen in Folge jedoch sowohl „Luke Cage“, „The Punisher“ und die Folgestaffeln der oben genannten Marvel-Titel zum Opfer. Mangelnder erzählerischer Fokus und eine mäandernde Dramaturgie sind nur einige der Verfehlungen, die nun in bisher eklatantester Form „Marvel’s Iron Fist“ zeigt und die das Marvel-Netflix-Serienuniversum nach starkem Beginn vor drei Jahren endgültig in Richtung austauschbarer Belanglosigkeit abrutschen lässt.
4/10
Marvel’s Iron Fist – Staffel 1
Disney