DVD: Ein nonkonformistischer Gitarrenvirtuose blickt zurück.
Freunde, Kollegen und Wegbegleiter von Jeff Beck finden sich eine ganze Menge in Regisseur Matthew Longfellows 108-Minuten-Dokumentation STILL ON THE RUN – THE JEFF BECK STORY. Zwischen rarem Archivmaterial kommen David Gilmour, Jan Hammer, Joe Perry, Beth Hart, Slash sowie die Mitglieder aus der aktuellen Formation des achtfachen Grammy-Gewinners zu Wort. Auch Rod Stewart und Ron Wood, Becks Sidekicks von 1967 bis 1969, ließen sich vor die Kamera locken. Mit Schmunzeln erinnert sich Wood daran, dass der Chef ihn zwischen den Alben TRUTH und BECK-OLA sowie nervenaufreibenden US-Tourneen immer wieder mal feuerte, nur um ihn wenig später erneut anzuheuern. Ähnlich hart aber herzlich ist auch Becks Verhältnis zu den ebenfalls interviewten Jugendfreunden Jimmy Page und Eric Clapton. Als letzterer bei den Yardbirds ausstieg, ersetzte ihn Beck, der wiederum nach kurzem Doppel-Gitarren-Gespann mit Page diesen als seinen Nachfolger installierte.
Während Page und Clapton zu Superstars avancierten, blieb der passionierte Hot-Rod- und Sportwagenliebhaber Beck ein wagemutiger Grenzgänger und experimentierfreudiger Innovator mit Hang zu Exotischem von Jazz Fusion bis Fifties-Rock’n’Roll. Aber auch ein Exzentriker, dessen diverse Besetzungen der Jeff Beck Group oder der Versuch mit Beck, Bogert & Appice eine Supergroup zu etablieren jeweils nur kurz währten. Dennoch überwiegen bei Becks Nonkonformismus die Vorteile: Bis in die Gegenwart gelang es dem ungebrochenen Virtuosen nicht nur seine Jugendlichkeit zu konservieren, er konnte sich auch die Neugierde bewahren über den Tellerrand zu blicken, um unbekanntes Terrain zu erforschen, wie aktuelle Veröffentlichungen und stets hochspannende Konzerte beweisen. Als Bonus hängen fünf bislang unveröffentlichte Mitschnitte vom Montreux Jazz Festival 2007 an.
9/10
Jeff Beck
STILL ON THE RUN – THE JEFF BECK STORY
EAGLE VISION/UNIVERSAL